Im Alter von 93 Jahren - Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger gestorben

Fr 25.11.22 | 11:49 Uhr
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Archivbild: Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger (l) nimmt am 14.10.2017 in Waischenfeld (Bayern) an einer Podiumsdiskussion teil. (Quelle: dpa/Nicolas Armer)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.11.2022 | Harald Asel | Bild: dpa/Nicolas Armer

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger ist tot. Er starb am Donnerstag im Alter von 93 Jahren in München, wie der in Berlin ansässige Suhrkamp Verlag am Freitag unter Berufung auf die Familie mitteilte. Enzensberger zählte zu den bedeutendsten Lyrikern und Intellektuellen in Deutschland.

Neben Günter Grass, Martin Walser, Uwe Johnson und Heinrich Böll war der am 11. November 1929 in Kaufbeuren im Allgäu geborene Enzensberger einer der prägenden Autoren der bundesdeutschen Nachkriegsliteratur.

Er mischte im legendären Literaturclub "Gruppe 47" oder bei den rebellischen 1968ern mit. Über seine Zeit in der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) gibt eines seiner Erinnerungsbücher mit dem vielsagenden Titel "Tumult" Auskunft. In dieser Zeit gründete er auch 1965 das Kulturmagazin "Kursbuch".

Enzensberger lebte teils in West-Berlin

Enzensberger probierte vieles aus: Er war Verlagslektor bei Suhrkamp in Frankfurt, verbrachte einige Zeit im sozialistischen Kuba, lebte in Norwegen, Italien, Mexiko, den USA und West-Berlin. Er besaß ein Haus in Berlin-Friedenau. 1979 kam er schließlich nach München.

Er begleitete interessiert die Aktivitäten der politisch motivierten Wohngemeinschaft Kommune I. Sie wurde am 1. Januar 1967 in West-Berlin gegründet. Zu den Begründern gehörten sein Bruder Ulrich, auch seine erste Frau Dagrun schloss sich der Gruppierung an.

Enzensberger schrieb Romane, Essays, Anekdoten und Erinnerungen sowie Dramen, etwa "Untergang der Titanic", 1980 von George Tabori inszeniert. Auch Jugendlichen widmete er Bücher wie "Immer das Geld: Ein kleiner Wirtschaftsroman" oder "Lyrik nervt". Schon mit seinem ersten Lyrikband "Verteidigung der Wölfe" von 1957 hatte er Aufsehen erregt. Dass Enzensberger auch im Alter nicht müde wurde, zeigte sein Buch "Fallobst" (2019), in dem er sich Gedanken auf der Höhe der Zeit machte, etwa zum Thema Migration.

Enzensberger wurde 1929 im bayerischen Allgäu geboren und studierte Literaturwissenschaft, Sprachen und Philosophie, unter anderem in Freiburg und Paris. 1955 promovierte er zu Clemens Brentanos Poetik. Für seine vielfältigen schriftstellerischen Tätigkeiten erhielt Enzensberger zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis im Jahr 1963 und zuletzt den Frank-Schirrmacher-Preis 2015.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2022, 12 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Mir ist seine Warnung vor einer Tendenz zur Inquisition, auch hinüberschwappend zu seriösen Zeitungen und Medien, noch recht lebendig. Damit meinte er nicht nur, dass der BILD-Journalismus Ausbreitung findet, sondern dass gerade auch die Methode der Boulevard-Zeitungen Schule macht. Motto: Erst einmal etwas raushauen, es ist schließlich die Aufgabe des anderen, seine Unbescholtenheit unter Beweis zu stellen.

    Diese Warnung hat an Aktualität nichts verloren.

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