1. August 1944 - Polen gedenkt des Warschauer Aufstands im Zeichen des Ukrainekriegs

Di 02.08.22 | 08:29 Uhr
Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender und Chef der Unions-Bundestagsfraktion, legt am Denkmal für den Warschauer Aufstand 1944 einen Kranz nieder. (Quelle: dpa/Friedemann Kohler)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.08.2022 | Jan Kummer | Bild: dpa/Friedemann Kohler

Das Nachbarland hat am Montag des Warschauer Aufstands gedacht. Vor 78 Jahren hatte sich die Polnische Heimatarmee gegen die Besatzer aus Hitler-Deutschland erhoben. In diesem Jahr stand die Erinnerung im Zeichen eines anderen Krieges.

Es gilt als eine der größten Militäraktionen im von Hitler-Deutschland besetzten Europa: der Warschauer Aufstand von 1944. Am Nachmittag des 1. August brach er aus und kostete bis zum 2. Oktober rund 15.000 Soldaten der im Untergrund gebildeten Polnischen Heimatarmee (polnisch: Armia Krajowa) sowie hunderttausende Zivilisten das Leben. In Polen wird bis heute mit einem staatlichen Feiertag daran erinnert. In diesem Jahr steht das Gedenken ganz im Zeichen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

Vergleiche mit Mariupol

Bei einer Fotoausstellung unter dem Titel "Warschau-Mariupol" in der polnischen Hauptstadt wird das deutlich. Auf den Bildern werden historische Aufnahmen des zerstörten Warschaus von 1944 gezeigt. Aber auch Fotos, die in diesem Jahr aufgenommen wurden – von der von russischen Truppen zerbombten Stadt Mariupol. Polens Präsident Andrzej Duda sagte am Montag bei einem Besuch der Ausstellung, was damals in Warschau passiert sei, ähnle der heutigen russischen Aggression in der Ukraine.

Duda dankte in diesem Rahmen den Polen für deren Hilfe für die Ukrainer. Seit Beginn des Krieges hat das Nachbarland rund 4,4 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Das Bewusstsein, andere Menschen in Not nicht im Stich zu lassen, sei auch eine Folge der Ereignisse vor 78 Jahren, sagte der Präsident. Eine Einschätzung, die auch Zeitzeugen des Warschauer Aufstands teilen.

"Für das gesamte demokratische Europa"

So zum Beispiel Wanda Traczyk-Stawaska, die am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte und in Polen wie eine Heldin verehrt wird. Sie sagte, dass den Ukrainern jede erdenkliche Hilfe zukommen müsse, da sie für das gesamte demokratische Europa kämpfen: "Wenn wir Putin jetzt nicht aufhalten, wird er wie Hitler bis Paris und noch weiter gehen", so die heute 95-Jährige wörtlich.

Beim Warschauer Aufstand hatte sich am 1. August 1944 die Polnische Heimatarmee gegen die deutschen Besatzer erhoben. Nach 63 Tagen und hohen Verlusten kapitulierte sie jedoch wegen der aussichtlosen Lage. Die Hoffnung, dass die russische Armee, die zum damaligen Zeitpunkt bereits auf der anderen Seite des Flusses Weichsel stand, in die Kämpfe eingreift, erfüllte sich nicht.

Als Vergeltungsmaßnahme ließ Adolf Hitler gleich nach Beginn des Aufstandes große Teile von Warschau in Schutt und Asche legen. Bei Strafaktionen gegen die Zivilbevölkerung starben nach Angaben von Historikern zwischen 150.000 und 200.000 Menschen.

Sirenen und stilles Gedenken

Jährlich gedenkt Polen am 1. August um Punkt 17 Uhr an diesen schicksalhaften Tag. Die Zeit markiert den Beginn des Warschauer Aufstands. Traditionell heulen in Warschau und in vielen anderen Städten Polens wie beispielsweise in Słubice dann die Sirenen. Für eine Minute steht das öffentliche Leben still. In der Hauptstadt etwa halten Busse und Bahnen an, Menschen verharren schweigend auf der Straße – in Erinnerung an den Aufstand und die vielen Toten von 1944.

Sendung: Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag, 01.08.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Jan Kummer

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