Ehrenamt in Brandenburg - So geht es den Helfenden in der Corona-Krise

So 23.01.22 | 15:05 Uhr
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Einsatzfahrzeuge bei der Notfallübung der Feuerwehr und der Hilfsorganisationen (Quelle: dpa/Robert Schmiegelt)
Audio: Antenne Brandenburg | 21.01.2022 | Eva Kirchner | Bild: dpa/Robert Schmiegelt

Egal ob Feuerwehr, DRK, Johanniter, Sicherheitspartner oder THW: Vielerorts sorgen Freiwillige dafür, dass im Notfall Hilfe bereitsteht. Das gilt insbesondere in Corona-Zeiten. Ein Besuch bei den Alltagshelden.

Wenn es brennt, wenn die Oder über ihre Ufer tritt oder wenn Hilfe beim Impfeinsatz oder im Corona-Testzentrum gebraucht wird, dann sind sie da: Hunderte freiwillige und ehrenamtliche Helfer zwischen Angermünde und Neuzelle.

300 Kameraden sorgen für Sicherheit in 14 Ortsteilen

Das neue Jahr ist noch jung, aber es hat bei der Freiwilligen Feuerwehr in Storkow so begonnen, wie das alte Jahr aufgehört hat. Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Kameraden nicht ausrücken. Autounfälle, Brände, Fehlalarme und am Montag ganz aktuell: Sturmschäden. Die Pandemie habe daran auch nichts geändert, sagt der Storkower Stadtbrandmeister Frank Ebert: "Die Einsatzzahlen sind eigentlich stabil geblieben."

Die 300 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sorgen durch ihr Engagement in den 14 Ortsteilen für Sicherheit. Ihre Zahl sei in den vergangenen Jahren stabil geblieben, wie Ebert erklärt. Und das auch in einer Zeit, in der das Helfen anstrengender geworden sei.

Corona spalte nicht nur die Gesellschaft

"Die sind alle so ein bisschen angespannt", sagt Löschtruppenführer André Pfeiffer vom Ortsteil Görsdorf. Die Menschen seien in der Pandemie dünnheutiger geworden. Es gehe aber im Großen und Ganzen, fügt er hinzu. Anfeindungen der Einsatzkräfte, wie sie aus Großstädten wie Berlin berichtet werden, seien in Storkow nicht zu erwarten.

Doch belastet das Thema Corona auch die Feuerwehrleute. So müssen die ehrenamtlichen Kameraden nach jedem Einsatz die Kontaktflächen in den Fahrzeugen und die Einsatzausrüstung reinigen und desinfizierten. Aus- und Weiterbildungen sind nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Zudem falle das gemütliche Beisammensein nach den Einsätzen weg, wo in der Vergangenheit das Erlebte noch einmal verarbeitet werden konnte. "Dadurch fehlt natürlich auch der Kontakt zu den einzelnen Kameraden", sagt Pfeiffer.

Hinzu komme, dass Corona in der Truppe heißt diskutiert werde - und auch spalte, berichtet Pfeiffer. Er befürchtet, dass sich dadurch Kameraden von der Feuerwehr verabschieden könnten.

Alle Kurse mussten ausfallen

Auch den rund 1.000 freiwilligen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) des Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree macht Corona zu schaffen. Sie arbeiten als Sanitäter, Rettungsschwimmer oder leisten Unterstützung bei der Betreuung von Kindern und Senioren.

"Der erste Lockdown hat auch den ehrenamtlichen Bereich komplett getroffen", sagt Sabine Joeks, die aus Strausberg (Märkisch-Oderland) den Einsatz der freiwilligen Helfer koordiniert. So mussten damals als eine der ersten Auswirkungen der Pandemie alle Kurse ausfallen. Die Helfer hätten die Zeit genutzt, Hygienekonzepte zu entwickeln. Mittlerweile sei vieles mit Maske und unter Einhaltung von 2G oder 3G wieder möglich. Zudem werde auch verstärkt getestet.

"Wir arbeiten aktuell auf Veranstaltungen mit Helfern, die getestet sind", sagt Joeks. Das erhöhe auch für die DRK-Mitarbeiter die Sicherheit. "Wir schließen keine Helfer aus, weil sie nicht geimpft werden können oder wollen", berichtet sie weiter. Auf diese Weise können alle Freiweilligen weiterhin ihren Dienst machen, der auch benötigt werde. Der Kreisverband ist für ein großes Gebiet zuständig. Dieses umfasst die Landkreise Märkisch-Oderland, Oberhavel, Oder-Spree und Frankfurt (Oder).

Begegnungsprojekte stark eingeschränkt

Zusammenarbeit wird auch bei den Johannitern des Regionalverbands Nordbrandenburg groß geschrieben. Der Verband betreibt Kitas, Fahr- und Rettungsdienste, Obachlosen- und Übergangswohnheime in den Landkreisen Barnim, Oberhavel und Uckermark. "Dazu kommen der Katastrophenschutz, die Rettungshundestaffel und die Motoradstaffel", erklärt Nicole Wenzel von den Johannitern in Eberswalde (Barnim).

In vielen Bereichen setzen auch die Johanniter auf ehrenamtliche Unterstützung. Insgesamt 150 sind im Norden Brandenburgs regelmäßig im Einsatz – auch in der Pandemie: "Sie sind in den Impfstellen oder auch in den Teststationen, die wir haben, im Einsatz", sagt Wenzel.

Dagegen lagen Begegnungsprojekte wie das Templiner Projekt "Leuchturm der Integration" seit 2020 weitestgehend brach. Dabei sei die Begegnung, das Zusammenkommen und der Austausch gerade jetzt wichtiger denn je. "Wir sehen, das irgendwie die gesellschaftliche Spaltung vorangeht durch Corona, und ich glaube, dass nur der Kontakt zu anderen Menschen da Abhilfe schaffen kann", sagt Krause. Deshalb sei für sie und ihre ehreanamtlichen Helfer Aufgeben keine Option.

Test-Einsatz im Krankenhaus

Auch Christian König ist ehrenamtlich bei den Johannitern engagiert. Der hauptberufliche Krankenpfleger koordiniert den Bereich Bevölkerungsschutz, der auch in Zeiten der Pandemie eine hohe Bedeutung habe, erklärt er. So waren die Freiwilligen zu Beginn der Pandemie noch regelmäßig vor den Krankenhäusern im Einsatz, um die Menschen auf das Coronavirus zu testen.

Vor diesem Hintergrund und den eigenen Erfahrungen der letzten Monate sieht der 32-Jährige die aktuellen Diskussionen und Kundgebungen gegen Corona-Maßnahmen mit gemischten Gefühlen. Jeder habe das Recht auf Meinungsäußerung, aber auch die Folgen sollten bedacht werden. "Wenn sich hier natürlich wieder sehr viele Leute untereinander anstecken, erschwert das uns im Nachhinein natürlich dann auch wieder das Leben“, sagt König bei Antenne Brandenburg.

Unterstützung im Hintergrund

Viel unterwegs waren und sind auch die Mitglieder des Technischen Hilfswerk (THW) vom Ortsverband Fürstenwalde (Oder-Spree), auch zu Einsätzen in anderen Bundesländern. Henrik Wieczorek war im Ahrtal im Einsatz. Einmal sei er dort gewesen, um "ganz klassisch Schlamm" zu beseitigen. Ein weiteres Mal, um als Teil einer Logistikeinheit die Tankversorgung der dort tätigen Einheiten sicherzustellen.

Denn das THW steht für genau solche Notsituationen bereit. In dem Katastrophenschutz-Zentrum in Fürstenwalde lagern daher auch Rucksäcke, Zelte, Verpflegungspakete, Notstromaggregate und vieles mehr. Von heute auf morgen können die Helfer gebraucht werden, wie Ortsverbands-Chef Lars Buchholz berichtet: "Wir leisten im Hintergrund technische Hilfe, damit die Feuerwehr ihre Arbeit leisten kann", sagt er.

So stehe das THW bereit, um zum Beispiel bei Waldbränden die Feuerwehr-Fahrzeuge mit Treibstoff zu versorgen oder bei Hochwasser, um logistische Unterstützung für das Füllen von Sandsäcken zu ermöglichen. "Also die Tierseuchenbekämpfung ist auch eine klassische Aufgabe", sagt Buchholz.

Seit zwei Jahren habe sich das Aufgabengebiet seiner Kameraden noch mal ausgeweitet. Die Schutzausstattung sei um Masken und Schnelltests im Kampf gegen Corona erweitert worden. Für verschiedene Bundesbehörden in Berlin und Brandenburg sei aus Fürstenwalde Schutzmaterial ausgefahren worden.

Corona verändere den Alltag

Corona habe auch wie bei anderen das Zusammensein in der Truppe eingeschränkt. Nur selten sitzen die Kameraden zusammen – und wenn, dann mit Maske und Abstand. "Aus meiner Sicht wäre es fatal, wenn wir die Maßnahmen nicht einhalten würden", sagt Buchholz am Freitag Antenne Brandenburg und fügt an: "Zum Schluss, wenn hier ein Corona-Fall auftritt und 14 Mann unter Quarantäne gestellt werden, dann sind wir für die Zeit nicht einsatzbereit und können im Notfall nicht helfen."

Sendungen: Alle Beiträge sind in der Woche vom 17. bis zum 21. Januar als Doppelbeiträge bei Antenne Brandenburg, Antenne am Nachmittag gelaufen.

Mit Material von Elke Bader und Eva Kirchner.

4 Kommentare

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  1. 4.

    Wenn man nur den Spaziergängern die Schuld gibt macht man es sich einfach. Wie viele von denen sind denn noch ohne Grundimmunisierung?

    Und ganz ehrlich ich kenne jetzt schon einige Fälle wo ein Familienmitglied an Corona erkrankt ist und alle anderen dürfen trotzdem zur Arbeit und Schule, da geboostert oder Genesen. Wie viele dadurch angesteckt werden ist völlig irrelevant.

  2. 3.

    Danke allen ehrenamtlich helfenden haenden.. Aber man ist ja nur dazu dass der Staat sparen kann.. Woanders sitzt das Geld lockerer.fuer. Banken grossindustrie usw.. Hab deshalb mein Ehrenamt schon letztes Jahr niedergelegt.. War nur im sportverein.. Aber geselliges Beisammensein ist ja vom Staat auch nicht mehr erwünscht..

  3. 2.

    Ich bin all den Freiwilligen und Ehrenamtlichen unendlich dankbar für ihre unermüdliche Arbeit, obwohl sie sich von einige wenige Menschen dumm kommen lassen oder gar Gefahr für Leib und Leben in Kauf nehmen müssen.
    Das ist selbstloser Einsatz für die Allgemeinheit, aber einige wissen wahrscheinlich überhaupt nicht, wovon ich rede.
    Danke - und lasst Euch nicht unterkriegen!

  4. 1.

    Angesichts der z.Z. Mindestlohndiskussionen, Nebeneinkünften z.B. bei Kellnern und Friseuren, wird es einen schon mulmig, bei dem Gefühl, dass die Politik den Idealismus durch kostenloses Arbeiten ausnutzt und nur einen Orden ab und zu mal übrig hat. Unlängst wurde im neuen Haushalt von Brb. sogar Kosten gestrichen, z.B. Fahrtkosten. Ist das verlogen oder nicht?