Wirkstoffe gegen Pilze - BUND-Stichprobe: Erdbeeren oft mit Pestiziden belastet

Mo 05.06.23 | 16:49 Uhr
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Symbolbild: Ein Mann pflückt Erdbeeren(Quelle: dpa/Christin Klose)
Bild: dpa/Christin Klose

Rot, fest und gesund - aber unter Umständen auch schadstoffbelastet: In Untersuchungen im Auftrag des BUND sind bei vielen konventionell anbauenden Erdbeer-Herstellern Belastungen in den Früchten festgestellt worden.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor einer hohen Belastung von Erdbeeren durch Pestizide.

Bei Proben von Früchten unterschiedlicher Händler in Berlin, Dresden und Hameln seien in 15 von 19 Fällen Rückstände von Fungiziden festgestellt worden, teilte die Organisation am Montag mit. Gut die Hälfte der Proben wies demnach zwei oder mehr Wirkstoffe gegen Pilze auf.

In drei Fällen seien sogar vier unterschiedliche Fungizide festgestellt worden. Gerade diese Mehrfachbelastung sei besorgniserregend, sagte Corinna Hölzel vom BUND. "Durch die Wechselwirkung zwischen Pestiziden kann ihre giftige Wirkung verstärkt werden. Diese Gefahren werden bislang durch die Risikobewertung nicht ausreichend berücksichtigt."

BUND empfiehlt: gründlich waschen

Die Umweltschutz-Organisation empfiehlt, konventionell angebaute Erdbeeren direkt vor dem Verzehr in kaltem, stehendem Wasser gründlich zu waschen. Die Früchte sollten dabei nicht beschädigt werden und der grüne Blütenkelch sollte erst nach dem Waschen abgeschnitten werden, warnt der BUND.

Forderung nach strengeren Regeln für den Fungizideinsatz

Mittel gegen Pilzerkrankungen werden auf Erdbeerfeldern häufig bereits verbeugend eingesetzt. Viele Fungizide sind jedoch nachweislich gesundheits- und umweltschädlich. Laut BUND können sie das Hormonsystem beeinflussen, die Fortpflanzung schädigen oder sind giftig für Wasserorganismen oder auch Vögel. Auch gelangen sie ins Grundwasser und müssen dann zu hohen Kosten wieder rausgefiltert werden.

Der BUND und andere Umweltschutzaktivisten fordern strengere Regeln gegen den Pestizideinsatz und gänzliche Verbote bestimmter Stoffe. Verbrauchern empfehlen sie den Kauf von Bio-Erdbeeren.

Erdbeeren sind anfällig für Pilzerkrankungen. Daher werden auf den konventionellen Plantagen meist schon vorbeugend zahlreiche Fungizide eingesetzt. Die Pestizide gelangen in die Luft, in Böden und ins Wasser. Sie verteilen sich breit in der Umwelt und können lange überdauern. Viele Fungizide haben negative Wirkungen auf die Biodiversität.

Die größten Erdbeer-Anbauregionen Deutschlands liegen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Dort werden auf etwa 2.000 Hektar Erdbeerengebaut an und je etwa 30.000 Tonnen geerntet. In Brandenburg beträgt die Fläche etwa 200 Hektar, der Ertrag liegt bei rund 2.000 Tonnen [de.statista.com].

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.06.2023, 14:20 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Mir tun die Menschen leid, die nur diese Erdbeeren kennen, die wie Plastikfrüchte aussehen (und vermutlich auch so schmecken). Alle gleich groß und fest, eine wie die andere. Angeblich will "der Kunde" es ja so. Stimmt das wirklich? Hat "der Kunde" denn noch nie frisch gepflückte Erdbeeren gegessen, sonnenwarm, auf der Zunge schmelzend und eine Aromaexplosoin hinterlassend? Für mich sind das keine Erdbeeren, sondern eine schlechte Imitation. Einfach gruslig. Das man so etwas nur mit dem Einsatz von viel PSM produzieren kann, passt da voll ins Bild.

  2. 10.

    ...die Frage ist doch eher: BIO oder Nicht-BIO? "Oekotest" beweist dauernd dass fast nur Bio Ware giftfrei ist, egal wo sie herkommt. Die Herkunft ist6 dann wieder ein anderes Thema.

  3. 9.

    Bei uns kommen die Erdbeeren ausm Garten. Für Berliner Stadtmenschen natürlich nicht möglich. Und da ist maximal das drauf, was Pferde und Hühner so gefressen haben, aber geschmacklich um weiter besser als die Industrieware.

  4. 8.

    Da kann sich jeder Kleingärtner nur über seine eigene Erdbeerernte freuen, die nicht durch Pestizide belastet ist. Aber Alter und Krankheit machen die Bewirtschaftung leider nicht mehr möglich. Mir fehlen die Senga-Sengana- und Mieze-Schindler-Sorten auch geschmacklich. Für den Verkaufsanbau leider nicht mehr im Sortiment. Die Lagerzeit ist leider begrenzt.
    Wer kann mir bitte antworten, inwieweit die von den gekauften Früchten hergestellten Marmeladen auch noch so hoch belastet sind? Wir kochen trotz der hohen Preise immer noch ein paar Gläser für den Eigenbedarf. Das trifft ja leider für die Südfrüchte wie Pfirsiche und Aprikosen auch nach dem Waschen ebenfalls zu. Ansonsten gilt die Devise: Weniger verzehren, egal aus welchem Land der Großhandel bezieht.


  5. 7.

    Erinnere mich noch, wie gewarnt wurde vor den bösen spanischen usw…. Solle man lieber auf die deutschen warten …. Jaja. Alles dasselbe. Abwaschen ist ja eigentlich selbstverständlich.

  6. 6.

    Einfach ordentlich waschen und genießen.
    Die Problematik ist doch bereits seit Jahrzenten allseits bekannt. Bin schon Ü 50 und mir fehlt nix.
    Den Blütenkelch-Tip befolge ich nach wie vor.

  7. 5.

    "Die Umweltschutz-Organisation empfiehlt, konventionell angebaute Erdbeeren direkt vor dem Verzehr in kaltem, stehendem Wasser gründlich zu waschen.
    Hat meine Großmutter auch immer gemacht. Komisch, vor was heute alles gewarnt wird.

  8. 4.

    " Jockel " so Naiv kann man doch nicht sein, oder ? Konventionell angebaute Obst und Gemüsesorten, wo Jahrzehnte die Böden, mit Pestizide und sonstige " chemische Keule " behandeln wurde, um die Nachfrage der Verbraucher zu befriedigen, sind über Jahrzehnte verseucht.
    Auch bei sogenannten " Bio " Produkt, wäre ich sehr vorsichtig. Was heute alles " Bio " sein soll, ist schon sehr erstaunlich. Auch hier müssen die Verbraucher befriedigt werden.
    Wenn man genaue sucht, finden sich immer etwas in den Böden und so letztendlich auch, in der Nahrungskette. Mich wundert bei der Gier nichts mehr.

  9. 3.

    Skandal!

  10. 2.

    Na dann kann man genauso gut die billigen Erdbeeren aus Spanien essen - von wegen Qualität aus Deutschland.

  11. 1.

    Aufgrund dieser Meldung werde ich meine Konsequenzen ziehen.
    Hätte ich nie für möglich gehalten.

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