Sozialversicherungsbetrug - Viereinhalb Jahre Haft für Berliner Bauunternehmer

Mi 23.10.24 | 13:58 Uhr
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Symbolbild: Nahaufnahme von einem Richterhammer. (Quelle: dpa/Udo Herrmann)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.10.2024 | Morling, Ulf | Bild: dpa/Udo Herrmann

Ein Berliner Bauunternehmer ist am Mittwoch wegen Steuerhinterziehung, Betrugs und Vorenthaltens von Arbeitsentgelt zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden.

Das Landgericht Berlin ordnete zudem die Einziehung von rund 15 Millionen Euro an. Der Vorsitzende Richter Nicolas Behrend erklärte bei der Urteilsverkündung, dass das Gericht damit unter der Forderung der Staatsanwaltschaft blieb, die sechs Jahre Haft gefordert hatte. Die Verteidigung hatte auf eine Bewährungsstrafe plädiert.

Löhne schwarz ausgezahlt

Der 47-jährige Angeklagte hatte mit seiner 2016 gegründeten Baufirma erhebliche Umsätze erzielt, sowohl bei privaten als auch bei öffentlichen Bauprojekten. Allerdings meldete er viele seiner Arbeitnehmer entweder nur mit geringem Stundenumfang oder gar nicht an und zahlte deren Löhne teilweise oder vollständig schwarz aus.

Um diese Praktiken zu verschleiern, nutzte der Bauunternehmer fingierte Rechnungen von sogenannten Servicefirmen. Auf diese Weise konnte er das ausgezahlte Geld teilweise für sich behalten.

15 Millionen Euro Schaden

Den Sozialversicherungsträgern, dem Finanzamt, der Berufsgenossenschaft und der Sozialkasse des Berliner Baugewerbes sei insgesamt ein Schaden von rund 15 Millionen Euro entstanden, sagte der Richter. Das sei "sehr, sehr viel Geld", das den Kassen nicht zugeflossen sei. Der Angeklagte habe mit großer krimineller Energie gehandelt.

Strafmildernd wirkte sich aus, dass der Bauunternehmer geständig war. Zudem habe er, obwohl er illegal handelte, "ordnungsgemäß gearbeitet" und einen erheblichen Arbeitsaufwand geleistet, so Behrend. Er sei also nicht primär als Steuerhinterzieher aufgetreten. Der Angeklagte, ein gebürtiger Serbe, kam vor fast 30 Jahren als Kriegsflüchtling nach Deutschland und hatte im Baugewerbe selbst oft unter Schwarzarbeit gelitten. Ihm droht nach der Haft die Abschiebung nach Serbien, was eine Trennung von seiner Familie zur Folge hätte.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.10.2024, 13:49

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Da können wir doch hoffen, dass die geschädigten Arbeiter auch was von dem Geld bekommen. Die sind doch persönlich betroffen!

  2. 10.

    Oha, im Prinzip wurde dieser hochkriminelle "Unternehmer" also durch "die da oben" zu seinen Taten getrieben bzw. haben diese es ihm sehr leicht gemacht. Und überhaupt sollte man solche Straftaten bzw. den daraus entstandenen Schaden immer ins Verhältnis dazu setzen, was Deutschland bspw. für die Entwicklungszusammenarbeit ausgibt. Nun ja, dieser m. E. etwas eigenwilliger Meinung kann man sicherlich sein, Frank.

  3. 9.

    Der größte Teil bei normalen Gehältern geht in die Sozialkassen und nicht an das Finanzamt. Wird im Normalfall also auch dir vorenthalten. Beschäftige dich lieber mal richtig mit dem Thema, bevor du solche Leute noch verteidigst.

    Und ja ich weiß auch, dass trotzdem zu viel Geld verschwendet wird und an vielen Stellen erst gar nicht eingezogen wird.

  4. 8.

    Tja, die Summe an Euros spiellt nicht die "Hauptrolle", es ist die Anzahl der Straftaten, hier Steuerhinterziehung, Betrug und Vorenthalten von Arbeitsentgeld.

  5. 6.

    Solche Männer sind für unsere Gesellschaft finde ich das "geringere" übel.! In erster Linie sollten wir uns mal hier Gedanken machen und das Problem an der Wurzel packen und uns mal fragen warum es zu solchen Taten erst kommt.?Hohe Abgaben? Hohe Steuerlasten im Baugewerbe? hohe Bruttogehälter? Steuergelder, die von uns entrichtet werden gehen massenweise an andere Länder für "Unterstützung"! Das Geld was die Mitarbeiter von den Typen bekommen haben fliest doch sowieso wieder zurück in unser Staatskasse durch Konsum. Geld was aber an andere Länder geht kommt nie wieder zurück!

  6. 5.

    Es gibt keine Entschuldigung für diese Straftat. Egal, wer da noch mit drin steckt und egal, wie man es nennt.
    Ich finde es befremdlich, dass jemand, der 15 Mio!!! € hinterzieht, mildernde Umstände bekommt und versucht wird, die hohe Kriminalität mit Whataboutism aufzuweichen.

    Ich kann mich erinnern, dass der Mainstream bei Hoeneß sogar meinte, die Strafe sei zu gering und ihn lange heftig grenzenlos verspottete.

  7. 4.

    Es ist kein Erschleichen von Sozialleistungen! Außerdem tragen die Auftraggeber (in vielen Fällen sind das dann Generalunternehmen) eine wesentliche Schuld an der gängigen Praxis. Denn es drängt sich auf, dass solchen Angebote nur mit Schwarzarbeit erfüllt werden können!

  8. 3.

    Die Frage (warum erst nach der Haft) wurde auch in Bezug auf andere Straftäter gestellt und die einfache Antwort war: werden die Leute sofort abgeschoben verlassen sie das Flugzeug als freie Menschen. Also keine Strafe für das Begangene. Wölltest du das wirklich?

  9. 2.

    Warum erst nach der Haft? 4,5 Jahre Berliner Strafvollzug müssen auch vom Steuerzahler finanziert werden.
    Hat sich das "Leiden unter Schwarzarbeit", im Klartext die Erschleichung von Sozialleistungen, auch noch strafmildernd ausgewirkt oder warum wird dieser Fakt so mitleidsvoll erwähnt?

  10. 1.

    Das ist ein Hammer.