Nach Ende des Neun-Euro-Tickets - Verkehrsunternehmen schlagen bundesweites 69-Euro-Ticket vor

Fr 15.07.22 | 15:01 Uhr
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Fahrgäste steigen am Berliner Hauptbahnhof aus einem Regionalexpress aus. (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.07.2022 | Guido Ringel | Bild: dpa/Christoph Soeder

Die Verkehrsunternehmen in Deutschland schlagen ein dauerhaftes 69- als Nachfolger des Neun-Euro-Tickets vor. Derweil hat die Initiative "Berlin autofrei" eine Petition für den Erhalt des Neun-Euro-Tickets gestartet.

Zur Halbzeit des Neun-Euro-Tickets fordert der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) als Nachfolge-Lösung die Einführung eines 69-Euro-Tickets, das bundesweit gelten soll. "Das muss schnell entschieden werden, wir können nicht bis zum Herbst warten", sagte der VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Auch in Zukunft solle es eine einheitliche Flatrate für den öffentlichen Personennahverkehr geben.

Vorbild Bundeswehr: Finanzierung über Sondervermögen

Die Kosten für solch ein 69-Euro-Ticket schätzt der VDV auf etwa zwei Milliarden Euro im Jahr - das wäre weniger als der Bund den Ländern als Ausgleich für die entgangenen Ticketeinnahmen in den drei Monaten des Neun-Euro-Tickets überweist. Das sind rund 2,5 Milliarden Euro. Zur Finanzierung brachte Wolff die Idee eines weiteren Sondervermögens ins Spiel, wie es zuletzt bereits eines für die Bundeswehr gab.

Bundesverkehrsministerium reagiert verhalten

Das Bundesverkehrsministerium hat zurückhaltend auf den Vorschlag reagiert. Es gebe ein festes Verfahren für die Beratungen zu Zukunft und Finanzierung des Nahverkehrs, teilte das Ministerium am Freitag mit. Das Neun-Euro-Ticket und seine Auswirkungen müssten genauer analysiert und auch der Frage nachgegangen werden, was der größte Anreiz des Tickets sei. Es sei mit mehr als 31 Millionen Verkäufen aber bereits jetzt ein Riesenerfolg, heißt es aus dem Ministerium.

Grüne signalisieren Unterstützung

Grünen-Chefin Ricarda Lang signalisierte Unterstützung für die Nachfolgeregelung: "Über das Modell werden wir in der Koalition beraten, klar ist aber: Es braucht eine Anschlussregelung, die wie vom Bundesverkehrsminister vorgeschlagen möglichst bundeseinheitlich gilt und dabei günstig ist, also auch sozial", sagte sie der "FAZ".

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wollten sich gegenüber dem rbb nicht zu dem Vorschlag äußern. Es gäbe zur Zeit sehr viele Vorschläge, die umfangreich geprüft werden müssten, sagte eine VBB-Sprecherin. Aus Sicht der Fahrgäste sei aber eine bundesweit gültige Anschlussregelung zu begrüßen, hieß es auch hier.

"Berlin autofrei", Grüne Jugend und Jusos Berlin starten Petition

In die Debatte hat sich derweil auch die Initiative "Berlin autofrei" eingeschaltet. Gemeinsam mit der Grünen Jugend Berlin und den Jusos Berlin hat die Initiative eine Petition zur Verlängerung des Neun-Euro-Tickets für die Hauptstadt auf den Weg gebracht, wie am Freitag mitgeteilt wurde.

Der Senat müsse zu seinem Wort stehen und einen bezahlbaren öffentlichen Personennahverkehr anbieten. Das auf drei Monate begrenzte Neun-Euro-Ticket sei sehr gut angenommen worden. Das müsse im Sinne des Klimaschutzes und aus sozialen Gründen verstetigt werden.

Das Neun-Euro-Ticket läuft Ende August aus; es ist Teil des ersten Entlastungspakets der Regierung in Reaktion auf den Ukraine-Krieg gewesen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.07.2022, 11:00 Uhr

85 Kommentare

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  1. 85.

    "fehler- und wiederholungsfrei ... wird klein geschrieben "
    Stimmt. Sehen Sie, ich bin also auch nicht ohne. Und für Öffentlichkeitsarbeit ungeeignet ;) Danke!

  2. 84.

    Mir wird nichts unangenehm...im Gegenteil Dank Ihres Kommentars bestätigt sich meine Meinung:-)

  3. 83.

    "Und das nur weil ich in der Lage bin eine Handvoll Sätze Fehler- und Wiederholungsfrei zu formulieren? "
    fehler- und wiederholungsfrei ... wird klein geschrieben

    Sorry, konnte ich mir jetzt nicht verkneifen ;-)

  4. 82.

    "Problem mit dem fehlenden Personal und Fachkräften gelöst, da diesen dann von dort nach dort eingesetzt werden könnten,"
    Spätestens hier sollte auch Ihnen klar sein, das Ihre Kenntnisse nicht ausreichen.
    Triebfahrzeugführer wird man nicht zu Hause am Simulator.
    Und nein, nicht einmal Reinigungskraft wird man einfach so.
    Aber Sie schrieben ja, das Sie aus Fantasia kamen - von daher ist dann auch gut.

  5. 81.

    "wie die gestellten Interviews im Fernsehen sind. "
    Welche Interviews meinen Sie?
    Da Sie mich jetzt schon im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verorten, habe ich doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Und das nur weil ich in der Lage bin eine Handvoll Sätze Fehler- und Wiederholungsfrei zu formulieren?
    Glauben Sie mir, dafür reicht es bei mir noch.
    Noch.

  6. 80.

    "Sie sind kein Realist,"
    Na was hätten Sie denn gern?
    Das Ihre Glaskugel mich verortet wo ich nicht bin, dafür kann ich nichts.
    Und wenn Ihnen das Tarifsystem zu umfassend ist, das Sie es nicht verstehen, dann ist es mehr als richtig, das es geändert und aufgelöst wird.
    Aber vielleicht lesen Sie auch noch mal nach, wie ich zum Rave kam und wie wieder zurück. Und vor allem wann.
    Vorsicht: Es könnte Erkenntnisse bringen, die Ihnen unangenehm sein könnten.

  7. 79.

    Sorry, aber für Verschwörungstheorien habe ich weder Zeit noch Muße.
    Kehren wir wieder zur Sache zurück.

  8. 78.

    Sie sind kein Realist, ich gehe davon aus Sie sind ein Mensch der nichts anderes zu tun hat als zu googeln. Beim Rave waren Sie am ersten Wagen, beim CSD wahrscheinlich auch Sie wissen über Tarifstrukturen und über alle anderen Themen die das Leben betreffen immer alles besser als alle anderen....Mensch wenn ich so eine Glaskugel hätte:-)

  9. 77.

    Da sie ihre Vorschläge auch unterbreitet haben und die Deutsche Bahn ihre angeblichen Kosten veröffentlicht hat, mache ich auch mal einen Vorschlag. Sage aber vorher, das ich gerade aus Fantasia komme.

    Was halten sie denn von einen Null-EURO-Ticket für Alle? Das würde der Bahn sogar weniger Kosten als das 9-EURO-Ticket, weil dann alle Kosten für die Automaten (Neuanschaffung, Wartung, usw.) wegfallen, Kosten für Kontrolleure, usw. wegfallen, usw., usw..
    Gleichzeitig wäre auch das Problem mit dem fehlenden Personal und Fachkräften gelöst, da diesen dann von dort nach dort eingesetzt werden könnten, Usw., usw.

  10. 76.

    Hallo Initiative "Berlin autofrei" ,
    es wäre gut wenn Sie nicht nur fordern, sondern auch erklären würden wie Ihre Forderung finanziert werden soll.
    Wollen Sie weiterhin die Steuerzahler damit belasten?
    Es wäre auch gut, wenn Sie erklären woher die Züge und das dazu gehörende Bahnpersonal kommen sollen.
    Bevor Sie solche Forderungen stellen sollten Sie die Folgen bedenken.

  11. 75.

    PS:

    Hinzu kommt noch, das einige ihrer Antworten, wie die gestellten Interviews im Fernsehen sind. Zufall!?

  12. 74.

    Wie ich darauf komme ist ganz einfach erklärt. Lesen sie sich ihre eigenen Antworten die sie mir und anderen gegeben haben mal durch. Wie ein Wendehals und immer in Richtung Bahn. Bei ein “jammern“ sie das Elend vor, beim nächsten wieder wie gut es sei, usw., usw..

    Und das hat nichts mit Realist zu tun, sondern eher mit Augenwischerei. Und das hat nur die Bahn notwendig und keine Kunde. Oder ... ???

    Ach so, warum drei Tarife, wenn ein Tarif für Alle ausreicht. Wobei mir auffällt, den haben wir ja gerade mit den 9 EURO Ticket.

  13. 73.

    Irgendwie habe ich ja geahnt, dass Sie nicht zu den Menschen gehören, die morgens in der HVZ mit dem ÖPNV unterwegs sein müssen. Dabei gibt es für alle ab 65 und nicht nur für Rentner und Pensionäre das 65Plus-Abo zu 1,66 Euro am Tag mit Gültigkeit im gesamten VBB-Gebiet. Das ist Ihnen offensichtlich zu teuer.

  14. 72.

    "da sie mit all möglichen Rechtfertigungen kommen um nicht gerechtfertigte Anliegen zu rechtfertigen"
    Was möchten Sie mir mitteilen? Geht das auch ein wenig verschwurbelter?
    Und wie Sie auf die Idee kommen ich wäre ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn, sollten Sie noch darlegen.
    Ich bin Realist.
    Wenn Sie den Tarifdschungel entflechten und die Akzeptanz erhöhen wollen, dann nicht mit mehr als 3 Tarifen.

  15. 70.

    Das sollen Sie doch gar nicht, denn nach diesem Vorschlag handelt es sich nur um ein zusätzliches Angebot. Sie können also Ihr bisheriges Monatsticket weiter kaufen. Es lohnt sich im Prinzip nur für Pendler und Ausflügler, die überregional fahren. Man muss halt mitrechnen, welche Variante besser ist. Für mich wäre es keine Alternative zum Auto. Da fahr ich mit meinem Kleinwagen und ab und zu mit Einzeltickets günstiger. Bei einem 30-€-Ticket, selbst nur für Berlin, wäre ich dabei.

  16. 69.

    Der ursprüngliche Plan des 9EuroTickets war, die Pendler zu entlasten und mehr Autofahrer zu ÖPNV-Fahrer "zu machen"

    Mit und ohne Nachfolgemodell - das Ziel ist verfehlt, weil nicht tatsächlich weniger Autofahrten ins diesem Zeitraum stattgefunden haben. Ergo - sind nicht mehr Autofahrer zu ÖPNV-Fahrer geworden. Es waren , in diesem Zeitraum in dem zudem Ferien zu geben scheint, eher Urlaubsreisende gewesen, die diese Superticket für ihre gut geplante Urlaubsreise genutzt haben. Schön, wer das so mag - gern.

    Ich finde die Denke der Verkehrsunternehmen liegt nur darin begründet, jetzt dem Bund ordentlich die Zuschüsse aus dem Kreuz zu leihen. Schon wieder eine Subvention! Mehr kann da nicht dahinterstecken. Weil Verkehrsunternehmer meisten keine Unternehmer in dem klassischen Sinn sind. Eigentlich sind es so Eigenschaften, wie Beamtentum - naja so ähnlich eben.

    Null Ideen - obwohl unsere Nachbarn es vormachen - Abschreiben würde glatt genügen. Schweiz, Österreich, usw.

  17. 68.

    Man kann das Ticket auch einfach 365-Tage-Ticket nennen. Dann erübrigt sich die Diskussion um die Preisnennung im Namen. Wenn man will, dass es von möglichst vielen Leuten genutzt wird, muss es günstig sein und einfach in der Handhabung. Das ist eine politische Entscheidung. Es macht kein Sinn, das zukünftige Ticket schrittweise erheblich zu verteuern. Dann haben wir am Schluss wieder ein unattraktives Angebot, das niemanden vor dem Ofen hervor lockt. Gerade jetzt in der Energiekrise hat die Bahn die Chance, ihre Vorzüge zu zeigen. Das sollte man nicht abwürgen, denn wir können es uns aufgrund der Gegebenheiten gar nicht mehr leisten. Sogar die CDU denkt schon über ein Tempolimit auf Autobahnen nach. Das will was heißen.

  18. 67.

    Und woher nehmen Sie die Sicherheit, dass das 69€-nicht auch teurer werden könnte? Solch plakativ Preise haben höchsten je nach Standpunkt den Vor-/Nachteil, dass man die schwerer anpassen kann.

  19. 66.

    Mal ne dumme Frage. Lieber “Mitleser“ sind sie ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn oder ein großer Fan der Deutschen Bahn, da sie mit all möglichen Rechtfertigungen kommen um nicht gerechtfertigte Anliegen zu rechtfertigen. Oder täuscht das?

    Ach so noch eins, mit Wenn und Aber in der Zukunft konnte noch keiner leben, da dies nicht viel bringt.

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