12 Euro Mindestlohn ab 1. Oktober - "Viel hat man davon auch nicht, weil man auch mehr Ausgaben hat"

Fr 30.09.22 | 15:54 Uhr
  4
Friseurin schneidet Haare.(Quelle:dpa/S.Simon)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.09.2022 | Marie Stumpf | Bild: dpa/S.Simon

Zum 1. Oktober steigt der gesetzliche Mindestlohn um 1,55 Euro auf zwölf Euro. Mehr als jeder dritte Beschäftigte in Brandenburg soll davon profitieren. Für viele Betriebe bedeutet die Erhöhung eine zusätzliche Belastung.

Die Chefin des Friseur-und Kosmetiksalons "La Belle Poule“ Anja Sieminiak aus Strausberg steht derzeit vor vielen Herausforderungen: Die Nachwirkungen von Corona, steigende Energie- und Gaspreise und auch die Erhöhung des Mindestlohns stellt für die Friseurmeisterin eine weitere Belastung dar.

Gern würde sie ihren Mitarber:innen auch 25 oder 30 Euro pro Stunde zahlen, erzählt Sieminiak: "Aber die Frage ist natürlich, ob der Endverbraucher für seinen Haarschnitt 400 oder 500 Euro zahlen würde." So viel wird es sicherlich nicht, aber die Preise muss die Salonchefin trotzdem anziehen, um Mehrkosten abzufedern.

Mehrkosten werden an Kundschaft weitergegeben

Der Anstieg des Mindestlohns kommt Eileen Zorn zu Gute, die als Kosmetikerin im Strausberger Salon Strausberg arbeitet. Von Samstag an wird sie 1,50 Euro mehr pro Stunden verdienen. Sie freut sich über die Erhöhung, aber eigentlich reiche die nicht aus, erzählt sie: "Viel hat man ja davon auch nicht, weil man auch mehr Ausgaben – ob im Supermarkt oder bei der Miete." Außerdem fürchtet sie, ihre Kundschaft zu verlieren, wenn die Maniküre teurer wird.

Chefin Anja Sieminiak will sich nun mit ihrem Team Gedanken machen, wie sie die Preissteigerungen für ihre Kunden möglichst klein halten kann. Möglich seien zum Beispiel veränderte Öffnungszeiten.

Anhebung auf 12 Euro kann nur erster Schritt sein

Nicht weit genug, geht die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die Anhebung auf zwölf Euro könne zwar "die anhaltend hohe Inflation etwas abfedern", jedoch seien weitere Entlastungen nötig, erklärte NGG- Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, am Freitag. Der Mindestlohn "muss weiterhin kräftig steigen." Gerade im Gastgewerbe und im Bäckerhandwerk arbeiteten "viele häufig zu Löhnen, die zum Leben nicht reichen".

Auch der Sozialverband VdK befürwortet zwar grundsätzlich die Erhöhung des Mindestlohns. Sie dürfe aber "nur ein Schritt zu einem Mindestlohn sein, der vor Altersarmut schützt", erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Die Regierung müsse "mutig an diesem Thema weiterarbeiten" und den Lohn auf über 13 Euro anheben. Minijobs hingegen müssten generell eingedämmt werden. Sie führten "selten zu einer gut bezahlten, sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung" - stattdessen "zementieren" sie Armut, statt sie aufzulösen.

Mit dem Mindestlohn einhergehend steigt die Grenze bei sogenannten Minijobs von derzeit 450 Euro auf dann 520 Euro. Sie wird künftig an die Mindestlohnentwicklung gekoppelt sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.09.2022, 14:40 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

4 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 4.

    Die Inflation wird durch die Erhöhung des Mindestlohns weiter angetrieben. Das versteht jeder, nur die Gewerkschaften leider nicht.

  2. 3.

    Was machen die Menschen hier eigentlich, wenn sie nicht meckern?

  3. 2.

    12 Euro schön und gut ,vor dreißig Jahren habe ich im Westen für 25 Mark Grundlohn ,plus Zuschläge,plus Umsatzbeteiligung gearbeitet.Als ich dann zurück nach Berlin kam hat man mir 16 Mark geboten oder lange Arbeitslosigkeit in Aussicht gestellt.. Da ich stur blieb kam ich dann wenigstens auf 22 Mark.Sprich 11 Euro und das vor 30 Jahren in Berlin als Handwerker.Man sollte sich nicht unter Preis verkaufen und schon gar nicht in der heutigen Zeit und Lage

  4. 1.

    Okay ist nicht garantiert , aber wird nicht erwähnt ?.
    """ Trinkgeld """ ! und Steuerfrei !.

Nächster Artikel