Konzertkritik | Emiliana Torrini im rbb - Größte Harmonie unter einem stürmischen Titel

Di 21.03.23 | 08:38 Uhr | Von Hans Ackermann
Archivbild:Emiliana Torrini bei einem Konzert am 24.02.2017.(Quelle:imago images/Gonzales Photo)
Audio: rbb24 Inforadio | 21.03.2023 | Hans Ackermann | Bild: imago images/Gonzales Photo

Mit ihrem Song "Jungle Drum" stand die Sängerin Emiliana Torrini vor gut zehn Jahren wochenlang auf Platz 1 der Charts. Mit dem Album "Racing the Storm" und einer ausgedehnten Tournee meldet sich die Isländerin nun im Musikbetrieb zurück. Von Hans Ackermann

Natürlich kommt Emiliana Torrini im ausverkauften Großen Sendesaal des rbb um ihre "Erkennungsmelodie" nicht herum. Die unverwüstliche "Jungle Drum" verlegt sie am Montagabend allerdings in den Zugaben-Teil und singt das Lied erst am Ende des Konzertes. Unter riesigem Beifall. Im Publikum gibt es da kein Halten mehr, manche springen auf und tanzen den markanten Rhythmus einfach am Platz im Stehen mit.

"Jungle Drum" - 2009 als Song im "Soundtrack" der Casting-Show "Germanys Next Topmodel" bekanntgeworden - ist ein Lied, das Emiliana Torrini mit gemischten Gefühlen singt, wie sie dem Publikum in aller Offenheit verrät. Abseits der Bühne würde sie es "hassen", dieses Lied zu singen. "Aber wenn ich es hier auf der Bühne singe, fühle ich mich glücklich damit."

Vergleiche mit Björk

Geboren 1977 in Reykjavik - die Mutter Isländerin, der Vater aus Italien eingewandert - hat Emiliana Torrini das Singen von Grund auf gelernt: als Kind im Chor, später in einer Opernakademie. Parallel zum Singen hat sie schon früh begonnen, Texte für eigene Songs zu schreiben.

Schon vom Anfang ihrer Karriere an wurde Emiliana Torrini immer wieder mit der gut zehn Jahre älteren Björk verglichen. Dabei bewegen sich die beiden Musikerinnen in ganz unterschiedlichen Bereichen der Popmusik. Wo Björk konsequent avantgardistisch mit ihrer Stimme und Elektro-Sounds experimentiert, präsentiert Emiliana Torrini klangschönen Singer-Songwriter-Pop. In kammermusikalischer Qualität, mit farbenfrohen Arrangements, die von den acht Musikern des belgischen "Colorist Orchestra" auf einer Vielzahl von Instrumenten gespielt werden.

Bassklarinetten und Bratschen

Und von diesen Klängen aus Bratschen und Geigen, Klavier, Kontrabaß Bassklarinette, Drumset und Perkussionsinstrumenten aller Art geht im Großen Sendesaal nicht das kleinste Detail verloren. Ein perfekt mikrofoniertes Konzerterlebnis, bei dem das Publikum am Ende seinen "Jungle Dance" bekommt, ganz zum Schluß aber noch den wunderschönen "Wedding Song" genießen darf.

Liebeslieder im Sturm

Zuvor erzählt die Sängerin dem Publikum die schöne und wahre Geschichte dieses Liedes: Vor zwölf Jahren sei ihr kleiner Sohn zur Welt gekommen, vor drei Jahren habe sie dann endlich den Vater des Kindes geheiratet. Dieser kleinen Familie ist das hinreißende Liebeslied gewidmet.

Zusammen mit zehn weiteren Song-Perlen findet sich der "Wedding Song" auf dem gerade erschienenen Album, das nicht zufällig "Racing the Storm" heißt: Bei jeder Zusammenkunft zwischen den Musikern habe es draußen heftig gestürmt, erzählt Torrini, einmal sei sogar der Strom im Studio ausgefallen. Die Musik des Albums kommt allerdings mitnichten stürmisch daher, sondern bleibt wunderbar ruhig. So wie auch der Abend im Haus des Rundfunks in größter Harmonie nach zwei Stunden zu Ende geht.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.03.2023, 6 Uhr

Beitrag von Hans Ackermann

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