Berlin - Archiv zu "Shoah"-Film im Jüdischen Museum nun Weltdokumentenerbe

Do 18.05.23 | 19:42 Uhr
Das jüdische Museum in Berlin (Bild: dpa/Joko)
Bild: dpa/Joko

Das zum Bestand des Jüdischen Museums Berlin zählende Audio-Archiv zum Film "Shoah" des französischen Regisseurs Claude Lanzmann (1925-2018) ist von der Unesco zum Weltdokumentenerbe erklärt worden. Die Kulturorganisation der Vereinten Nationen nahm das Archiv nach Angaben vom Donnerstag in das Verzeichnis "Memory of the World" auf. Als Welterbe gelten in Deutschland etwa die Gutenberg-Bibel, Goethes literarischer Nachlass, Beethovens Neunte Sinfonie oder Fritz Langs Stummfilmklassiker "Metropolis".

Interviews mit Überlebenden der Ghettos

Das Audio-Archiv zu "Shoah" enthält Tonaufnahmen, die Lanzmann bei den Recherchen vor Beginn der Dreharbeiten für den 1986 erschienenen Film gemacht hat. Die Gespräche führte Lanzmann mit Überlebenden der Ghettos und Konzentrationslager, Zeugen des Widerstands, Historikerinnen und Historikern, Geistlichen, Intellektuellen und Tätern.

"Wendepunkt in der Wahrnehmung des Holocausts"

Auch der originale 16-Millimeter-Film und die restaurierte 35-Millimeter-Fassung, die der von Lanzmann gegründeten Produktionsfirma Les Films Aleph gehören, wurden in das Unesco-Verzeichnis aufgenommen.

Das Museum bezeichnete den Film in einer Mitteilung als Wendepunkt in der Wahrnehmung des Holocausts. "Ohne pädagogischen Gestus ist es ein lehrreiches Werk, das gesicherte historische Informationen liefert und diese im Gedächtnis eines weltweiten Publikums verankert."

Lanzmann arbeitete zwölf Jahre lang an dem Dokumentarfilm, der in neuneinhalb Stunden ohne Archivbilder auskommt. Für sein Lebenswerk erhielt er 2013 in Berlin auch den Ehrenbären der Internationalen Filmfestspiele Berlinale.

Museum digitalisiert Audio-Aufnahmen

Das Audio-Archiv wurde dem Jüdischen Museum Ende 2021 von Lanzmann übergeben. Die Aufnahmen sind nach Museumangaben auf gewöhnlichen Musik-Kassetten gespeichert. Seitdem werden die rund 200 Stunden Aufnahmen vom Museum digitalisiert, "um sie für die Zukunft zu bewahren und zugänglich zu machen."

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