Tarifverhandlungen - Einigung zwischen BVG und Verdi unwahrscheinlich

Do 15.02.24 | 06:09 Uhr
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Archivbild: Streikende stehen vor einem Busdepot der BVG in der Müllerstraße. (Quelle: dpa/Gollnow)
Audio: radioeins | 15.02.2024 | Thorsten Gabriel | Bild: dpa/Gollnow

Die Tarifverhandlungen für die rund 16.000 Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe werden am Donnerstag fortgesetzt. Der kommunale Arbeitgeberverband und die Gewerkschaft Verdi verhandeln dabei über den sogenannten Manteltarifvertrag, der die Arbeitsbedingungen regelt, nicht aber die Höhe von Löhnen und Gehältern.

"Wir erwarten, dass von der Arbeitgeberseite diesmal mehr kommt als nur die grundsätzliche Verhandlungsbereitschaft wie beim letzten Mal", sagte Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt dem rbb vor Beginn der neuen Runde. "Wir müssen jetzt wirklich in den Verhandlungsmodus kommen."

Erster Streik in Berlin nur wenige Stunden

Bei dem aktuellen Treffen soll es laut Arndt vor allem um "Entlastungsthemen" gehen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 33 Tage Urlaub für alle BVG-Beschäftigten. Bislang gibt es gestaffelt zwischen 28 und 30 Urlaubstage pro Jahr. Außerdem verlangt die Gewerkschaft 500 Euro Urlaubsgeld jährlich und bessere Regeln für Pausen- und Ruhezeiten.

Dass sich Arbeitgeberseite und Gewerkschaft bereits am Donnerstag auf einen Manteltarifvertrag einigen, gilt als eher unwahrscheinlich. Von Seiten der BVG war nach der ersten Verhandlungsrunde am 24. Januar nur von einem "konstruktiven Auftakt" die Rede gewesen.

Verdi hatte sich dagegen "ernüchtert" gezeigt. Sie verhandelt derzeit nicht nur in Berlin, sondern auch in allen anderen Bundesländern außer Bayern über die jeweiligen Nahverkehrstarifverträge. Im Zuge dessen war es Anfang Februar zu einem bundesweiten Warnstreik gekommen, der in Berlin allerdings auf die Morgenstunden beschränkt blieb.

BVG Vorreiter gegenüber anderen Bundesländern

In einigen Bundesländern, wie etwa in Brandenburg, geht es bei den Verhandlungen auch um die Bezahlung des Personals. Diese Gehaltstarifverhandlungen stehen in Berlin erst nächstes Jahr an. Die Gewerkschaft dringt bundesweit vor allem auf Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen.

Die Berliner Verkehrsbetriebe und Verdi sind sich allerdings einig, dass die BVG hier bereits Vorreiter ist. Beide Seiten eint das Ziel, die Arbeitsbedingungen weiter zu verbessern, um dringend benötigtes Personal, insbesondere im Fahrbereich, nicht nur neu zu gewinnen, sondern auch langfristig zu halten. Die konkreten Vorstellungen darüber, wie solche Verbesserungen aussehen könnten, liegen aber zum Teil weit auseinander.

Sendung: radioeins, 15.02.2024, 08:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Es geht - um Bob zu zitieren- um die Frage ob Verdi wirklich „beinhart“ feilscht oder ob es nur eine Show für die Mitglieder ist und intern eine arbeigeberfreundliche Lösung schon längst feststeht. Passiert öfter bei zu viel Nähe zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern.

  2. 7.

    Sie haben Bobs Frage nicht verstanden. Er wundert sich nicht über hohe Forderungen von Verdi, sondern über die niedrigen Verhandlungsergebnisse. Ich finde es in der Tat auch sehr seltsam, dass eine Gruppe mit so hohem Streikpotential wie die BVG so extrem arbeitgeberfreundliche Abschlüsse erzielt (Taristeigerung nur im niedrigen einstelligen Bereich, Laufzeit hingegen drei Jahre). Wenn man sich da die Ergebnisse von Herrn Wesselsky ansieht, fragt man sich schon, warum das so ist. Weiß das jemand?

  3. 6.

    Da kann man nur hoffen daß die beiden Parteien zu einer Lösung kommen und dieses ohne Streik.

  4. 5.

    Bei Tarifverhandlungen is es wie beim Feilschen. Verdi muss hohe/überhöhte Forderungen stellen, damit sie einen Verhandlungsspielraum zu den Niedrigangeboten der BVG haben. Wenn das dann von Ihren Kollegen als Versagen ausgelegt wird, obwohl keiner bei den Verhandlungen dabei war, entstehen natürlich schnell Gerüchte.
    Mein Ex war ganz früher auch Busfahrer. Beschi... Dienstzeiten und jede Menge Überstunden.
    Ich drücke jedenfalls die Daumen, dass bessere Arbeitsbedingungen und längere Pausenzeiten ausgehandelt werden.

  5. 4.

    Ich bin gespannt, was bei den Verhandlungen für die BVGer herauskommt. Sowohl bei den Verhandlungen zum Manteltarifvertrag als auch bei den Gehaltsverhandlungen im nächsten Jahr. Nach allem was ich so an Gerüchten gehört habe steht Verdi Berlin bei den Mitarbeitern der BVG in dem Ruf eher eine Arbeitgebervertretung zu sein die mit "denen da oben" einen Minimalkompromiss aushandelt und dann den Mitarbeitern mitteilt das trotz beinharter Verhandlungen nicht mehr zu erreichen war. Na mal sehen wie sie sich diesmal schlagen! Sonst laufen auch die restlichen Busfahrer noch weg und es fahren bald gar keine Busse mehr. Und wir Berliner müssen wieder das Auto zur Arbeit nehmen...

  6. 3.

    Immer mehr SUV-Fahrer steigen auf Traktoren um...also nix mit BVG. Ist doch clever.

  7. 2.

    also 1 Bus, eine Straßenbahn und eine U-Bahn pro Tag, dafür reicht es wohl noch.

  8. 1.

    Im Augenblick verlassen mehr Mitarbeiter die BVG, als neue dazu kommen. Viele hören auch schon nach wenigen Monaten wieder auf. Das hat Gründe. Beim Fahrpersonal sind es die kaum zu schaffenden Fahrzeiten, die Rahmenbedingungen und dem damit verbundenen Stress. Wenn hier nicht kurzfristig etwas passiert, dann wird wohl der gesamte Fahrplan ausgedünnt werden müssen. Denn die Busse und Bahnen fahren leider nicht von alleine.

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