Interview | Sozialarbeiterin über digitale Gefahren - "Umso jünger, je eher glaube ich das, was mein Chatpartner anbietet und verspricht"

Mo 17.10.22 | 16:35 Uhr
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Symbolbild: Eine Schuelerin arbeitet im Unterricht mit einem Tablet. (Quelle: dpa/G. Kefalas)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.10.2022 | Jugendsozialarbeiterin Vivien Rüger | Bild: dpa/G. Kefalas

Mobbing, Pornographie und Erpressung: Insbesondere für Kinder und Jugendliche bergen die digitalen Medien viele Gefahren. In Rüdersdorf will die Sozialarbeiterin Vivien Rüger Heranwachsende und Eltern dafür sensibilisieren. Wie, erklärt sie im Interview.

rbb|24: Frau Rüger, welche Medien, die junge Menschen nutzen, sind besonders gefährlich?

Vivien Rüger: Gefährlich sind aus meiner Sicht die Nutzung sozialer Medien wie TikTok, WhatsApp, Snapchat schon ab der vierten Klasse bis in die Oberstufe. Hieraus entstehen viele Missverständnisse und Konflikte unter den Klassenkameraden, aber auch mit anderen Schülern der Schule oder Freunden außerhalb, die mühsam geklärt werden müssen.

Können Sie da konkrete Beispiele nennen, welche Auswirkung die Mediennutzung haben kann?

Das anonyme Netz oder auch das Fehlen des persönlichen Gegenübers in diesen Formaten ermöglichen und erleichtern natürlich Beleidigungen oder Hetzjagden. Oft entstehen hier wirklich schwerwiegende Gerüchte und dann eben auch eine schnelle Weiterverbreitung. Auch Smileys oder Emojis falschgedeutet werden Tatsache.

Welche Gefahren gibt es noch im Umgang mit digitalen Medien?

Pornographie oder Gewaltdarstellungen zu sehen oder auch Opfer von sogenanntem Cyber-Grooming zu werden. Das ist die Kontaktaufnahme durch einen Erwachsenen mit dem Ziel, sexuelle Leistungen wie Bilder oder Ähnliches zu erhalten. Sie geben sich im Internet als Gleichaltrige aus und versuchen, Kinder zu manipulieren. Sie schaffen zum Beispiel erst Vertrauen, senden eigene Nacktbilder zu und fordern dann die Kinder auf, ihnen welche zu schicken mit anschließender Erpressung.

Welche Altersgruppen sind besonders betroffen?

Also prinzipiell betroffen sind alle Altersgruppen von Schülern. Kinder werden von ihren Eltern zwar auf Gefahren hingewiesen, sind aber altersgemäß durch ihre fehlende Lebenserfahrung und auch durch Gutmütigkeit der Manipulation im Netz durch Erwachsene nicht gewachsen. Die Bereitschaft, persönliche Dinge ins Netz zu stellen, ist bei jüngeren Nutzern viel stärker ausgeprägt als bei älteren. Umso jünger, je eher glaube ich das, was mein Chatpartner anbietet und verspricht - und je eher falle ich auch auf Angebote im Internet rein.

Welche Rolle spielt die Medienerziehung in der Schule?

Die ist natürlich unverzichtbare Ergänzung zur Medienerziehung im Elternhaus. Sie soll Schüler, wie auch Eltern auf Gefahren hinweisen und richtige Handlungsempfehlungen geben. Wir haben einfach gemerkt, dass nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei den Eltern Bedarf ist. Zum Beispiel sind einige Eltern nicht dazu in der Lage, dass sie Schutzmechanismen bei der Nutzung (von digitalen Geräten, Anm. d. Red.) einbauen, zum Beispiel Zeiten begrenzen. Und die Kontrolle fällt durch Berufstätigkeit, Schichtdiensten teilweise auch einfach schwer.

Frau Rüger, vielen Dank für das Gespräch.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.10.2022, 15:10 Uhr

Das Interview für rbb|24 führte Stefanie Fiedler.

2 Kommentare

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  1. 2.

    Sofern ein Kind mit 6 Jahren in die 1.Klasse eingeschult wird, ist es in der 9 Jahre alt, wenn es in die 4.Klasse kommt.-

  2. 1.

    Sind die in der vierten Klasse schon mindestens 13 Jahre alt?

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