Hohengüstow (Uckermark) - Gedenktafel erinnert an von Nazis ermordeten polnischen Zwangsarbeiter

Fr 09.12.22 | 19:47 Uhr
Baracken auf dem Gelände des ehemaligen Konzentartionslagers, in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück (Quelle: dpa/Carsten Koall)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.12.2022 | Bild: dpa/Carsten Koall

Eine Gedenktafel für einen vor 80 Jahren ermordeten polnischen Zwangsarbeiter ist am Freitag in Hohengüstow (Uckermark) eingeweiht worden. Der Mann wurde am 10. Dezember 1942 auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei der Nationalsozialisten (Gestapo) im Beisein von anderen Zwangsarbeitern am Dorfsee erhängt – seine Ermordung sollte als Abschreckung dienen.

Die angebliche Straftat des polnischen Zwangsarbeiters: Er hatte sich in eine 17-jährige Deutsche verliebt, die seine Zuneigung erwidert hatte. Doch das war in Nazi-Deutschland ein "Verbrechen", das bei Menschen slawischer Herkunft mit dem Tode bestraft werden konnte. Die Nationalsozialisten nannten das Verhalten "Rassenschande".

Im vergangenen Februar wurde im Ortsbeirat über die Gedenktafel diskutiert. Eine Mehrheit der Mitglieder entschied sich damals für einen Gedenkstein mit Gedenktafel.

Historikerin aus dem Dorf machte es möglich

Möglich wurde die Tafel durch den Einsatz der Historikerin Sarah Grandke, die aus Hohengüstow kommt und eine Zeitzeugin fand. Der Bürgermeister des Dorfs, Peter Gerhart, habe anschließend die Ortschroniken durchsucht und einen entsprechenden Eintrag gefunden. "Ich war schon schockiert und das vor allem deswegen, weil in den ganzen Jahren nicht ein Mensch in Hohengüstow darüber gesprochen hat", sagte Gerhart dem rbb.

Deutsche Partnerin wurde ins KZ geschickt

Für Frauen, die mit osteuropäischen Männern intimen Kontakt hatten, waren die Strafen zwar nicht so drastisch, aber sie mussten ins Konzentrationslager Ravensbrück (Oberhavel). Nach Angaben der dortigen Gedenkstätte mussten die deutschen Partnerinnen von Polen während der NS-Zeit massive öffentliche Demütigungen erleiden. Ihre Haare wurden geschoren. Sie wurden mit Schild und Blaskapelle durch den Ort getrieben.

Die 17-Jährige, die von dem nun geehrten Polen schwanger wurde, gebar nach Schilderungen ihrer Cousine ihr Kind zuhause. Doch fünf Tage nach ihrem 18. Geburtstag musste die Frau ins Frauen-KZ Ravensbrück, das Kind blieb bei den Großeltern. Die junge Frau überlebte den Krieg.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.12.2022, 16:42 Uhr

Nächster Artikel