Austausch zwischen Berlin und Brandenburg - Kliniken setzen im Kampf gegen Long Covid auf Vernetzung

Sa 26.06.21 | 19:57 Uhr
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Sven Strübing Long Covid
Video: rbb|24 | 27.06.2021 | Material: Brandenburg aktuell | Bild: Thomas Breinig/rbb

Die Langzeit-Auswirkungen einer Corona-Erkrankung sind weiterhin nicht vollständig erforscht. Einer neuen Umfrage zufolge leiden mehr Patienten unter Long Covid als bisher angenommen. Das stellt Mediziner und Betreuer vor neue Herausforderungen.

Sven Strübing hat es durch seine Corona-Erkrankung voll aus dem Leben gerissen. Im Februar dieses Jahres war der 57-jährige Potsdamer an einem Tag morgens noch arbeiten. Abends lag er schon im künstlichen Koma. Fast vier Monate ist das jetzt her. Erst im Mai wurde er von einer Intensivstation in die Reha nach Wandlitz (Barnim) verlegt. "Das Einzige, was noch ging, waren die Arme. Und die Beine waren total ohne Muskeln, ohne den Antrieb, überhaupt was zu machen", sagt Strübing.

Multiorganversagen, Schlaganfall - Sven Strübing kämpfte viele Wochen gegen den Tod. Dass er es geschafft hat, gleiche einem Wunder, sagt Chefarzt Walter Christe bei der Abschlussvisite in der Brandenburg-Klinik in Wandlitz. "Sie haben es geschafft und es war ein weiter Weg. Ich weiß, was sie alles durchgemacht haben. Und das macht uns alle sehr froh", sagte Christe.

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Wandlitzer Reha-Klinik hat sich auf Long Covid-Patienten eingerichtet

Die Brandenburg-Klinik in Wandlitz ist auf Patienten wie Sven Strübing eingestellt, bietet ein breit aufgestelltes Reha-Programm. Und doch reichen die Kompetenzen nicht. Vor allem, wenn es um Erkrankungen an der Lunge geht. Die Brandenburger haben sich deshalb Kooperationspartner in Berlin gesucht - gleich hinter der Landesgrenze in Buch gibt es die Evangelische Lungenklinik.

Austausch mit Berliner Klinik

Zwei Mal in der Woche tauschen sich die Spezialisten aus und legen Therapiepläne fest. Dass sei ein Riesenfortschritt, freut sich der Chefarzt der Lungenklinik, Christian Grohé. Vor einem Jahr war das noch undenkbar. "Und dann haben wir ein Verteilungsnetzwerk gegründet in Berlin mit dem Senat, in Zusammenarbeit mit Brandenburg. So können wir sicherstellen, dass die Patienten, die dann keine intensivmedizinische Versorgung mehr benötigen, aber immer noch sehr sehr hinfällig sind, dass sie weiter zentral versorgt werden", führt Grohé aus.

Wie die Kooperation aber honoriert wird, sei nach wie nicht geklärt, klagte Chefarzt Walter Christe. "Es gibt nach meiner Kenntnis bisher weder eine Fall-Pauschale noch eine Abrechnungsnummer. Aber ich denke, vom Konzept her ist es das Richtige für die Patienten und man muss jetzt schauen, wie eine Finanzierung funktionieren kann", unterstrich er. Für Corona-Patient Sven Strübing sei aber alles geklärt. Seine ambulante Nachsorge steht. Jetzt will er nur noch "zurück ins Leben, das war immer mein Motto."

Mit Material von Michael Lietz

Sendung: Antenne Brandenburg, 25.06.2021, 15:40 Uhr

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7 Kommentare

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  1. 7.

    "Es bleibt zu hoffen, dass uns Postcovid-Betroffenen mehr Interesse und Ernsthaftigkeit entgegengebracht wird."
    Ob Sie es glauben, oder nicht: Hier sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung!
    Aber verstehe ich den Satz richtig: Sie selbst sind von Long-Covid betroffen? Dann wäre das einer Ihrer wenigen Beiträge, in denen Sie mal persönlich argumentieren und nicht nur abstrakt - und es würde so manchen Beirag erklären.
    Ich äußerte schon vor Monaten die Vermutung, dass Long-Covid auf lange Sicht wahrscheinlich das Hauptthema zu Corona werden wird. Ich habe keinen Zweifel, dass wir in der BRD auf 80% Impfquote kommen werden und ITS, wie Todeszahlen, keine nennenwerte Rolle mehr spielen werden.
    Bei Long-Covid ist das anders. Indessen ist die Studienlage immer noch so diffus, dass man keine klaren Aussagen treffen kann. Wen trfft es warum mehr oder weniger? Welche Dispositionen verstärken es? Es wäre wünschenswert, wenn der Nebel sich da bald mehr lichten würde.

  2. 6.

    Diesen armen Menschen muss geholfen werden! Das ist so traurig! Keiner möchte das durchmachen. Das ganze nachfolgende Leben hängt davon ab.

  3. 5.

    Viele Viruserkrankungen können eklige Folgen haben. Mumps kann unfruchtbar machen, Herpes kann Gürtelrose, Kopfrose etc. auslösen, das Epstein- Barr- Virus (Pfeiffersches Drüsenfieber) kann zum Chronic Fatigue Syndrom führen. Bei den allermeisten Patienten verläuft die Krankheit leicht. Die 6 Monate Frist, die hier angesprochen wird, ist so definiert als Kriterium, wann man von Erschöpfung als Dauerfolge sprechen kann, denn der Körper braucht halt lange, um sich zu erholen. Wichtig ist, Anstrengungen zu vermeiden, nicht zu früh zum alten Aktivitäsniveau zurückkehren wollen! Sachte angehen lassen! Sozialer Abstieg, ja leider, erst Lohnfortzahlung, dann Krankengeld, dann womöglich Erwerbsminderungsrente, aber dazu braucht's Voraussetzungen...

  4. 4.

    Sollte Ihr Kommentar ironisch gemeint sein? Dann sollten sie ihn vielleicht so kennzeichnen. Falls sie das ernst meinen, kann ich nur sagen: Es bleibt zu hoffen, dass uns Postcovid-Betroffenen mehr Interesse und Ernsthaftigkeit entgegengebracht wird. Zuviele Hausärzte wiegeln noch ab mit Sprüchen wie: „Das ist normal, wenn Sie mit Postcovidsymtomen zu schaffen haben. Aber wir können wenig machen. Kommen Sie wieder, wenn die Symptome in sechs Monaten nicht weg sind...“.

  5. 3.

    Haben Sie Informationen, dass die Langzeitfolgen anderer Krankheiten nicht mehr behandelt werden? Oder was soll Ihr ironischer Kommentar? Glauben Sie etwa immer noch nicht, dass COVID-19 existiert, akut und für einen Teil der Betroffenen auch länger? Vielleicht müssen Sie erst persönlich betroffen sein, damit Sie Ihren Zynismus ablegen.

  6. 2.

    Ich habe eine schlimme Befürchtung, dass die Menschen sozial abstürzen werden, weil kein Träger mehr zahlen will. Für Betroffene sicher ein Fiasko. Jeder, der durch Krankheit frühzeitig arbeitsunfähig wird, geht eigentlich durch die Hölle und erkennt, dass das angebliche Sozialsystem alles daran setzt, nicht für die Klientel da zu sein, die Maschen sind riesig, durch die viele Menschen fallen können. Warum das so ist? Es geht ums Geld, es ist blanker Kommerz. Wer Glück hat, bekommt irgendwann Sozialgeld, aber krank und arm, wie sollen die Leute mit dieser solzialen Not gesunden? Die einzige Hilfe in vielen Fällen, ein Sozialverband.

  7. 1.

    Zum Glück gibt es bei allen anderen Krankheiten keine Langzeitfolgen, deswegen können wir uns hier voll und ganz auf Corona konzentrieren.

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