Wenn die Temperaturen auf Minusgerade sinken, rollt der Kältebus durch Frankfurt (Oder). Seit vier Jahren gibt es dieses Angebot. Jeden Abend sind die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz zurzeit unterwegs und auf der Suche nach Menschen ohne Schutz vor Nässe und Kälte. Oft sind es leerstehende Gebäude, in denen Obdachlose Unterschlupf finden.

"Hier ist das Deutsche Rote Kreuz! Hallo!", sagt Martin Hartmann, DRK-Bereitschaftsleiter. Die erste Station für ihn und seine Kolleginnen ist eine alte Industriebaracke. Hier gibt es ein notdürftig eingerichtetes Schlaflager. Doch hier ist heute niemand anzutreffen.

Hartmann will aber später nachschauen. "Das ist jetzt so eine Uhrzeit, in der noch Kaufhallen und Einkaufszentren offen sind, wo sie sich noch aufwärmen können", so der Helfer. Ab 20 Uhr könnte man aber wieder Menschen im Schlaflager finden.

Nächste Station: Hier treffen die Helfer einen Mann aus Polen. Bereits am Vortag haben sie ihm etwas zu Essen und Trinken vorbeigebracht. Verständigt wird sich mit Hilfe von Übersetzungs-Apps: "Heute gibt es Erbensesuppe!", sagt ein Mitarbeiter und die App gibt die Information auf Polnisch wieder.

Für Hartmann ist der obdachlose Mann kein Unbekannter, wie er sagt. "Er war letztes Jahr schon mal hier, und dadurch kennen wir uns, beziehungsweise er weiß, wann wir so immer kommen", so Hartmann. "Meistens erwischen wir ihn, wenn er schläft, aber heute ist er noch ein bisschen wach."

An Orten, an denen die Kältehelfer Obdachlose vermuten, haben sie Zettel in verschiedenen Sprachen verteilt, um über Hilfsangebote aufzuklären. Aktuell versorgen sie etwa sechs oder sieben Menschen täglich, sagt Helferin Christine Gericke.

Das Schicksal der Menschen lasse die Ehrenamtliche nicht kalt: "Weil ich weiß, dass es jeden treffen kann und ich es nicht schön finde, wenn sie gerade bei solchen Temperaturen nicht gesehen werden." Sie versorge die Obdachlosen mit warmer Kleidung, heiße Getränke und warme Suppen.

Bei vielen obdachlosen Meschen sei auch die Freude zu sehen, sich auf jemanden verlassen zu können. "Dass immer einer da ist, der ihnen auch in der größten Notlage hilft", sagt Helferin Aaliyah Hornauer.

Auf Wunsch fährt der Kältebus Menschen ohne festen Wohnsitz auch in die städtische Obdachlosenunterkunft. Den Weg dorthin scheuen viele auch aus Angst, so Bereitschafsleiter Hartmann, "Sie möchten lieber an ihrem Ort bleiben, wo sie sich auskennen, wo nicht noch andere Leute sind, die ihnen etwas Schlechtes tun könnten."

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.12.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß