Rückkauf vereinbart - Akademie der Künste übergibt Liebermann-Skizzenbuch an Nachfahrin

Mo 05.06.23 | 17:53 Uhr
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Archivbild: Ein «Skizzenbuch mit Zeichnungen von Gartenlokalen am Wannsee» (1930/1933) von Max Liebermann ist in der Akademie der Künste bei der Ausstellung «Spurensicherung. Die Geschichte(n) hinter den Werken» ausgestellt. (Quelle: dpa/C. Gateau)
Bild: dpa/C. Gateau

Die Berliner Akademie der Künste hat ein Skizzenbuch des Malers Max Liebermann (1847-1935) an eine Nachfahrin des Künstlers zurückgegeben. Das Buch sollte anschließend von der Akademie zurückgekauft werden, wie die Künstlervereinigung am Montag in Berlin mitteilte.

Auf dieses Vorgehen hatten sich beide Seiten geeinigt. "Ihrem freundlichen Entgegenkommen ist es zu verdanken, dass das Skizzenbuch im Anschluss gegen Zahlung einer Entschädigungssumme wiedererworben werden kann", erklärte die Akademie hinsichtlich der Nachfahrin.

Das Skizzenbuch enthält Zeichnungen von Gartenlokalen am Wannsee. Die Akademie hatte es 2005 auf einer Versteigerung eines Münchener Auktionshauses erworben. Bei Provenienzrecherchen – also Untersuchungen zur Herkunft eines Kunstwerks – wurde dann entdeckt, dass der Innendeckel des Skizzenbuches einen Nachlassstempel mit der faksimilierten Unterschrift Max Liebermanns enthält.

Gestapo beschlagnahmte Inventar samt Kunstsammlung

Nach Liebermanns Tod am 8. Februar 1935 hatte seine Witwe Martha Liebermann alle nicht signierten Werke des Künstlers mit diesem Stempel versehen. Das Skizzenbuch, das auf Anfang der 1930er-Jahre datiert wird, befand sich somit nachweislich im Jahr 1935 bei Martha Liebermann.

Im Jahr 1943 sollte Martha Liebermann in das Ghetto Theresienstadt deportiert werden und nahm sich kurz zuvor das Leben. Ihre Wohnung wurde 1943 von der Gestapo versiegelt und das Inventar mitsamt der Kunstsammlung auf Beschlagnahmelisten erfasst, darunter auch "3 Skizzenbücher". Es sei davon auszugehen, dass Martha Liebermann das Buch zwischen 1935 und 1943 unter dem Druck der nationalsozialistischen Verfolgung abgeben musste, so die Akademie.

Max Liebermanns war Präsident der Preußischen Akademie der Künste. Im Mai 1933, ein halbes Jahr nach seiner Ernennung zum Ehrenpräsidenten, sah er sich genötigt, öffentlich seinen Austritt zu erklären, um einem Ausschluss durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.06.2023, 18:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Eine wirklich würdevolle Lösung: Rückgabe und anschließender Wiedererwerb durch eine Entschädigungssumme. Da wünschte man sich mehr von. So sieht eine echte Versöhnung aus. Danke.

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