Rund 275.000 Besucher - Messechef zieht durchwachsene Bilanz der Grünen Woche

So 28.01.24 | 14:46 Uhr
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Die Tierhalle auf der Internationalen Grünen Woche 2024 in der Messe Berlin. Berlin am 19.01.2024.(Quelle:picture alliance/Geisler Fotopress/S.Zeitz)
Audio: rbb24 Abendschau | 27.01.2024 | Interview Mario Tobias | Bild: picture alliance/Geisler Fotopress/S.Zeitz

Der Lokführer-Streik hatte wohl Auswirkungen auf die Grüne Woche. Die Veranstalter haben nach eigenen Angaben weniger Gäste als im Vorjahr gezählt. Allerdings hat die Messe dieses Jahr auch einen unerwarteten Aufmerksamkeitsschub bekommen.

Der Chef der Messe Berlin, Mario Tobias, hat zum Ende der Grünen Woche trotz niedriger Besucherzahlen als im Vorjahr ein optimistisches Fazit gezogen. "Die Grüne Woche war ein starker Auftakt für ein veranstaltungsreiches Jahr", wird Tobias in einer Pressemitteilung der Messe zitiert.

Insgesamt rund 275.000 Besucherinnen und Besucher seien in diesem Jahr zur Grünen Woche gekommen und damit etwas weniger als im Vorjahr (300.000). Dafür machen die Veranstalter vor allem den Streik der Lokführer bei der Bahn in dieser Woche verantwortlich.

Kauffreudige Messegäste und hochrangiger Politikerbesuch

Nach Angaben des Veranstalters gaben die Gäste pro Kopf über 150 Euro auf der Grünen Woche aus, das Kaufinteresse sei damit höher gewesen, als im Vorjahr, heißt es in der bilanzierenden Mitteilung. Unter den Besuchern waren auch 2.000 Medienvertreter und zahlreiche Politiker, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und acht weitere Ministerinnen und Minister seiner Regierung. Inhaltlich hätten insbesondere die internationale Ernährungssicherheit, die Zukunft der Landwirtschaft und nachaltige Innovationen im Fokus gestanden.

Olaf Scholz habe die Messe auch genutzt, um nach den großflächigen Bauernprotesten im ganzen Land Kontakt zur Landwirtschaft aufzubauen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der ebenfalls zu Gast war, sagte dazu: "Nicht nur innerhalb der Branche und mit der Politik wurde viel diskutiert, auch Verbraucherinnen und Verbraucher sind ins Gespräch gekommen mit den Menschen, die unsere Lebensmittel herstellen und verarbeiten. Darin liegt unsere gemeinsame Chance, dass wir das Verständnis füreinander stärken und im Dialog weiterkommen."

Erste Grüne Woche für neuen Messe-Chef Tobias

Am Freitag hatte Tobias der rbb24 Abendschau noch gesagt, die gesellschaftspolitische Debatte über die Landwirtschaft habe der Messe einen zusätzlichen Schub gegeben. Die ersten Tage seien großartig gewesen, so Tobias, Mitte der Woche seien die Werte noch höher gewesen als bei der letzten Grünen Woche. Danach begann der Streik. Dieser sei besonders bitter für die Ausstellenden gewesen, sie sich das ganze Jahr auf die Grüne Woche vorbereiteten. Auch viele Schulklassen hätten ihre Besuche absagen müssen, so Tobias.

Tobias ist seit Mai 2023 Messechef, für ihn ist es die erste Grüne Woche. Vergangenes Jahr hat die Messe die andere große Publikumsveranstaltung an einen Konkurrenten verloren - die IFA. Für sie ist die Messe nur noch Hallenvermieter. Bei der Messe Berlin hat Tobias im letzten Jahr nach heftigen personellen Turbulenzen begonnen, er muss nun erstens für Ruhe und zweitens für eine stabile Zukunft sorgen. Zehn Tage Messe, das ist eine teure Kraftanstrengung für alle: "Für die Grüne Woche hat ein riesiges Team Wochen und Monate vorgearbeitet", so Tobias.

Die Grüne Woche sei ein wichtiger Anker seit fast 100 Jahren - und soll es auch bleiben. Trotz des Bahnstreiks seien viele Aussteller glücklich darüber gewesen, teilzunehmen, weil sie direkt in Kontakt mit den Kundinnen und Kunden kämen.

Minister Vogel ist zufrieden mit der Brandenburg-Halle

Zufrieden äußerte sich derweil der Brandenburger Agrarminister Axel Vogel (Grüne) mit der Halle seines Landes: "Die Grüne Woche bietet zu Jahresbeginn die Chance, auf Themen, Herausforderungen und Angebote unserer Land- und Ernährungswirtschaft aufmerksam zu machen", wird Vogel am Samstag zitiert, "auch wenn heute noch keine abschließenden Zahlen vorliegen, zeigen die Gespräche mit Ausstellenden und Gästen, dass uns dies in unserer 30. Brandenburg-Halle gut gelungen ist."

Bereits während der Messe seien immer mehr Online-Bestellungen und -Nachfragen eingegangen, die Mehrheit der Aussteller in der Brandenburg-Halle wollten auch im nächsten Jahr wieder dabei sein. In diesem Jahr hatten 250 Anbieter, darunter zumeist klein- und mittelständische Unternehmen, an 70 Ständen vor allem Regionalprodukte angeboten, darunter Spreewaldgurken, Beelitzer Spargel und Wurstspezialitäten.

Grüne Woche endet Sonntag

Die Grüne Woche endet am Sonntagnachmittag. Bei der 88. Ausgabe der Grünen Woche haben sich seit dem 19. Januar rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern präsentiert. Die Messe wurde vor allem zu Beginn von der Debatte über Subventionskürzungen in der Landwirtschaft und die bundesweiten Proteste von Bauern dominiert.

Auch der Temin fürs nächste Jahr steht bereits fest: Die Grüne Woche 2025 wird vom 17. bis 26. Januar gehen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.01.2024, 16:00 Uhr

26 Kommentare

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  1. 26.

    Am Sonntag zahlt man 13 Euro, Garderobe nochmal 3 Euro

    Es empfiehlt sich eine Wasserflasche mitzunehmen, den wie schon jemand geschrieben hat, einfachmal Wasser zu kaufen oder einen öffentlichen Wasserspender gibt es nicht. Und eine 0,2 l Flasche dort kostet dann auch teilweise 2 Euro. Aus Nachhaltigkeitsgründen wäre es daher empfehlenswert mal was zu ändern an dieser Politik.

    Essen vor Ort ist recht happig, 8 Euro für Käßspätzle und man kann sich teilweise einfach nicht richtig hinsetzen. Wenn man dann noch ein Getränk kauft ist man ohne Stehttisch aufgeschmissen. Und man wird immer wieder angerempelt, es ist teilweise einfach sehr voll und dadurch sehr anstrengend.

  2. 25.

    Die Brandenburghalle auf der Grüne Woche ist für Brandenburg sehr teuer. Es ist eine Verkaufsmesse. Was wurde verkauft? Wie sind die Preise und Trends? Für Herrn Vogel reicht „aufmerksam machen“? Ist das nicht zu wenig?

  3. 24.

    @ Köpenickerin, 16 Euro,- das ist für viele Geringverdiener sehr viel Geld. Für manche Leute undenkbar offensichtlich. Zumal vor Ort natürlich noch Kosten anfallen, oder will man da mit Stullenpaket anreisen?
    Letzten Endes ist es eine Verkaufsveranstaltung, dafür ist der Preis deutlich zu hoch. Früher gab's weder das Bezahlen für's Probieren noch überteuerte Eintrittskarten.

  4. 23.

    Ob die Landwirte und Lebensmittelindustrie auf der Messe mehr verdienen als am Acker bzw durch Verarbeitung von Lebensmittel?

    Deutschland ist halt Messeweltmeister, und die Messen ändern sich, siehe Buchmessen: Leipzig ist Publikumsmesse geworden und in Frankfurt wird Geld gescheffelt

  5. 22.

    Das ist doch eine Landwirtschaftsmesse oder? was mich erschrocken hat was sucht die Bundeswehr dort mit gepanzerten Fahrzeugen?? oder ist das wegen der Proteste der Landwirte .
    Was noch nicht normal ist ein Stand mit dem Slogan Sichere Pachteinnahmen von 10000€ für Windräder im privatem Wald
    also roden sie ihren Wald für Windräder und kassieren sie mindestens 100000€ Pacht soll das die Grüne Energiewende sein .

  6. 21.

    @Rob Da spricht die junge Generation, nicht wissend, wie lange der Eigenname
    " Grüne Woche " schon existiert, nämlich sehr viel länger als die Partei

  7. 20.

    Das Abrechnen dieser "Bons" dürfte bei dem Umfang wohl den Rahmen sprengen - das ist keine Dorfkirmes und 200 Euro pro qm für 'n Stand plus Steuer ohne Nebenkosten sind auch nicht wenig. Da war dann noch das "Media-Package" und der AUMA-Beitrag. Die Nebenkosten, Standbau, Strom- und Wasseranschluss, etc. kann man im BECO-Shop buchen. Soweit zu "is' teuer". Ist auch ein ganz schöner Aufwand. Die Messe macht jedenfalls keine "Miesen".

  8. 19.

    Ich informiere mich vorher über die Eintrittspreise und entscheide dann ob die Kohle investiere oder nicht.
    Und das es auch dort nichts mehr "Umsonst" gibt, wissen wir alle.
    Wir waren zu dritt dort, haben 200 Euro ausgegeben und hatten Spaß :-) kann ich machen muss ich aber nicht.

  9. 18.

    Ich möchte mich da nicht in irgendwelche Spekulationswolken begeben. Fakt ist, dass es einschließl. Dienstag sehr voll war. Klar, der Eintrittspreis war schon 'ganz schön schon'. Er dürfte wohl nicht das Problem gewesen sein, für die Mehrheit der Besucher, die sich da in den Restaurants, Cafes odergaststättenähnl. Wirtschaften tummelten. Das, was ich mir ansehen wollte, konnte ich. Ich finde aber die Übersichtstafeln waren schon einmal besser. Oder haben irgendwelche Schalks den Roten Punkt "Ihr Standort" abgeschafft? Also bei dem Vormarsch der Tablet-Darstellungen war das die Achillesferse. Ich hoffe , dass Vieles was neu war so bleibt. Am besten hat mir die Thüringen-Halle gefallen, bewegte aber auch sehr die Nachdenklichkeit. Man ging da trotz gewohnt tollen Einsatzes der Macher etwas eigenartig berührt durch die Halle. Man kann also nur hoffen, dass man ohne Traktor-Anreise wieder hinkommen kann. Dem neuen Leiter, der -top!-auf eine Besuchermesse setzt, viel Erfolg!

  10. 17.

    Wir waren am Freitagnachmittag (14:00Uhr) dort- ausgegeben haben wir mit Eintritt und Garderobe sowie einigen kleinen Appetitshappen 35,00 Euro- wenn ich irgendwo etwas Essen möchte - gehe ich in ein Restaurant.

  11. 16.

    Warum die Grüne Woche umbenennen? Die gibt es schon wesentlich länger als die,, Grünen ".

  12. 15.

    Antwort auf "Angela" vom Sonntag, 28.01.2024 | 13:09 Uhr
    "Wenn man als Paar dorthin geht, hat man schnell über 200 € am Tag ausgeben oder mehr." ???? Wenn Sie dort für 168€ essen, trinken und einkaufen müssen....

  13. 14.

    Also ich war nach vielen Jahren endlich mal wieder auf der Grünen Woche. Natürlich habe ich auch das Fenster vor dem Bahnstreik genutzt. Es war so viel zu sehen, es gab viel zu kosten, auch wenn man mal hier und da einen Euro gezahlt hat. Auch den Eintritt fand ich als nicht hoch, eher angemessen. Ich habe tolle Sachen probieren können, mir einen guten Vorrat an Sekt nach Hause liefern lassen, und sogar ehemalige Kollegen dort getroffen. Der einzige Kritikpunkt an der Grünen Woche ist das mangelnde Angebot an alkoholfreien Getränken. Es war sehr schwierig einfach mal ein Wasser kaufen zu können, drei Hallen mussten wir durchsuchen, da das eigene Messe Berlin Angebot so gut wie nicht verfügbar bzw. geschlossen war. Street Food Ecke war auch relativ durcheinander und zu wenige Sitzplätze oder Stehtische.

  14. 13.

    Der Eintritt sollte Wertgutscheine enthalten, die an den Ständen eingelöst werden können.
    Ansonsten ist das Eintrittsgeld zu hoch, zumal die Einnahmen von den Ausstellern zur Kostendeckung reichen sollten.

  15. 12.

    Ich war zwei Mal dort und war zwei Mal enttäuscht. Von einer Messe erwarte ich viele informative Veranstaltungen - bei einer Ernährungsmesse auch Aktionen zum Mitmachen bzw. Verkosten. Zum Großteil sind dort aber einfach nur (teils) sehr aufdringliche Verkäufer. Einmal wurde ich von einem Winzer halb genötigt Unmengen Wein zu kaufen. Zum Glück sagte ich nein.

  16. 11.

    Ich bin schon Jahrelang bei der Grünen Woche, und da kann man richtige Schnäppchen machen. Gestern z.B. 2 Flaschen Likör zum Preis von einer, und ja ich habe vorher im Onlineshop geschaut und Preise verglichen.

  17. 10.

    Warum muss die Messe in einer so gut wie gar keine Landwirte und Bauern habenden Stadt stattfinden? Die Messe gehört aufs Land, wohin man eh besser fahren kann.

  18. 9.

    Na ja, hohe Preise. Da gibt es Veranstaltungen da sind die Tickets wesentlich höher, auch die vom Essen und Trinken. Ich denke zB.da an so manche Schlager -Shows.

  19. 8.

    Nein, also, auch ich hab oft gehört, dass es zu teuer ist. Schließlich zahlt man dann auf der Messe auch echt satte Preise für das Angebot (was auch teils durchaus berechtigt ist, aber eben für den Besucher on top zum Eintritt). Vielen Leuten sitzt verständlicherweise durch die Inflation der letzten Jahre das Geld nicht mehr so locker.

  20. 7.

    Die Grüne Woche gibt es schon länger als die Grünen.
    Da die Grünen so ziemlich alles abgelegt haben, was ihre Vorstellungen von Deutschland, Europa und der Welt so waren, sollten sie sich in "Die Farblosen" umbenennen, denn bei der Poilitik werden selbst hartnäckige Grünenwähler blass vor Ärger.

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