Angermünde - Neue Ausstellung zeigt herausstechende Architektur auf dem Land

Di 19.12.23 | 17:17 Uhr
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Gemeindebücherei, Gundelsheim, Deutschland, 2020 Architektur: Schlicht Lamprecht Architekten (Quelle: Stefan Meyer)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.12.2023 | Robert Schwaß | Bild: Stefan Meyer

Mehr als die Hälfte aller Menschen in Deutschland lebt auf dem Land. Trotzdem wird die Architektur in ländlichen Regionen nur wenig beachtet. Die Ausstellung "Schön hier" möchte das ändern. Ab Dienstag wird sie in Angermünde gezeigt. Von Robert Schwaß

Ein modernes Holzhaus mit großer Fensterfront, umgeben vom märkischen Kiefernwald. Ein neues Kita-Gebäude, das sich mit Spitzdach und roten Wasserstrichziegeln der Backsteinoptik der denkmalgeschützten Nachbargebäude auf dem Kirchplatz anpasst. Es sind diese Beispiele aus Brandenburg, die Annette Becker vom Deutschen Architekturmuseum Frankfurt (Main) hervorhebt. Mit zwei Kollegen kuratiert sie die Ausstellung "Schön hier. Architektur auf dem Land", die am Montag in Angermünde (Uckermark) eröffnet wurde.

Die Ausstellung zeigt Baupläne, Entwürfe und Fotos von besonderer Architektur auf dem Land - in Deutschland und seinen Nachbarländern. Bislang wurde "Schön hier" in Hessen und Tschechien ausgestellt. Seit Donnerstag ist die Ausstellung auch für Besucher in Angermünde zugänglich.

Becker zufolge wird die Architektur auf dem Land unterschätzt: "Wir haben die Beobachtungen gemacht, dass einfach die Qualität, die in ländlichen Regionen zu finden ist, dass die nicht genügend gesehen wird. Wenn sie die Beispiele bei uns anschauen: Wir haben Restaurierung, Renovierung, da ist die Auseinandersetzung mit regionaltypischem Bauen. Das sind unglaublich viele Themen, die da vorbildlich bearbeitet werden, wo man an anderer Stelle was von lernen kann."

Ausstellung "Schön hier. Architektur auf dem Land"

Die Ausstellung wird im Museum Angermünde und im Rathaus gezeigt.

Anhand von 70 Beispielen aus Deutschland und Nachbarländern soll die besondere Architektur auf dem Land dargestellt werden.

Zeitraum: 19. Dezember 2023 bis 29. Februar 2024

 

Architektur muss an Ort passen

Bei der Auswahl der 70 Architektur-Beispiele geht es Becker aber nicht nur um "Schönheit", sondern vielmehr um die Frage, ob eine neue Architektur an einen Ort passt: "Sie können zum Beispiel alte Materialien in neuer Form aufgreifen, also immer ein bisschen schauen: Was ist an der Stelle vorhanden. Da können sie nicht allzu viel verkehrt machen."

Wie das Neue mit dem Alten im ländlichen Raum verbunden wird, zeigen auch die Ausstellungsorte in Angermünde. Das "Haus Uckermark" ist über 300 Jahre alt. Es war Gasthaus, Hotel und Kino. 2020 wurde es nach umfassender Sanierung mit modernem Anbau als Museum und Touristen-Information wieder eröffnet. Auch das Rathaus, zweiter Ort der Ausstellung, ist in den 1990ern als modernes Verwaltungsgebäude saniert worden.

Ausstellung als Impulsgeber für Uckermark

Wenn es nach Bürgermeister Frederik Bewer geht, soll die Ausstellung Impulse geben, beispielsweise bei der Schließung von Baulücken im historischen Stadtkern: "Wir wollen diese Ausstellung auch als Anlass nutzen, um darüber zu sprechen, wie wir die Nutzung in alte Gemäuer bringen können mit modernem Touch."

Bewer, der auch die "Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburgs" leitet, ist sich sicher: Die Wirkung der Architektur auf ihre Umgebung sei größer als oft angenommen. Er hofft, dass sich auch die Uckermark inspirieren lässt: "Und auch Behörden einfach mal gucken, wo kann ich – auch wenn es einen Tick teurer ist – vielleicht auch einen Architekturpunkt setzen? Damit Leute stolz sind auf ihre Stadt, ihr Dorf, weil sie dann da ein Gebäude haben, was ein bisschen heraussticht und deutlich macht: Wir können das gestalten."

Die Ausstellung "Schön hier. Architektur auf dem Land" wird noch bis Ende Februar 2024 in Angermünde gezeigt. Zudem gibt es ab Januar ein Begleitprogramm, das sich auch regionalen Bauprojekten widmet.

Sendung: Inforadio, 19.12.2023, 12:40 Uhr

Mit Material von Robert Schwaß

3 Kommentare

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  1. 3.

    Sollte mal den Stadtverordneten von Falkensee gezeigt werden.Die reißen ein historisches Gebäude nach dem anderen ab, um so eine 0815 Geistervorstadt aus Beton , Glas ,Rigips, Aldi-Parkplatz und Verteilerkreis zu zaubern..hex hex

  2. 2.

    So war es - mehr Übel als Wohl, gleich ob "Ost" oder "West": dass die Dörfer und Kleinstädte lediglich als Kleinausgabe der Großstadt begriffen wurden. Die sich durch die Ortschaft krümmende Durchgangsstraße begradigt, die Häuser an deren Seite geschoben. Nun also das Hervorheben des Eigenwerts der jeweiligen Ortschaft, hier so, dort anders, nie (exakt) gleich und genau dadurch reizvoll.

    Es ist überaus wertvoll, dass das Zusammenspiel von Alt und Neu exemplarisch präsentiert wird, als solche "Komposition" m. E. zur unbedingten Nachahmung empfohlen.

    Danke!

  3. 1.

    Was für eine gute Idee. Da die alten Dorfkerne erhalten geblieben sind, nun hergerichtet/ergänzt werden und worden sind, ist dies die Gelegenheit zu zeigen, was alles architektonisch besser geworden ist. Und das ist im Wiedererkennungswert der Dörfer und Kleinstädte eine ganze Menge. Soviel, dass sogar Kiezgedanken mit Identifikation entstehen/entstanden sind. Wenn die Ausstellung dazu dient "frisches Blut" anzuziehen, dann um so besser.

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