Eberswalde (Barnim) - Geflüchteter springt aus Angst vor Abschiebung aus dem fünften Stock

Fr 08.09.23 | 14:49 Uhr
Geflüchteter springt in Eberswalde wegen Abschiebung aus dem Fenster
Video: Brandenburg aktuell | 07.09.2023 | Bild: rbb

Ein 25 Jahre alter Mann ist in Eberswalde (Barnim) offenbar aus Angst vor einer Abschiebung aus dem fünften Stock gesprungen - und liegt nun schwerverletzt in der Berliner Charité. Der Mann ahnte allerdings nicht, dass die Polizei am Dienstag nicht wegen ihm vor der Tür stand.

Polizei stand vor der Tür

Einem Freund des Verletzten zufolge sei der Geflüchtete aus Pakistan rund 15 Meter in die Tiefe gesprungen. Auch der Bekannte sieht die Angst vor einer Abschiebung als Grund für die Tat, sagte er dem rbb am Donnerstag. Eine Gruppe Polizisten habe vor der Wohnung gestanden. Sie war jedoch auf der Suche nach dem Mitbewohner des Mannes, heißt es von der Polizei.

Anwohnern zufolge soll es zu Diskussionen zwischen der Polizei und dem Geflüchteten gekommen sein, der damit drohte, aus dem Fenster zu springen. Die Polizei wiederum teilte mit, dass sie versucht habe, zu deeskalieren. "Die Kollegen haben sich ein Stück weit zurückgezogen bis zur Eingangstür und haben auch in Englisch versucht, mit dem Betroffenen zu kommunizieren", sagte Sprecherin Beate Kardels vom Polizeipräsidium Potsdam. "Sie haben versucht, ihn dazu zu bewegen, wieder in die Wohnung zu kommen. Leider ohne Erfolg."

Asylberatung kritisiert Abschiebe-Praxis

Laut der Asylberatung des Evangelischen Kirchenkreises Barnim kommt es immer wieder zu Abschiebungen mit dramatischen Folgen. Einige Geflüchtete reagierten panisch, wenn die Maßnahmen durchgesetzt werden sollen und verletzten sich selbst, sagt Philipp Grunwald der Asylberatungsstelle. "Viele Geflüchtete kommen aus total traumatischen Situationen. Vielen droht Gefahr in ihrer Heimat. Auch wenn das von der Behörde nicht so empfunden wird."

Die Asylberatung kritisiert, wie die Abschiebungen durchgesetzt werden. Meist stünden viele Polizisten in den Morgenstunden ohne Dolmetscher oder Psychologen vor der Tür, so Grunwald weiter. Auch in Eberswalde soll kein Dolmetscher dabei gewesen sein. Wie es für den Pakistaner weitergeht, wenn er das Krankenhaus verlassen kann, ist ungewiss.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 07.09.2023, 19:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

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