Urteil am Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) - IG Metall erwirkt Abbruch der Betriebsratswahl bei Tesla

Di 13.02.24 | 15:01 Uhr
  11
Tesla in Grünheide
Video: rbb24 | 13.02.2024 | Nachrichten | Bild: Martin Krauß/rbb

Die im Werk des US-Autobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) begonnene Wahl für einen neuen Betriebsrat muss abgebrochen werden. Das hat das Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) am Dienstag entschieden und damit einem Antrag der Gewerkschaft IG Metall stattgegeben.

Fristen für Wahl nicht eingehalten

Nach dem Urteil des Arbeitsgerichts darf die Wahl für einen neuen Tesla-Betriebsrat erst ab dem 29. Februar 2024 eingeleitet werden. Grund dafür ist eine gesetzliche Frist, nach der eine Neuwahl erst 24 Monate nach der vorangegangenen Betriebsratswahl stattfinden darf. Die letzte Wahl fand am 28. Februar 2022 statt.

Der vom aktuellen Betriebsrat eingesetzte Wahlvorstand hatte die Wahl jedoch bereits am 1. Februar gestartet und damit die Frist nicht eingehalten. Dadurch könnte ein in diesem Zuge gewählter Betriebsrat am Ende ohne Legitimation sein, erklärte die vorsitzende Richterin während der Verhandlung. Aus diesem Grund untersagte das Gericht eine Durchführung der Wahl bis Ende Februar. Erst anschließend darf bei Tesla in Grünheide ein neuer Betriebsrat gewählt werden.

IG Metall begrüßt Gerichtsentscheidung

Die Gewerkschaft begrüßte am Dienstag nach der Verhandlung die Entscheidung des Gerichts. Der Bezirksleiter für Berlin-Brandenburg-Sachsen Dirk Schulze teilte dem rbb mit: "Es ist gut und richtig, dass das Gericht den völlig überflüssigen Zeitdruck aus der Betriebsratswahl nimmt. Ich hoffe, dass diese klare Gerichtsentscheidung bei Tesla besonnen umgesetzt wird und dass damit die juristische Auseinandersetzung beendet ist." Gemeinsam mit den Gewerkschaftern im Werk werde nun die zweite Betriebsratsratswahl vorbereitet.

Keine Zeit für Werbung?

Die IG Metall war Anfang Februar vor Gericht gezogen, um einen Neustart der Wahl zu erwirken. Grund dafür war unter anderem die zu kurze Vorlaufzeit. Infolge von Unterbrechungen in der Lieferkette durch Angriffe der Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer, ging das Werk Ende Januar in einen zweiwöchigen Produktionsstopp.

Zwar sei die Arbeit in Bereichen wie dem Management und Verwaltung weitergegangen. Viele Beschäftigte aus der Produktion sind hingegen nicht im Werk gewesen, heißt es von der Gewerkschaft. Mit dem Ende der Betriebspause am 11. Februar hätten die Mitarbeiter damit nur bis zum 15. Februar Zeit, um einen Wahlvorschlag zu erstellen, Kandidaten zu gewinnen und Unterschriften zu sammeln, teilte die IG Metall mit. Der Betriebsrat aus 39 Mitgliedern sollte dann ursprünglich am 18., 19. und 20. März gewählt werden.

Mehr als 12.000 Menschen arbeiten am Werk

Mehr als 12.000 Menschen arbeiten am Werk. Nur volljährige, festangestellte Mitarbeiter, die seit mindestens sechs Monaten bei Tesla arbeiten, können gewählt werden. Ein Wahlvorschlag muss von 50 wahlberechtigten Arbeitnehmern gestützt werden, hieß es in der vergangenen Woche in der E-Mail. Demnach beschäftigt Tesla aktuell 12.415 Menschen, darunter 10.616 Männer, 1.788 Frauen und elf nicht-binäre Personen.

Sendung:

11 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 11.

    Die einstweilige Verfügung ist rechtens. Punkt.

    Übrigens, "Schuster bleib bei deinen Leisten", um ernst genommen zu werden,........

  2. 10.

    Die Gesetzesnorm sagt etwas anderes... Deshalb spricht die Vorsitzende Richterin auch im Konjunktiv... könnte...

    §13 BetrVG (2) Außerhalb dieser Zeit ist der Betriebsrat zu wählen, wenn 1. mit Ablauf von 24 Monaten, vom Tage der Wahl an gerechnet, die Zahl der regelmäßig beschäftigten Arbeitnehmer um die Hälfte, mindestens aber um fünfzig, gestiegen oder gesunken ist,---
    Es ist offenkundig: Wenn es innerhalb von 24 Monaten Veränderungen in der Belegschaft um mehr als 50 % gibt, dann möchte der Gesetzgeber einen neuen BR. Der Norm ist nicht zu entnehmen, dass diese Veränderung erst mit Ablauf von 24 Monaten festgestellt werden darf oder dass die Vorbereitungen der Wahl nicht schon kurz vor Ablauf der 24 Monate beginnen dürfen.
    Im Gegenteil, der Gesetzgeber möchte nach 24 Monaten (so schnell wie möglich) einen neuen repräsentativeren BR für die neuen Verhältnisse, sonst hätte er etwas anderes niedergeschrieben.

  3. 9.

    Nein. Aber in diesem Fall ist es so. Lesen Sie Paragraf 13 im BetrVg was sie gehört haben oder nicht tut nichts zur Sache

  4. 8.

    Vielleicht schauen Sie einfach mal ins Gesetz? Die Norm ist doch schon benannt worden. Ich wage mal die Behauptung, dass sich Tesla nun nicht alle 2 Jahre verdoppeln oder reduzieren wird.

  5. 7.

    Okay....also nach der Rechnung verschiebt sich jede Wahlperiode um mindestens 6 Wochen weiter nach hinten. Das würde dann bedeuten, 28.02.22 / 01.04.24 / 14.06.26 usw? Das habe ich noch nie gehört.
    Ich denke der Richter ist hier nicht ganz unvoreingenommen an die Sache gegangen.

  6. 6.

    Oh Jimmy, das meinen sie doch nicht ernst, so naiv können sie nicht sein, das ist Satire pur, nehme ich an, wenn sie schreiben, dass sich Teslas Geschäftsführung bei den Betriebsratswahlen herausgehalten hat?

  7. 5.

    Weil die Neuwahl aufgrund des Beschäftigungszuwachses um 50% durchgeführt wird. Das wird nach BetrVg nach 24 Monaten überprüft und nicht vorher. Das ist so gem. Paragraf 13 Abs. 2
    Vorher darf die BR Wahl nicht eingeleitet werden.

  8. 4.

    Alles ist besser, als ein vom Arbeitgeber dominierte Betriebsrat. Und vier Tage zur Vorbereitung einer Wahlliste ist einfach zu kurz. Passt schon so.

  9. 3.

    Danke tolle IG Metall :(
    So kann man ehrenamtliches Engagement im Betriebsrat auch in den Hintern treten!
    Sie haben hier gegen den BR geklagt und nicht gegen Tesla! Denn für die Wahl des neuen Betriebsrates ist der alte Betriebsrat verantwortlich und nicht die Geschäftsführung. Bekanntlich hat sich diese bei BR-Wahlen herauszuhalten.

  10. 2.

    Auch das Gericht kann den Überblick verlieren...
    Wenn die letzte Wahl am 28.02.2022 war, warum darf dann die neue Wahl erst ab 29.02.2024 eingeleitet werden? Die Wahl vom 28.02.2022 wurde doch auch deutlich vor dem 28.02.2022 eingeleitet, sonst hätte sie die rechtlichen Vorgaben für eine BR-Wahl nicht erfüllen können...
    Einigermaßen verständlich mit Blick auf die 24-Monats-Frist wäre noch gewesen, wenn die eigentliche Wahl erst ab dem 29.02.2024 hätte durchgeführt werden dürfen.
    Und warum eigentlich ab dem 29.02.2024 und nicht ab dem 1.03.2024, die 24 Monate sind doch erst um, wenn März ist... ;)

  11. 1.

    Ein Pyrrhussieg ... Die IG Metall beschreitet den Weg über den Machtkampf, gegen den Betriebsrat, ohne Werbung, warum sie die bessere Wahl ist. Es fehlen die Angebote für echte Interessenvertretung von Tesla Mitarbeitern.

Nächster Artikel