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Audio: Antenne Brandenburg | 13.11.2023 | Martina Rolke | Quelle: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Munitionsverlust

Tausende Patronen bei Polizei-Schießübung in Frankfurt (Oder) verschwunden

Zehn Polizisten, zwei Trainings-Tage und 12.000 verschossene Patronen: Wenig glaubwürdige Zahlen, so der Brandenburger Landesrechnungshof. Bei einer Schießübung könnten 4.400 Patronen verschwunden sein. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Bei der Brandenburger Polizei sollen 4.400 Patronen verschwunden sein. Der Munitionsverbrauch habe nicht nachvollzogen werden können, bestätigte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage des rbb am Montag.

Bei einem Schießtraining vor anderthalb Jahren in Frankfurt (Oder) sollen zehn Polizisten 12.000 Patronen in zwei Tagen verschossen haben – eine offenbar zu hohe Zahl, befand der Landesrechnungshof. Das Brandenburger Innenministerium überprüfte den Fall und kam nach eigenen Angaben an die Grenzen seiner Ermittlungsbefugnisse.

Nun hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) den Fall übernommen, wie das Ministerium am Montag mitteilte. Sie prüfe den Anfangsverdacht einer Straftat und ermittelt wegen Unterschlagung, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem rbb am Dienstag. Allerdings stünden die Ermittlungen noch am Anfang. Die "Märkische Oderzeitung" [moz.de] und "Bild" hatten bereits darüber berichtet.

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Landesrechnungshof hatte bereits im Januar Zweifel

Am 7. und 8. Juni 2022 sollen acht Trainierende und zwei Trainer in zwei Tagen auf der Frankfurter Schießsportanlage Tausende Patronen verbraucht haben. Doch etwas stimmte mit der Munitionsmenge nicht: "Der Verbrauch von 3.000 Schuss kleinkalibriger Sportmunition und 1.400 Schuss 9x19 ist nicht vorschriftsmäßig dokumentiert und kann rückwirkend nicht lückenlos nachvollzogen werden", so der Sprecher des Ministeriums.

Laut Darstellung des Innenministeriums bezweifelte der Rechnungshof bereits im Januar, dass bei jenem sportlichen Sichtungsschießen die aufgeführte Menge an Sport- und Trainings-Munition von dem angegebenen Personenkreis an den beiden Tagen hätte verschossen werden können. Berücksichtigt man die vermutlich verschwundene Munition nicht, dann müsste jeder Polizist trotzdem in nur zwei Tagen im Durchschnitt etwa 750 Mal geschossen haben.

Beteiligter ändert bisherige Aussagen

Daraufhin seien durch das Innenministerium Innenrevisionen und Verwaltungsermittlungen an der Hochschule der Polizei sowie beim Zentraldienst der Polizei beauftragt worden, hieß es nun weiter. Die Innenrevision kam nach Angaben des Ministeriums zu dem Schluss, dass der Munitionsverbrauch plausibel erscheine.

Die Ergebnisse der Innenrevision waren jedoch nicht mit den Berechnungen des Landesrechnungshofes zusammenzubringen. Schließlich änderte bei einem Fachgespräch einer der Beteiligten seine bisherigen Aussagen zum Verbrauch. Laut dem Ministerium kam es deswegen zu weiteren Prüfungen und schließlich wurde der mutmaßliche Munitionsverlust festgestellt.

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Zudem wurde vom Brandenburger Innenministerium verfügt, dass das sogenannte Sichtungs- und Trainings-Schießen bis auf Weiteres eingestellt wird. Auch die Brandenburger Teilnahme an den Deutschen Polizeimeisterschaften im Schießen wurde bereits im Juni abgesagt.

Bereits vor fast vier Jahren gab es den Fall, dass Patronen von der Polizei, die in Brandenburg abhandengekommen waren, bei einer rechten Gruppierung in Mecklenburg-Vorpommern gefunden wurden. Vier Polizisten wurden damals festgenommen.

Linken-Politiker fordert bessere Kontrollen

In der aktuellen politischen Situation sei so ein Vorfall eine ernste Gefahr für die Sicherheit, sagte Andreas Büttner, linker Landtagsabgeordnete. "Das macht mir schon Sorgen", sagte der ehemalige Polizist dem rbb. Büttner forderte deswegen eine bessere Überwachung der Munitionsbestände. "Wichtig ist die Inventarverwaltung in Verbindung mit regelmäßigen Kontrollen", sagte er.

Sendung: Antenne Brandenburg, 13.11.2023, 16:40 Uhr

Mit Material von Martina Rolke

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