Streit über Geld für Berliner Bezirke - Neukölln rechnet mit Kürzungen - und legt Streichliste vor

Do 29.06.23 | 11:46 Uhr
  115
Symbolbild: Das Rathaus Neukoelln auf der Karl-Marx-Strasse in Berlin Neukölln. (Quelle: dpa/Joko)
Audio: rbb|24 Inforadio | 28.06.2023 | Elisabeth Mattner | Bild: dpa/Joko

Der Bezirk Neukölln rechnet damit, im neuen schwarz-roten Haushalt weniger Geld zu bekommen. Soziale Projekte könnten daher wegfallen. Gekürzt werden müsste auch bei der Pflege von öffentliche Anlagen wie Schulen oder Parks.

  • Senatsbeschluss zwingt Bezirke zu Sparkurs
  • Bezirksamt Neukölln fürchtet, 2024/25 zahlreiche soziale Angebote streichen zu müssen
  • Bezirksbürgermeister Hikel warnt davor, die Infrastruktur auf viele Jahre zu zerstören
  • Auch andere Bezirke schlagen Alarm

Das Bezirksamt Neukölln plant in den kommenden zwei Jahren, zahlreiche soziale Angebote zu streichen. Grund dafür sei ein Senatsbeschluss zum Haushaltsplan, der die Bezirke zum Sparen zwinge. "Nach der Zuweisung durch den Senat fehlen dem Bezirksamt Neukölln für die Haushaltsjahre 2024/2025 pro Jahr 22,8 Millionen Euro, um den Status Quo zu halten", heißt es dazu in einer Mitteilung vom Mittwoch.

In der Aufstellung des Haushaltsplans 2024/2025 [berlin.de] werden zwölf Kürzungen benannt, darunter der Wachschutz und die Tagesreinigung an Schulen, die Obdachlosenhilfe sowie der Alt-Rixdorfer Weihnachtsmarkt. Außerdem könnten kaputte Spielgeräte auf Spielplätzen nicht mehr erneuert, die Müllentsorgung in Grünanlagen halbiert und drei Jugendfreizeiteinrichtungen geschlossen werden. Betroffen von Einsparungen wäre zudem das Bezirksamt, in dem freie Stellen vorübergehend nicht nachbesetzt werden könnten.

Pro Jahr fehlen 22,8 Millionen Euro

Mit dem Eckwertebeschluss sei das Bezirksamt "dazu gezwungen, zahlreiche der für Neukölln notwendigen sozialen Angebote zu reduzieren oder gänzlich zu streichen, die für die Menschen im Bezirk von größter Bedeutung sind", heißt es in einer Mitteilung. Die geplanten Maßnahmen seien aber erforderlich, um die notwendigen Einsparungen zu erbringen. Auf Grundlage des sogenannten Eckwertebeschlusses werde in den kommenden Wochen der Haushaltsplan erarbeitet.

Die derzeitigen Finanzplanungen des Berliner Senats könnten nach Ansicht von Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) "auf viele Jahre die soziale Infrastruktur in Neukölln zerstören".

Betroffen wären vor allem frei eingeplante Gelder

Im Gespräch mit dem rbb erklärte Hikel, "das Problem an der Finanzierung der Bezirke ist, dass ein Großteil der Mittel die uns zur Verfügung stehen, gebunden ist. Faktisch sind 80 Prozent aller Mittel gebunden und die restlichen 20 Prozenten verteilen sich auf Personal und eigene Schwerpunkte." Radioeins vom rbb sagte Hikel: "Die eigenen Schwerpunkte, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, waren in der Regel im sozialen Bereich und in Schule. Wenn die Mittel nicht mehr da sind und der Rest gebunden ist, fällt das logischerweise weg."

Auch anderen Bezirke schlagen Alarm

Die Berliner Bezirksbürgermeister hatten bereits vor einigen Tagen in einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) vor Einsparungen bei der Finanzierung der Bezirksämter gewarnt. Auch an Finanzsenator Stefan Evers (CDU) wandte sich Hikel gemeinsam mit anderen Berliner Bezirksbürgermeistern. "Wir als Bezirke wollen eine funktionierende Stadt und wollen unseren Beitrag dazu leisten", zitierte die "Berliner Morgenpost" [morgenpost.de] aus dem Brief des Neuköllner Bezirksbürgermeisters, den elf Kolleginnen und Kollegen Hikels unterzeichnet hatten.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 28.06.2023, 21:01 Uhr

115 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 115.

    Ich möchte mich für das kapern von anderen Profilnamen entschuldigen!

    Meine Medikamente waren nicht richtig eingestellt aber nun wirken die Psychopharmaka wieder. Außerdem werde ich eine Therapie machen, vesprochen!

    Nur mit dem Rechtschreibkurs dauert es noch etwas länger aber Max hat mir ein gutes Rechtschreibprogramm empfohlen, danke Max!

  2. 114.

    "Leben sie damit oder schreiben sie woanders. " Genau DAS wollen sie doch mit dem nickklau erreichen.

    Den Gefallen werde ich ihnen nicht tun. Leben sie damit oder schreiben sie woanders.

  3. 113.

    Corona und RRG-Politik ließ viele Unternehmen schon im Vorfeld aufgeben oder abwandern. Nun folgte die Ampelregierung mit den nächsten Repressionen und da geben die nächsten Unternehmen auf - am Ende fehlen Steuereinnahmen und die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Das wird in den nächsten Jahren noch schlimmer werden wie unter Schröder/Fischer. Viele Steuergelder landen nun woanders (zBsp Wirtschaftsstützung Ukraine mit einigen Mrd €). Energiesicherheit frisst auch Gelder - alles vorhersehbar

  4. 112.

    Das immer mehr Bezirke Haushaltssperren verhängen, ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Die Pflichtausgaben der Bezirke steigen dramatisch. Das Steueraufkommen leider nicht parallel dazu.

    Wenn eine Haushaltssperre verhängt wird, müssen natürlich alle Pflichtausgaben auch weiterhin getätigt werden.

    Alles andere halt nicht.

    In den nächsten 10 Jahren sinken die Steuereinnahmen deutlich. Gleichzeitig steigen die Ausgaben massiv. Es muss endlich die längst überfällige Steuererhöhung kommen

  5. 111.

    Sehr lückenhaft und verallgemeinert-ich schau mir meine K-M-Str an und sehe was überflüssig war ist und sein wird.

  6. 110.

    Eentzückend, müssen die grünen Linken Sozialdemokraten jetzt das sparen lernen?

    Und zur Verbesserung der Stimmung fangen wir gleich bei den Schulen an - cool, echt jetzt.

  7. 109.

    Ich frage mich, wo das hinführen soll. Waren nicht, vermüllte Parks marode Schulen und die vielen Obdachlosen, große Probleme. Zurück zum Anfang. Na ja, Hauptsache Die Milliarden für Tankrabatt und Steuersenkungen, die die Wohlhabenden besonders begünstigt werden rausgehauen.

  8. 108.

    So sieht neoliberaler Wahnsinn aus. Die komplette soziale Daseinsvorsorge wird heruntergestrichen, die Ausgaben zu "Kosten" umdeklariert, als unerwünscht gelabelt, um einen "profitableren" Haushalt zu präsentieren, der einigen, auch weiterhin unbedeutenden politischen Akteur*innen zu einem besseren Portfolio eigenen Schaffens verhelfen soll. Das sowohl Bezirk als auch das Land bzw. die Stadt in der Grundversorgungspflicht sind, nicht nur im Bereich Schulen, sondern nach ASOG auch für Wohnungslosenhilfe Verpflichtungen zu erfüllen haben, sind für die Herren Wegner, Evers und Co. nur Zahlen, die sie nicht betreffen. Wenn die Stadt oder der Bezirk and verpflichtender Grundversorgung sparen sollten, werden sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben verklagt! Das verfassungsgegebene Sozialstaatsprinzip hat nicht von Hinz und Kunz ausgehebelt zu werden. Es war zu ahnen, dass Wegner im Amt nicht mal als Aushilfe im Bezirksamt taugt.

  9. 107.

    "In Neukölln erleben wir seit Jahren wie soziale Dinge zurückgefahren werden oder erst garnicht begonnen werden. Aber dann wundern wir uns immer wieviel Straßen oder Kieze umgebaut werden."
    Ihrem persönlichen Eindruck möchte ich ein paar Zahlen entgegenstellen:
    Bezirkshaushaltsplan Neukölln - Ausgaben 2022
    Transferausgaben (T-Teil): 431.784.300
    Transferausgaben (Z-Teil) 309.991.500
    Sachausgaben: 84.250.900
    Personalausgaben: 124.646.900
    Verrechnungen für kalk. Kosten: 41.378.000
    Investitionsausgaben: 28.150.000
    Ergänzende Erläuterung zu den Transferausgaben:
    T-Teil insbes. Zahlungen für Rechtsansprüche von Einzelpersonen o. Gruppen, die über Dritte
    (bspw. freie Träger) abgewickelt werden (Beispiel: Hilfen zur Erziehung)
    Z-Teil insbes. Zahlungen an natürliche Personen, auf die der Empfänger einen Anspruch hat
    (Beispiel: Hilfe zum Lebensunterhalt)
    Der Großteil wird für soziale Belange ausgegeben, wenn ich es richtig interpretiere.

  10. 106.

    Nun, die „Tagesreinigung“ in den schon maroden Schulen fällt nicht so ins Gewicht.
    Christlich ausgerichtete Märkte sind auch nicht mehr en vogue in heutigen Zeiten.
    Man muss das auch verstehen, dass Gelde eher für Fahrradwege und Einrichtungen von „Verkehrsruhezonen“ in den jeweiligen Kiezen wichtiger sind in Zeiten der Klimakatastrophe und Erderwärmung, als sozialer Zusammenhalt.

  11. 105.

    Gilt aber auch für die Fahrrandfahrer und die Rollerfahrer.

  12. 104.

    In Neukölln erleben wir seit Jahren wie soziale Dinge zurückgefahren werden oder erst garnicht begonnen werden. Aber dann wundern wir uns immer wieviel Straßen oder Kieze umgebaut werden. Da weiß man in einigen Ecken wo BezPolitiker wohnen die Ihr Umfeld nach persönlichen Ideen neu gestalten wollen (unsere Nachbarschaft ist ein Beispiel dafür). Ja, die BVV setzt so Prioritäten (www.mein.Berlin). Die könnten auch anders wenn sie wollten. Und man wählt wieder das selbe und wundert sich.

  13. 103.
    Antwort auf [Max] vom 29.06.2023 um 13:16

    Meiner wird auch mehrfach verwendet, daher werde ich ihn wohl ändern, einen Nachnamen hinzufügen, z.B. Altmann. Meine Mail Adresse gebe ich immer freiwillig mit an, daher wundert es mich, dass noch jemand anderes "meinen" Nicknamen verwenden kann. Ist wohl der allgemein hohen Kommentarfrequenz geschuldet.

  14. 102.
    Antwort auf [Max] vom 29.06.2023 um 13:16

    Es ist nicht "ihr" Nickname. Hier gibt es keine Registrierung, somit kann sich hier jeder nennen wie er will. Auch als ein Max. Leben sie damit oder schreiben sie woanders.

  15. 101.

    Upps...hab ich sie getroffen, obwohl ich sie noch nicht einmal gemeint habe ?
    Auch gut.
    Aber mit dem AFD Argument kommen ja inzwischen einige hier.
    Dabei klingt das ja eher nach einer Drohung und einem Angriff auf die Meinungsfreiheit.


  16. 100.

    @Max
    Schon klar, wenn ich keine Birnen habe nehme ich halt Kartoffeln.
    Da merkt man den Akademiker mit seiner ganz eigenen Logik und wissenschaftlichen Aufgeklärtheit.

  17. 99.

    "die Schwächsten dieser Stadt"

    Die Schwächsten dieser Stadt haben auch Zugang zu unseren Sozialsystemen.

  18. 98.

    Das Geld im Bezirk verwaltet die BVV ja, aber der Senat entscheidet wie viel Geld in der Kasse ist.

  19. 97.

    An die 100 Milliarden pro Jahr, das ist mehr als ausreichend.

Nächster Artikel