Brandenburg - Erdbeer-Bauern setzen auf Foliendächer
Auf 280 Hektar Fläche - also knapp 400 Fußballfeldern - werden in Brandenburg Erdbeeren angebaut. Es waren auch schon mal mehr, doch der Erdbeeranbau ist aufwändig. Folientunnel verlängern die Erntezeit. Von Amelie Ernst
Auf 2,5 Hektar will Hans-Peter Kruse auf seinem Hof in Dallgow (Havelland) in diesem Sommer Erdbeeren ernten, gemeinsam mit fünf Erntehelfern. Über einem halben Hektar ist schon jetzt ein halbrundes, seitlich offenes Foliendach gespannt. Zwischen weißen Blüten und üppigen Erdbeerpflanzen leuchten trotz des Regens draußen schon große, rote Früchte. "Mit diesen Folientunneln kann man die Erdbeerernte etwa drei Wochen vorziehen gegenüber dem Anbau im Freiland", sagt der Landwirt.
Ohne die Folie könnte Hans-Peter Kruse in seinem Hofladen erst im Juni die ersten Erdbeeren verkaufen. Doch er kennt auch die Diskussionen rund um die Folie über den Feldern: Umweltschützer kritisieren beispielweise immer wieder, dass Folien vielen Tieren Lebensräume nehmen und Insekten weniger Nahrung finden. Doch Kruse geht es nicht nur um den früheren Saisonstart: "Dank der Folie müssen wir hier auch keine Insektizide anwenden", rechtfertigt er den Einsatz. "Außerdem sind die Erdbeeren durch die Folie geschützt und es kommt weniger Fäulnis auf."
Gartenbauverband verweist auf Kosten durch den Mindestlohn
Klaus Henschel, der Präsident des Gartenbauverbandes Berlin-Brandenburg, betont, nicht einmal ein Prozent der Anbaufläche sei in Brandenburg mit Folie bedeckt. Außerdem werde sie mehrfach verwendet und sorge dafür, dass sich die Arbeit auf dem Hof besser planen lässt: "Bei vielen Kulturen wie Erdbeeren oder Spargel sind 50 Prozent der Kosten Lohnkosten." Und wer Saisonkräfte engagiere, der wolle auch, dass für sie zur richtigen Zeit genug zu tun ist.
Bei 9,50 Euro liegt der Mindestlohn im Moment, im kommenden Jahr könnte er nochmal um fast einen Euro steigen. Diesen Lohn wolle man gern zahlen, betont Henschel. Doch er müsse eben auch erwirtschaftet werden. Dazu kommen die coronabedingten Mehrkosten, die Betrieben wie dem von Hans-Peter Kruse entstanden sind. Masken, Plexiglasscheiben, Tests für die Mitarbeitenden - auch das mache sich bemerkbar. 4,80 Euro kostet ein Pfund Erdbeeren zum Saisonstart in Kruses Hofladen.
"Korona haben wir nicht mehr"
Die Nachfrage nach Obst und Gemüse direkt vom Hof sei in Corona-Zeiten zum Glück nicht gesunken, sagt der Landwirt. Hilfen vom Bund habe er nicht beantragen müssen. Ansonsten hat Kruse inzwischen abgeschlossen mit Corona - und auch mit der gleichnamigen Erdbeersorte: "Korona haben wir nicht mehr, die hatten wir früher mal im Anbau." Zu weich, zu klein - auf Dauer lieferten Clery, Asia und Magnum im Folientunnel einfach die besseren Ergebnisse.
Sendung: Inforadio, 26.05.2021, 18:30 Uhr