Umstrittene russische Sopranistin - Anna Netrebko kehrt an Berliner Staatsoper zurück

Mi 29.03.23 | 13:35 Uhr
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Archivbild: Operndiva Anna Netrebko. (Quelle: dpa/picturedesk)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.03.2023 | Maria Ossowski | Bild: dpa/picturedesk

Mit der neuen Spielzeit 2023/2024 kehrt Anna Netrebko zurück an die Berliner Staatsoper Unter den Linden. Das teilte Intendant Matthias Schulz am Mittwoch im Rahmen der Veröffentlichung des neuen Spielplans mit. "Anna Netrebko ist eine große Künstlerin", begründete Schulz ihre Verpflichtung für die Lady Macbeth in Giuseppe Verdis "Macbeth" im September.

Netrebko hat "durchaus Farbe bekannt"

"Sie hat sich mit ihrem Handeln jetzt klar positioniert. Soweit es für sie möglich war, hat sie auch durchaus Farbe bekannt." Netrebko singe wieder auf Bühnen in Europa. "Ich finde, man muss dieser Künstlerin dann auch diese Chance einräumen. Es wäre fatal gerade auch auf dieser kulturellen Ebene, alles über einen Kamm zu scheren."

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sang die Opernsängerin im vergangenen Jahr nicht wie geplant in "Turandot". Der russischen Sopranistin wurde Nähe zum Machthaber Wladimir Putin nachgesagt.

Ich finde, man muss dieser Künstlerin dann auch diese Chance einräumen. Es wäre fatal gerade auch auf dieser kulturellen Ebene, alles über einen Kamm zu scheren.

Matthias Schulz, Intendant an der Berliner Staatsoper Unter den Linden

Neuer Spielplan ohne Barenboim

Zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren hat die Staatsoper einen Spielplan ohne Daniel Barenboim zusammengestellt, der im Januar den Posten als Generalmusikdirektor krankheitsbedingt aufgegeben hat.

"Daniel Barenboim selbst wollte, dass viele Kräfte gestärkt wurden in den letzten Jahren. Es gehört zu einer gesunden Operninstitution dazu, dass Dinge auf mehrere Schultern verteilt sind", sagte Schulz der dpa zu dem am Mittwoch veröffentlichten Spielplan. "Dieses Prinzip der vielen Schultern wird schon eine ganze Weile gelebt, auch wenn es vielleicht nicht so offensichtlich war. Das zahlt sich jetzt aus."

Letzte Saison für Intendant Schulz an der Staatsoper

Vorgesehen ist Barenboim weiter als Dirigent. Zwar soll er keine Opern leiten, ist aber für Konzerte eingeplant.

Schulz steht selbst vor seiner letzten Saison in Berlin. Er wechselt als Intendant an das Opernhaus Zürich. An der Staatsoper in Berlin übernimmt 2024 die derzeitige Intendantin der Bregenzer Festspiele, Elisabeth Sobotka, die Leitung.

Premieren und Wiederaufnahmen

Als eines der Highlights der kommenden Spielzeit bezeichnete der Intendant eine neue Fassung von Giuseppe Verdis "Aida" in einer Inszenierung von Calixto Bieito. Die musikalische Leitung hat Nicola Luisotti. Premiere ist am 3. Oktober.

Ein weiteres Highlight sind die Barocktage vom 17. bis 26. November. So wird am 19. Novemder Star-Dirigent Simon Rattle Marc-Antoine Charpentiers "Médée" dirigieren. Rattle war von 2002 bis 2018 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker und ist seit 2017 Chef beim London Symphony Orchestra. 2023 wird er die Leitung des Chors und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks übernehmen.

Infos im Netz

Am 2. Juni 2024 feiert "Chowanschtschina" von Modest Mussorgsky Premiere, unter der Regie von Claus Guth und dirigiert von Simone Young. Die australische Dirigentin wird ebenfalls die Wiederaufnahme von Puccinis "La fanciulla del West" (im Juni und Juli 2024) musikalisch leiten.

Zudem spielt die Staatskapelle Berlin in der Saison 2023/24 in Berlin 16 große Sinfoniekonzerte mit acht Programmen - im Opernhaus Unter den Linden sowie in der Philharmonie Berlin.

"Es ist toll, vom Barock bis zur Uraufführung die ganze Bandbreite und Vielfalt von Oper zeigen zu können, ohne beliebig zu sein, mit einer guten Mischung von echten Neuentdeckungen und über zehn wirklich fantastischen, unterschiedlichen Dirigenten und Dirigentinnen bei den Konzerten", sagte Intendant Schulz weiter.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.03.2023, 11:55 Uhr

28 Kommentare

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  1. 28.

    Nur weil sie da wohnt wo sie überwiegend arbeitet und eine zweite Staatsbürgerschaft annimmt heißt das noch lange nicht, dass sie Russland den Rücken kehrt.

  2. 27.

    Schon klar, und deshalb zählt Netrebko auch zu den weltweiten Top10 aller jemals aufgetretenen Sopranistinen.

  3. 26.

    Wieso Exil? Frau Netrebko hat auch die österreichische Staatsbürgerschaft! Und hat trotzdem für Putins Agenda geworben.

  4. 25.

    Keine Ahnung, welche Vergleiche sie so anstelle; vielleicht gar keine? Jedenfalls gibt und gab es sehr viel fähigere Sopranistinnen. Das hier ist schlicht schlampert gesungen:
    https://www.youtube.com/watch?v=0CfpXHhEkak

  5. 24.

    Soweit ich das sehe ist die Berliner Staatsoper und ihr jetziger Intendant Matthias Schulz völlig frei in der Entscheidung wer an dem Hause verpflichtet werden kann.
    Und er hat sich die Entscheidung bei der momentan aufgeheizten Atmosphäre schon aus Eigennutz sicher nicht leicht gemacht, zumal seine Arbeit an der Berliner Staatsoper mit Sicherheit bisher kein Zuckerschlecken.

  6. 23.

    Es gibt überall irgendwelche Schreihälse, die auch davon nicht zurück schrecken, die Straße in die Konzerte zu bringen.
    Erinnert sei da an die Komikereinlage, die sich in der Elbphilhamonie ans Dirigentenpult klebten.

  7. 22.

    na da ist die Staatsoper wieder eingeknickt.....sperren auf ewig...die Putinfreundin

  8. 21.

    Es gibt überall irgendwelche Schreihälse, die auch davon nicht zurück schrecken, die Straße in die Konzerte zu bringen.
    Erinnert sei da an die Komikereinlage, die sich in der Elbphilhamonie ans Dirigentenpult klebten.

  9. 19.

    "Frau Netrebko hat für Großrussland geworben, an Putins Seite! Und auch ihre künstlerischen Fähigkeiten sind nicht unumstritten. Darf man das nicht sagen bzw. schreiben?"
    Wer Anna Netrebko gehört hat, wird sich ihrer Meinung mit Sicherheit nicht anschließen, denn sie ist eine herausragende Sopranistin.
    Und zu ihrer ersten Behauptung hätte ich mal gerne eine vertrauenswürdige Quelle! Ich hab da nämlich was ganz anderes gelesen, weswegen ihr Verhältnis zu Putin auch nicht mehr das Beste ist, um es mal vorsichtig auszudrücken.

  10. 18.

    Na ja ganz so othogonal ist es natürlich nicht. Aber sie ist Russin und müsste für die von ihr erwartete Aussage definitiv Russland verlassen, also ins Exil. Wer Russen persönlich kennt, weiß auch wie die mit ihrer Heimat verwurzelt sind. Das meine ich mit überbordenden moralischen Ansprüchen. Wir haben nicht das Recht soetwas von irgendjemand einzufordern. Hier muss man die Kirche auch mal im Dorf lassen und solange sie keine Kriegswerbung für Putin macht, sollte man auch Schweigen akzeptieren können.

  11. 17.

    Ich denke eher, dass die Staatsoper hier ein zu großes Risiko eingeht. Die Fanbasis dieser Dame hat sich seit ihren 'dobiosen' Aussagen dezimiert. Der abendliche Jubel wird neben Applaus auch Buh-Rufe enthalten... Nen netten Abend stell ich mir anders vor.

  12. 16.

    Ach die USA sind die Guten? Entstanden durch die Ausrottung der indigenen Ureinwohner, wirtschaftlich erstarkt durch Sklaverei, vergrößert durch Kriege mit ihren Nachbarn, Einmischung fast überall in der Welt. Aggressionen gegen alle Staaten, die nicht vor der USA buckeln, völlig unnötiges Einsetzen von Kernwaffen. Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Sie haben äußerst seltsame und bedrohliche Moralvorstellungen.

  13. 15.

    @rbb24: Diese Form der Zensur kritischer Kommentare erinnert in der Tat an den Stil öffentl. Medien in Ländern, wo Demokratiefeinde die Strippen ziehen - was soll das????? Frau Netrebko hat für Großrussland geworben, an Putins Seite! Und auch ihre künstlerischen Fähigkeiten sind nicht unumstritten. Darf man das nicht sagen bzw. schreiben?

  14. 14.

    @Leni, wo stehen sie denn?
    Auf einer Bühne, vor denen sich, trotz großmundiger Ankündigung, statt 35.000 nur gerademal 1.500 versammelten?
    Glauben Sie mir, bei Anna Netrebko bedarf es keinerlei Ankündigungen, dort kommen die Menschen in Scharen, weil sie Kunst hören wollen und kein Agitprob und kein von amerikanischen Investoren finanzierte Hirnwäsche.

  15. 13.

    Wo stehen sie denn?
    Auf einer Bühne, vor denen sich, trotz großmundiger Ankündigung, statt 35.000 nur gerademal 1.500 versammelten?
    Glauben Sie mir, bei Anna Netrebko bedarf es keinerlei Ankündigungen, dort kommen die Menschen in Scharen, weil sie Kunst hören wollen und kein Agitprob und kein von amerikanischen Investoren finanzierte Hirnwäsche.

  16. 12.

    Wieso soll sich jemand von etwas distanzieren? Vielleicht interessiert sie sich gar nicht für das Thema. Ansonsten ist das ein moralischer Rassismus. Oder zwingt jemand die Schakira, dass sie sich von Putin distanziert?

  17. 11.

    Das ist ein schwieriges Thema und wir neigen gerade im Westen inzwischen zu übermäßiger Moralisierung.
    Auch ein Genie wie Herbert von Karajan war beispielsweise Mitglied der NSDAP.
    Viele Künstler müssen sich mit ihrem Regime arrangieren und Anna Netrebko ist bei Putin durch die zaghaften Versuche zur Ukraine bereits in Ungnade gefallen.
    Auch Gergijew könnte sich vom Mariinski bei Linienuntreue sofort verabschieden.
    Waren wir Deutschen im Hitlerfaschismus die großen Widerstandskämpfer? Und so verhält es sich auch mit den meisten Russen und anderen Menschen weltweit in Diktaturen.
    Wäre es anders würde die Welt nicht so aussehen wie sie ist.

  18. 10.

    Wenn Künstler:innen wie AN (seien sie stimmlich noch so tioll)sich nicht von einem brutalen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg distanzierenj, ist das Maß voll. Sie könnten sich diffamierende Vokabeln wie "Gesülze" auch respektvoll sparen, selbst wenn Sie nach wie ein Puitinfan sein sollten.

  19. 9.

    Hm...

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