Preisdeckel, Energiekosten, Personalmangel - Jugendreise-Branche hofft trotz Herausforderungen auf gute Saison

Mo 17.04.23 | 16:30 Uhr | Von Tony Schönberg
Kinder nehmen an dem einwöchigen Ferienlager teil. (Quelle: dpa/Bernd Wüstneck)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.03.2023 | Verbandsleiter Sven Gollub | Bild: dpa/Bernd Wüstneck

Wegen des allgemeinen Preis-Niveaus sind auch die Kosten für Ferien- und Klassenfahrten gestiegen. Familien und Lehrer sind zurückhaltend und auch inhaltlich könnte gekürzt werden. Dennoch sind die Anbieter angesichts guter Buchungen optimistisch.

Für Anbieter von Unterkünften und Pädagogik-Programmen waren die Osterferien erst der Auftakt der Saison. Nun beginnt die Zeit der Klassenfahrten. Doch die Branche sieht sich weiterhin mit großen Herausforderungen konfrontiert. Das berichtet der Verband für Kinder- und Jugendreisen Berlin-Brandenburg dem rbb. Dieser vertritt mehr als 40 Mitglieder von Unterkünften, Programmanbietern und Busunternehmen.

Eltern angesichts gestiegener Kosten verhalten

Bereits die vergangenen beiden Ferienwochen zeichneten ein durchwachsenes Bild, sagt der Verbandsvorsitzende Sven Gollub vom Reise-Ressort Störitzland in Grünheide (Oder-Spree). "Die einen haben gute Buchungszahlen und sind sehr zufrieden. Doch andererseits sehen wir, dass durch die Kostensteigerungen dort auch weniger Ferienlager gebucht werden, weil die Leute noch ihr Geld zusammenhalten und die weitere Entwicklung abwarten."

Viele Reiseanbieter hätten ihre Preise anziehen müssen. Grund dafür seien die allgemein höheren Kosten für Energie, Personal und Lebensmittel. Das müsste zumindest teilweise an die Familien und Klassen weitergegeben werden.

Bei den Klassenfahrten nehme die Zahl der Reisegruppe zwar bis zu den Sommerferien wie üblich zu, doch würden in vielen Fällen zunächst nur Schlafplätze und Verpflegung gebucht. Zurückhaltung herrscht hingegen bei den Programm-Angeboten, so Gollub weiter. Um Kosten zu sparen, würden die Betreuer vermehrt auf eigene Inhalte setzen.

Sven Gollub in seinem BüroSven Gollub vom Kinder- und Jugendreiseverband

Weniger und kürzere Programme für Kinder?

Für Sorgenfalten sorgt zusätzlich die Ende März vom Berliner Senat beschlossene Preis-Obergrenze für Klassenfahrten. Um Familien finanziell nicht zu überlasten, soll demnach eine Fahrt bis zur Jahrgangsstufe sechs je Kind höchstens 300 Euro kosten. Damit müssten laut Kinder- und Jugendreiseverband Unterbringung, Anreise, Transportkosten und Programme abgedeckt werden.

Das könnte für die Inhalte Folgen haben. So werde beispielsweise überlegt, Angebote für Bildungsprogramme wie Team-Trainings zeitlich einzukürzen. Damit könnte aber der nachhaltige Effekt verloren gehen, sagt Gollub. "An einem Tag kann ich an der Oberfläche kratzen, an zwei kommen wir näher an die Kinder ran und an drei oder vier Tagen können wir über Themen reden, die sich so schnell nicht öffnen lassen." Der Bedarf sei besonders nach den Corona-Jahren groß.

Nachteilig sei der Beschluss auch für die externen Programm-Pädagogen. "Ein Team-Trainer kann seine Tage schlecht zerstückeln, einzelne Tage verkaufen oder mal hier- und mal dorthin fahren." Ausnahmen seien laut Senat zwar möglich, wenn das pädagogische Ziel der Fahrt nur dann zu erreichen sei. Dennoch steige der bürokratische Aufwand für Lehrerinnen und Lehrer deutlich an.

Branche nach Corona wieder im Aufwind

Trotz aller Widrigkeiten geht der Verband aber allgemein davon aus, dass die Zahl der Reisenden in der aktuellen Saison ein Drittel über dem Niveau der Corona-Jahre liegen wird. An die Buchungen vor der Pandemie werde man aber noch nicht heranreichen. "Verglichen mit dem Lockdown haben wir letztes Jahr schon ein gutes Jahr gehabt und wir werden auch diesem Jahr wieder gute Zahlen haben", sagt Sven Gollub. Ansprechend Signale hätten die bisherigen Bilanzen der brandenburgischen Touristiker gesetzt. Positiv sei auch, dass aufgrund von Corona nur vereinzelt Anbieter ihr Geschäft hätten aufgeben müssen.

Weiter Wermutstropfen bleibt aber der Personalmangel. Das betreffe nicht nur die Betreuer, sondern nahezu alle Bereiche. "Sei es in der Küche, Handwerker, Rezeptionen, Buchhaltungen - wir haben überall Lücken." Gründe dafür sei das allgemein niedrige Lohn-Niveau in der Branche und der Rahmen, hauptsächlich nur während der Saison Geld verdienen zu können.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.04.2023, 17:30 Uhr

Beitrag von Tony Schönberg

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