Konzertkritik | Sasha im Tempodrom - Die "Ich bin der Größte"-Show

Mo 27.05.24 | 08:24 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Archvibild: Sasha (Sascha Röntgen-Schmitz) performt am 24.05.2024 bei seinem Konzert - This Is My Time, Die Show - in Düsseldorf. (Quelle: Picture Alliance/Maximilian Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.05.2024 | Hendrik Schröder | Bild: Picture Alliance/Maximilian Koch

Der Sänger Sasha war viele Jahre einer der erfolgreichsten deutschen Musiker. Jetzt hat er sein Leben als musikalische Revue auf die Bühne gebracht und erzählt darin drei Stunden lang von seinem Lieblingsthema: Sich selbst. Hendrik Schröder

Man muss anfangs festhalten (und das ist gar nicht despektierlich gemeint): Sasha ist schon ein sehr, sehr, sehr eitler Künstler. Denn wer es schafft, ohne mit der Wimper zu zucken eine Show auf die Beine zu stellen, bei der man dem Publikum knapp drei Stunden lang frontal in den Gehörgang ballert, was für ein irre erfolgreicher, attraktiver, begehrter und begabter Kerl man doch ist, der muss sich selbst schon ziemlich gut finden.

Dieser Abend mit Sasha war kein normales Konzert, nein, "This is my Time" war eine aufwändige und lange Revue im 70er-Jahre-Stil: mit Showtreppe, blinkender Bühne auf mehreren Ebenen, mit einer siebenköpfigen Band, zwei Sängerinnen und vier Tänzerinnen und Tänzern, die mal als Breakdancer, mal als schüchterne Liebespaare, mal als coole Kids auftreten - je nachdem, welche seiner Lebens- und Karrierephasen Sasha von ihnen illustrieren lässt.

Vom Aushilfssänger auf das Bravo Cover

Denn er ist natürlich der Mittelpunkt dieser Revue: Sein Werdegang vom westfälischen Soest bis zu Auftritten in New York und Moskau, vom Aushilfssänger zu über zwanzig Gold- und Platinplatten. In immer neuen Outfits singt, aber vor allem erzählt sich Sasha durch die Stationen seines Lebens: Vom Plattenschrank seiner Eltern über die ZDF-Hitparade im Fernsehen bis hin zu überlebensgroßen Bravo Postern, die an die Videowand geworfen werden.

Es ist wirklich erstaunlich, wie lange Sasha am Stück reden kann. Gefühlt halten sich die teils zehn Minuten langen Geschichten und die Songs die Waage. Augenscheinlich waren aber die meisten der geschätzt 2.500 Fans im nicht ausverkauften Tempodrom darauf vorbereitet, dass das hier eine Art Lebenswerkschau wird. Nur wenige überlegen ratlos, wann der denn endlich mit der Sabbelei aufhört und mehr musiziert.

Zum Glück selbstironisch

Zwar wirkt Sashas Humor arg einstudiert und manche seiner Sprüche und Ansagen sind eher schlecht gealtert (wenn er zum Beispiel imitiert, wie er glaubt, dass Asiaten Englisch sprechen würden, da muss man sich schon sehr fremdschämen), aber er verfügt über eine Fähigkeit, die diese dreistündige "Ich bin der Größte"-Show erträglich und stellenweise sogar sehr unterhaltsam macht: Selbstironie.

So wird alles, was er sagt (von den Preisen, die er gewonnen hat, den Konzerten rund um die Welt, den Charterfolgen) noch mal gebrochen und konterkariert. Wobei auch gesagt werden muss: Die Leute lachen sich scheckig und klatschen sich die Hände wund. Sasha weiß schon, worauf sein Publikum mit den praktischen Kurzhaarfrisuren, in den geblümten Blüschen und den karierten Hemden abfährt. Und er ist ja auch mit Anfang 50 immer noch der Top Traumschwiegersohntyp. Ein bisschen hemdsärmelig und bodenständig, wie das in Westfalen, wo er herkommt, eben ist, ein bisschen Frank Sinatra - elegant, bisschen Kumpel, bisschen Popstar und immer mega nett.

Ein grandioser Sänger

Aber was ist jetzt eigentlich mit der Musik? Hauptberuflich ist der Sasha doch nicht Moderator oder Schwiegersohn, sondern Musiker - und was für einer. Das geht an diesem Abend manchmal fast unter. Dass der Mann alles singen kann, wirklich alles. Er singt Sachen von James Brown, Elvis, Pearl Jam, Howard Carpendale und natürlich seine eigenen Hits und ein paar Nummern seines Alter Egos Dick Brave (das er damals aus Spaß erfand und weil er erschöpft davon war, Sasha zu sein und was natürlich, man ahnt es, auch ein riesiger Erfolg war, wie auf den Videowänden zu sehen ist).

Sasha hat eine Hammer Stimme, immer noch, geschmeidig, getragen, leichtfüßig. Und eine tolle Bühnenpräsenz. Der war nicht zu Unrecht mal ein richtiger Star und das nicht nur in Deutschland. Das ist lange her, klar, aber es bleibt schleierhaft, warum Sasha jetzt auf die Idee gekommen ist, den Leuten stundenlang Dönnekes aus seinem jenseits von Ruhm und Rummel ja offenbar auch gar nicht so interessanten Leben zu erzählen, statt einfach nur zu machen, was er kann, wie kein anderer: singen.

Archvibild: Sasha (Sascha Röntgen-Schmitz) performt am 24.05.2024 bei seinem Konzert - This Is My Time, Die Show - in Düsseldorf. (Quelle: Picture Alliance/Maximilian Koch)

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.05.2024, 6:55 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

24 Kommentare

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  1. 24.

    "Sasha ist super lustig und weiß genau was er sagen muss um die Leute zum Lachen zu bringen. Außerdem singt er wie kein anderer. "
    Naja, das kommt halt immer auf den eigenen Anspruch an. Wenn es für Sie reicht, um hier so eine Lobeshymne zu schwingen, ist das doch schön (für Sie).

  2. 23.

    @jenny, ich bin erschrocken
    29 x live gesehen? Diese " Show"?
    War das beruflicher Natur?
    Entschuldigung, aber ich war früher auch mal Fan und klar hat er mehr weibliche als männliche Fans.
    Aber für 29 x diese Show, da müsste man mich bezahlen.

  3. 22.

    Aber ehrlich, ist schon sehr grenzwertig in seiner Eitelkeit! Selbst ,,Schuld'' wer ihm huldigt und bedingungslos folgt...

  4. 21.

    Dem kann ich nur zustimmen! Die Akustik war sehr, sehr schlecht. Auch wir haben uns sehr auf die Show gefreut. Sascha ist ein toller Sänger, aber wir sind enttäuscht nach Hause (wir haben bis zum Schluss ausgehalten, bei dem Preis! ) gegangen.

  5. 20.

    Da hat jemand offensichtlich das Konzept nicht verstanden und nen schlechten Platz dazu.
    Niemand wurde gezwungen, sich die Show anzusehen.
    Gönnen können kann offensichtlich nicht jeder.
    Unverschämt ist, wie das Publikum stigmatisiert wird.
    Das hat nichts mit einer sachlichen Veranstaltungskritik zutun.

  6. 19.

    Die Akustik war eine Katastrophe! !!
    Ich hatte mich auf seine Musik gefreut und war sehr enttäuscht.
    Darum sind wir in der Pause auch nach Hause gegangen. Die Mischung war nicht gut gewählt.
    Schade, wir hatten ja die Chance die Karten zurückzugeben.
    Aber wir haben seit Dezember darauf gewartet.

  7. 17.

    ..dem ist nichts mehr hinzuzufügen - auf den Punkt gebracht. Es ist schön zu lesen, dass es noch weitere Menschen gibt, die auch mal etwas Gutes im Tun anderer sehen und dies auch so anerkennen. Ich bin ganz Ihrer Meinung, vielen Dank.

  8. 16.

    Es war kein Sasha Konzert! Seine Show. Da geht man nicht hin. Ich fand es suuuuper. Wer ist so präsent und vielfältig? Ein Entertainer eben. Das wusste ich. Klasse Sasha.

  9. 15.

    Ja Herr oder Frau Rigel, vergessen Sie bitte nicht in Ihrem Bezug und in Ihrer Empörung den Chirurgen, der 8 Stunden am OP-Tisch steht, die Erzieherin in der Kita, die 8 Stunden eine Verantwortung für eine Gruppe Kinder hat, den Busfahrer im Straßenverkehr...und und und auch zu erwähnen - wenn schon, denn schon - also wirklich!!!!!!!

  10. 13.

    "Ich bin der Größte" - passt hervorragend zu diesem von eigenen Ego Aufgeblasenen.

  11. 12.

    Also ganz ehrlich jeder der diesen Artikel ernst nimmt und hate Kommentare schreibt hat die Show nicht verstanden. Ich habe mir das ganze 29 mal LIVE angeschaut und es war kein einziges Mal langweilig. Sasha ist super lustig und weiß genau was er sagen muss um die Leute zum Lachen zu bringen. Außerdem singt er wie kein anderer. Es war nach seiner Biografie klar das diese Show kein normales „Konzert“ wird und dessen sollte man sich Bewusstsein wenn man sich Tickets dafür kauft. Der Abschluss gestern in Berlin war grandios und sowohl Sasha wie auch seine richtigen Fans haben es sehr genossen. Manchmal sollte man, wenn man nichts nettes zu sagen hat einfach den Mund halten!

  12. 11.

    Ich schließe mich Frau Lehmann an. Das muss man erst einmal bringen 2 1/2 Stunden lang auf der Bühne eine ordentliche Arbeit abzuliefern! Warum wird dieser Abend so schlecht geredet und die Ironie hinsichtlich karierter Hemden und Blumenblüschen kann man sich sparen?!Hätte "man" sich vorher über den Inhalt der Show informiert, hätte "man" gewußt in welche Rchtung die Show läuft.
    Uns hat es gefallen. Auch die "Sabbelei" um etwas mehr aus dem Leben dieses Künstlers zu erfahren. Es war eine SHOW und kein KONZERT! Und dann die Songs - alles mit einer richtig guten Stimme live gesungen.....
    Wer ihn nicht mag, muss ja nicht in seine Events gehen!

  13. 10.

    Dann hätte man es wohl besser als "Plauderstunde von Sasha" und nicht als Show angekündigt. Eine Show besteht vorrangig aus Darbietung, also einEM Konzert und nicht aus Selbstdarstellung.
    Ich sehe auch nichts "frech" geschrieben an(was soll das überhaupt in dem Zusammenhang bedeuten?).

  14. 9.

    Dieser Artikel ist einfach nur erbärmlich!
    Der Schreiber hat keine Ahnung worum es ging und hat das Konzept dieser Show Null verstanden.
    Sasha ist weder eitel noch sonderlich Selbstverliebt, sondern er ist ein top Künstler, der es verdient hat so eine Show zu machen und das macht er super!

  15. 8.

    Ich bin kein Sasha-Fan, aber war doch neugierig auf das Konzert. Schien die ausführliche und mit Eigenlob gespickte Schilderung seiner Lebens- und Erfolgsgeschichte anfangs noch amüsant, wurde es schon bis zur Pause mehr als langweilig. Die Lieder zwischendurch waren ganz gut, aber wurde meine Stimmung durch das erneute Gequassel wieder auf den Tiefpunkt gebracht . Kurz gesagt: Sasha hat mich nicht abgeholt.

    Zudem war die Akustik auf dem Oberrang sehr schlecht: Zu laut und völlig übersteuert.

    Schade!

  16. 7.

    Wie schon in Text erwähnt wurde, es war kein gewöhnliches Konzert , sondern eine Show, über sein Leben von damals bis heute.Warum muss man so frech schreiben? Die Shows von Sasha waren mega und das er dort mehr erzählt von sein Leben und nicht so viel singt wie auf ein Konzert ist vollkommen normal.

  17. 6.

    Hatte der nicht vor gefühlt 100 Jahren mal einen Hit, der ganz nett war? Seitdem nimmt man ihn doch nur in irgendwelchen Talkshows oder sonstigen (Frühstücks-)Fernsehformaten zur Kenntnis.

    Erstaunlich, wie einem die Medien manchmal jemanden zum Superstar einreden wollen.

  18. 5.

    Im „Sabbeln“ verdient Sasha mindestens eine Platinschallplatte.

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