Konzertkritik | Sofi Tukker in der Columbiahalle - Niemand steht auch nur eine Sekunde still

Sa 10.09.22 | 13:51 Uhr | Von Magdalena Bienert
Tucker Halpern und Sophie Hawley-Weld von der Band Sofi Tukker bei einem Konzert in der Columbiahalle (Bild: imago images/Martin Müller)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.09.2022 | Magdalena Bienert | Bild: imago images/Martin Müller

Das Dance-Pop-Duo Sofi Tukker schafft es mit viel Energie und brasilianischem Flair den Sommer zu verlängern. Zumindest hat man in der Columbiahalle 80 Minuten lang das Gefühl. Von Magdalena Bienert

Es war 2016, als überall im Radio plötzlich ein ungewöhnlicher Song lief. Er hatte etwas exotisches, stach hervor, besonders wegen des Textes, den keiner verstand. "Matadora" hat einen portugisischen Text und war auf der ersten EP des Duos Sofi Tukker zu finden. Auf der Setlist des Konzertabends suchte man es am Freitag allerdings vergebens. Aber vielleicht hätte das auch keiner mehr konditionell durchgehalten, denn die Energie ab Minute Eins von der Bühne ins Publikum springt, ist enorm. Schon während des ersten Songs "Energia" ist klar: hier bleibt heute kein T-Shirt trocken.

Frankfurt meets Amerika

"Berlin seid ihr bereit?" fragt Sängerin Sophie Hawley-Weld zu Beginn in astreinem deutsch. Na gut, sie hat einen ganz leichten amerikanischen Akzent. Geboren ist die 30jährige nämlich in Frankfurt am Main, aufgewachsen aber in Kanada und den USA. Hier lernte sie auch Tucker Halpern an der Uni kennen, die zweite kreative Hälfte und auch Namensgeber des Projekts Sofi Tukker.

Sophie spielt eine Flying V-Gitarre, was sie nicht davon abhält permanent in Bewegung zu sein und die knapp 2.000 Fans anzufeuern. Tucker (auf Instagram zu finden als "themothertukker", aber das nur nebenbei…) ist für den Bass und die Sampler zuständig und natürlich für seine markanten Sprechgesang-Einsätze.

Die oberen Ränge der Columbiahalle sind geschlossen, die schwitzende Meute im Saal treibt dennoch die Temperaturen in die Höhe. Klatschen, choreografisches Tanzen und mitsingen, die Party ist perfekt, niemand steht auch nur eine Sekunde still.

Sophie Hawley-Weld von der Band Sofi Tukker spielt mit ihrer Flying-V Gitarre in der Berliner Columbiahalle (Bild: imago images/Martin Müller)
Sophie Hawley-Weld mit ihrer charakteristischen Flying-V Gitarre. | Bild: imago images/Martin Müller

Es ist die "Wet Tennis Tour"

Manchmal kann man gar nicht auf die Bühne schauen, weil die Strobos derart wild zucken, dazu hängt eine Armada an Scheinwerfern über der Bühne, die alles in orange, pink und lila tauchen – es sind Farben des neuen Albums "Wet Tennis", die Bühnenoutfits sind farblich passend. Der Album-Name gibt auch die Bühnendeko vor: zwei mit Tennisbällen gefüllte Bass-Drums und eine LED-Wand, die entweder Visuals liefert oder eine Tennis-Anzeigentafel: Sofi vs. Tukker. Ein recht einseitiger (und unnötiger) Wettstreit beginnt, den die Sängerin am Ende klar für sich entscheidet: es geht darum, wer besser deutsch spricht…

Unterstützung bekommt das in Florida ansässige Duo ab und zu von zwei sehr unterhaltsamen Tänzern, die auch schon kurz als Support das junge Publikum angeheizt haben: "Bob´s Dance Shop".

"A kind of Portuguese House Husic thing"

"Eine Art portugisisches Housemusik Ding" sei das, was sie machen würden, sagten Sofi Tukker in einem Interview. DJ und Produzent Tucker Halpern kam durch seine Duo-Partnerin zu dieser außergewöhnlichen Musik-Mischung. Weil Sophie auch Zeit in Brasilien verbracht hat sind die meisten Texte auf portugisisch, was den Beiden in Brasilien eine große Resonanz verschafft. Ihr erstes Album "Treehouse" war außerdem 2018 für einen Grammy als bestes Dance/Electronic Album nominiert.

Live versetzt einen dieses bunte, grelle und energiegeladene Spektakel in Open-Air Festival-Stimmung. Man wünscht sich mit der Musik sofort auf eine Wiese und in eine laue Sommernacht. Dass Sofi Tukker nach 80 Minuten dann wirklich ohne "Matadora" von der Bühne gehen – geschenkt.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.09.2022, 09:55 Uhr

Beitrag von Magdalena Bienert

Nächster Artikel