Naturschutzbund besorgt - Weißstörche in Brandenburg werden weniger

Sa 30.07.22 | 15:22 Uhr
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Archiv: Ein Weißstorch-Paar steht in seinem Horst im Storchendorf Rühstädt in der Prignitz im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg. (Foto: Jens Kalaene/dpa)
Audio: Inforadio | Sa 30.07.22 | Dierks, J. | Bild: Jens Kalaene/dpa

Durch Trockenheit und Hitze sind in Brandenburg nicht nur die Pflanzen im Stress. Auch der Weißstorch hat Probleme. Er findet weniger Nahrung. Für seinen Nachwuchs ist das schlecht - Naturschützer schlagen Alarm.

Die Zahl der Weißstörche in Brandenburg ist nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Es fehle durch die Trockenheit an Nahrung bei der Aufzucht von Jungen, teilten die Naturschützer nach einer Tagung in Rühstädt (Prignitz) mit.

In dem bekannten Storchendorf Rühstädt an der Elbe (Prignitz) verzeichneten die Naturschützer in diesem Jahr einen deutlichen Rückgang der Brutpaare und auch der Jungtiere pro Paar. Gab es dort 2013 noch mehr als 70 Jungstörche und 37 im vergangenen Jahr, so haben die Storchenexperten in diesem Jahr in der Prignitz nur 19 Jungstörche gezählt. Klimawandel, Wassermanagement und die intensive Landwirtschaft in Brutgebieten spielten bei der Weißstorchpopulation eine Rolle, fassten die Naturschützer zusammen.

Zehn Prozent weniger in Südbrandenburg

Der Nabu-Weißstorchexperte für Südbrandenburg, Holger Teichert, berichtete, dass die Zahl der Jungstörche in dieser Region um etwa zehn Prozent abgenommen habe, in einigen Landkreisen sogar um 15 Prozent. Waren es im vergangenen Jahr noch 568 Junge, ging die Zahl ihm zufolge in diesem Jahr auf schätzungsweise 512 zurück, wie er der Deutschen Presse-Agentur am Samstag sagte. Teichert beringt die Tiere auch. "Störche, die nicht satt werden, verhalten sich anders im Nest, und Jungtiere werden von den Alttieren entfernt."

"Es ist schon schwierig für Störche, in diesem Jahr bei der Trockenheit ausreichend Futter zu finden", schätzte Teichert ein. Hinzu käme die Hitze, die Weißstörche in ihren Horsten nicht so gut vertrugen. Für die Aufzucht der Jungen müssten sie viel Wasser aus nahen Gräben holen, die aber derzeit häufig ausgetrocknet seien.

Mageres Futterangebot

Dabei kann sich der Storch dem Fachmann zufolge durchaus veränderten klimatischen Bedingungen anpassen. "Aber das hat auch irgendwann Grenzen." Heutzutage fressen Störche dem Experten zufolge nicht nur Frösche, sondern auch Heuschrecken und Feldmäuse. Diese seien derzeit aber auch nicht in großer Zahl zu finden, auch die Feldmaus-Population schwanke, so Teichert. Hinzu komme, dass für die Jungtiere zunächst kleine Insekten und Regenwürmer auf dem Speiseplan stehen, solche Nahrung sei durch Trockenheit aber immer weniger zu finden.

Auch die intensive Landwirtschaft mit großen einheitlichen Mais-Anbauflächen mache dem Weißstorch in Brutgebieten zu schaffen. Bessere Bedingungen habe das Tier auf Grünlandflächen mit Weidehaltung.

Reproduktion im Westen Deutschlands höher

Eine weitere Beobachtung der Naturschützer: Weißstörche, die auf ihrem Zug in den Süden die Westroute nehmen, sind gegenüber den "Ostziehern" im Vorteil. In Spanien etwa finden sie gute Bedingungen und brauchten nicht bis Nordafrika zu fliegen, wie Teichert erklärte. Zudem brüteten die Tiere erstmals mit etwa zwei Jahren in einem jüngeren Lebensalter als die "Ostzieher", die das erste Mal mit vier Jahren Junge bekommen. Damit sei die Reproduktion der Weißstörche im Westen Deutschlands höher.

16 Kommentare

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  1. 16.

    Es liegt nicht an der Landwirtschaft. Die Kraniche haben sich kräftig vermehrt obwohl sie weniger Kücken aufziehen weil sie nicht nach Afrika fliegen . Da liegt der wahre Grund die Verluste dort sind zu hoch da sie dort auch bejagt werden und dann als sogenanntes Buschfleisch verzehrt werden

  2. 15.

    Man kann es auch ins lächerliche ziehen. Wir leben jeden Tag mit der Natur und wissen viel darüber. Erfahrung ist nur zu ersetzen mit noch mehr Erfahrung.

  3. 14.

    Einfach mal her kommen und mit den Landwirten, Kahnfährleuten, Fischer etc. sprechen und sie erfahren ganz viel darüber.

  4. 13.

    Auf saftige Feuchtwiesen und Feuchtgebiete sind wahrscheinlich unsere Störche angewiesen, wird aber durch die intensive großflächige Landwirtschaft immer schwieriger, noch eine feuchte Wiese zu finden - trockene riesige Monokulturen sind wahrscheinlich auch noch ungünstig für Störche.

  5. 12.

    Als die Wiesen noch im Frühjahr gemäht werden konnten, da sind hinter dem Traktor mehrere Störche gelaufen und haben viel Nahrung gefunden. "
    Bedeutet das, das Störche für ihr Überleben auf Traktoren angewiesen sind?
    Letzthin konnten wir hier schon lesen, das rasensprengen praktizierter Vogelschutz sei.
    Es ist schon erstaunlich, was wir Städter so alles von der Landbevölkerung lernen können.

  6. 11.

    Auf einen so wichtigen Gedanken „weil nichts mehr gepflegt werden darf“, sollten Sie mehr eingehen...

  7. 10.

    Als die Wiesen noch im Frühjahr gemäht werden konnten, da sind hinter dem Traktor mehrere Störche gelaufen und haben viel Nahrung gefunden. Nun ist überall die Eule und die Störche werden weniger. Die Grünen haben keine Erfahrungen und tun so als müssten sie uns auf dem Land erklären wie wir zu leben haben. Es gibt auch immer weniger Fische in der Spree, weil nichts mehr gepflegt werden darf.

  8. 9.

    @Lucky: ja, und immer schön weiter Kinderchen zeugen, damit immer mehr Natur verdrängt und geschädigt wird.

    Gestern 5 Störche gesichtet in Brandenburg.

  9. 8.

    Nicht schön. : (
    Ein Storchenpaar kam diesjährig schon sehr spät und trotz des Ausbleibens von Nachwuchs hat es selber täglich lang nach Futter gesucht und sichtbar mit der Hitze zu kämpfen gehabt. : (

  10. 7.

    Wenn sie das nicht ohnehin schon tun (wovon ich aber eigentlich ausgehe), sollten Brandenburger Landwirte tatsächlich mal darüber nachdenken, ob es nicht eventuell sinnvoll sein könnte, ihre Anbauflächen zugunsten von Solarfeldern zu verkleinern – um dann im besten Fall ausreichend Wasser zum Bewässern des verbliebenen Rests zu haben; auch ohne den Grundwasserspiegel durch eine zunehmend verstärkte Wasserentnahme immer weiter abzusenken.

  11. 6.

    Aus Monokulturen wird auch Energie gewonnen und Monokulturen sind nunmal kein Lebensraum für Insekten, Vögel, Weißstörche, usw. Viele Monokulturen haben ein weitreichendes Wurzelwerk und trocknen dem Boden zusätzlich aus.

  12. 4.

    Nicht vegessen, das noch weitere technische Einrichtungen die Natur "verschönern". Die Bahn und deren Trassen, Stromleitungen, Brücken, Industriebetriebe usw.
    Also zurück zur Natur und alles was der Mensch bisher geschaffen hat, beseitigen!

  13. 3.

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
    Es muss bei unserer Menschheit genau soweit kommen, bis sie kapiert hat, dass man seine eigene Lebensgrundlage selber zerstört hat - aber dann ist es leider zu spät, und jammern hilft dann auch nicht mehr!

  14. 2.

    Was, Wie, Wer ? Monokulturen der Agrarindustrie und dadurch Austrocknung der Landschaft, sind für Weißstörche nicht gut ? Aber trockene Brandenburger Landschaften, sind doch toll für Windräder und für Solarfelder - aber nicht für Weißstörche ?

  15. 1.

    "Klimawandel, Wassermanagement und die intensive Landwirtschaft" - oder an der gescheiterten Energiepolitik. So dramatisch, dass die Bevölkerung zu Recht das Ende des Sommers fürchten muss. Alle reden von erneuerbaren Energien, es gibt sie bloß nicht. 1.000 Milliarden in den Sand gesetzt, 35.000 Windräder, mit denen Land, See und Berge verhunzt werden, aber die nur 15 Prozent des versprochenen Stroms herstellen: an guten Tagen. Sonst meist nur 3 Prozent.

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