Lebus - Schiff von gestrandeten Niederländern aus der Oder geborgen

Mo 24.07.23 | 17:37 Uhr
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Ein in der Oder gestrandetes Schiff wird per Kran geborgen
Audio: Antenne Brandenburg | 24.07.2023 | Michel Nowak | Bild: Michel Nowak/rbb

Seit fünf Wochen ist ein Paar aus den Niederlanden samt Boot in der Oder gestrandet. Da kein steigender Pegel zu erwarten ist, musste jetzt ein Schwerlast-Unternehmen anrücken. Kosten: 15.000 Euro. Doch weiter geht es immer noch nicht.

Seit fünf Wochen liegt nun schon ein 18 Tonnen schweres Boot am Oder-Anleger von Lebus (Märkisch-Oderland). Wegen des niedrigen Wasserstands gibt es für die Besitzer kein Vor und Zurück mehr. Die Pläne für die große Urlaubsausfahrt hatten sich die beiden Niederländer ganz anders vorgestellt.

Im Winter könnte Eis kommen

Ein großer Spezialkran birgt das Boot von Chertie und Thijs van Urk am Montag Zentimeter für Zentimeter aus dem Grenzfluss. Anschließend wird es auf Holzblöcke abgesetzt. Vor mehr als fünf Wochen war das niederländische Ehepaar auf dem Weg von Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) nach Hohensaaten gestrandet. Seitdem warten die beiden, dass der Pegel steigt. Vergeblich, wie Thijs van Urk sagt. "Wenn das noch länger dauert und kein Wasser ist, gibt es die Chance, dass im Winter Eis kommt. Deshalb haben wir entschieden, über Land zu gehen."

Bei Eisgang könnte das große Sportboot beschädigt werden. Das wäre ein noch schlimmeres Ende für einen sowieso schon katastrophalen Urlaub. Für den hatten die beiden jahrelang Geld und freie Tage zurückgelegt. Hilfe erhielten die Niederländer von zahlreichen Lebusern wie Ulrich Falkenhagen. Er bedauert, dass jetzt ein Kran kommen musste. "Wenn sie schon lange gespart haben, um zehn Wochen Urlaub zu haben, aber nochmal sparen, um so viel Geld zum Heben des Schiffes zu kriegen, dann ist das schon sehr übel", sagt Falkenhagen.

15.000 Euro und Geduld nötig

Denn der Kran-Einsatz und die Genehmigung für den Weitertransport per Lkw über Straßen bis zum Oder-Spree-Kanal bei Müllrose – so der weitere Plan - kostet viel Geld, so Bootsbesitzer van Urk. "Wir müssen alles selbst zahlen und das wird sehr teuer werden. Alles zusammen ungefähr 15.000 Euro."

Zudem muss sich das Paar auch weiterhin in Geduld üben, wie Schwerlastprofi Thomas Rambow von der Firma Bootskontor Bad Saarow sagt. Ihm zufolge könnte die ganze Aktion im günstigsten Fall noch eineinhalb Wochen dauern - bis die entsprechende Genehmigung vorliegt und das Unternehmen mit einem weiteren Gefährt vor Ort ist. "Dann wird mit einem anderen Kran nochmal verladen", so Rambow. "22 Uhr ist dann in der Regel die Abfahrtszeit mit der Polizei in Richtung Müllrose."

Brandenburg nur noch per Auto

Über den Oder-Spree-Kanal geht es dann noch mal rund zwei Wochen in Richtung Holland. Ein kleines bisschen werden sie den Osten Brandenburgs vermissen, so Thijs van Urk. "Ich denke, wir werden wiederkommen nach Brandenburg …aber mit Auto."

In Lebus werden sie ganz sicher mit offenen Armen empfangen. Die Bewohner nehmen von der Bootsstrandung auch etwas mit, so Ulrich Falkenhagen. "Hier ist es für alle ein Lehrstück, dass die Oder für etwas größere Schiffe mit über 1,20 Meter Tiefgang nicht schiffbar ist." Das Wichtigste für ihn, wie für viele andere auch, ist aber erst jetzt erstmal, dass das niederländische Ehepaar wieder gut nach Hause kommt.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.07.2023, 16:10 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Ganz ehrlich, so traurig diese Angelegenheit auch ist, mein erster Gedanke war „Der Postillion“.

  2. 6.

    Naja… Angebot und Nachfrage…
    Zudem hier alles inklusive brutto gerechnet ist: Mehrfach kranen, Landlager auf gemietetem Bock, Vorbereitung Sondertransport mit Genehmigungen und Absicherungen, Sondertransport inkl. Versicherungen.
    Das kostet heutzutage schon was. Schwertransport ist übrigens was anderes als Sondertransport mit Überbreite und evtl. Überhöhe.

  3. 5.

    Der Preis erscheint mir weit über normal. Wir lassen ja auch manchmal Schwertransporte rollen - so teuer war das noch nicht annähernd.

  4. 4.

    Was die Oder und Elbe braucht, sind Flutflächen, in die die Hochwasser abgeleitet werden und dann bei niedrigerem Wasserstand wieder an die Flüsse abgegeben werden. Höhere Deiche und Kanalisierung wie Polen das vor hat, schützen nicht vor Niedrigwasser.

  5. 3.

    Wenn man die Polen beim Ausbau sinnvoll unterstützen würde, wäre das nicht passiert....

  6. 2.

    So genau auf lange Sicht sind die zu erwartenden Wasserstände nicht amtlich vorherzusagen. Erst für den Zeitraum einer Woche wirds dann schon konkreter. Als Schiffer ist man da unter Umständen schon auf dem betreffenden Fluss unterwegs ohne Umkehrmöglichkeit oder ausweichen auf eine Wasserstand geregelte Wasserstraße. Das ist in diesem Falle wirklich ungünstiges Timing gewesen. Einfach mal teures Pech und niemand ist zuschaden gekommen. Immerhin haben Sie Gastfreudschaft erfahren dort.

  7. 1.

    Ja, das ist bitter! Trotzdem mal eine Frage: Sollte man sich nicht im Vorfeld informieren, in welchen Gewässern (ich kenne als Eigentümer ja den Tiefgang meines Bootes) ich fahren kann, ohne dass mein Boot strandet, oder? Will jetzt nicht neunmalklug daherkommen...kenne mich mit sowas garnicht aus. Aber so würde ich zumindest denken...

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