rbb24-Recherche exklusiv - Denkmalschutz bremst Energiewende aus

Mi 17.08.22 | 08:54 Uhr | Von Torsten Mandalka
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Windkraftanlagen in den Marschen der Reussenköge, Gebäude mit Solaranlage (Quelle: dpa/Wolfgang Diederich)
Audio: Antenne Brandenburg | Mi 17.08.22 | Schleif, R. | Bild: dpa/Wolfgang Diederich

Seit dem Krieg in der Ukraine will Deutschland in seiner Energieversorgung so schnell wie möglich unabhängig werden. Dabei ist die Windkraft zentral - doch der Bau neuer Anlagen wird oft gebremst, auch wegen der Sichtbeziehung zu Denkmälern. Von Torsten Mandalka

Denkmalschutzbelange entwickeln sich zunehmend zu einem gravierenden Hindernis für die Energiewende. Nach Informationen von rbb24 Recherche werden in Deutschland rund zehn Prozent der Bauanträge für Windenergieanlagen durch den Denkmalschutz ausgebremst oder nicht genehmigt. Das geht aus einer Branchenbefragung der Fachagentur „Wind an Land“ hervor.

Danach ist der Denkmalschutz der fünfthäufigste Versagungsgrund für Windenergie-Baugenehmigungen (nach Vogelschutz, Planungs- und Baurecht sowie Flugsicherung). Befragt wurden 27 Akteure zu 309 Windenergievorhaben mit 1.177 Windenergieanlagen.

Besonders viele Gartendenkmäler in Brandenburg

Im Windbereich werden demnach seit 2017 38 Projekte mit 138 Megawatt Leistung durch den Denkmalschutz ausgebremst, die in ohnehin schon gesondert ausgewiesenen Windeignungsgebieten geplant worden sind. Besonders betroffen ist nach Feststellungen der Branche dabei auch das Land Brandenburg. Hier gibt es besonders viele Gartendenkmäler, bei denen schon eine Sichtbeziehung zu einem Windrad dessen Errichtung verhindern kann.

Nach rbb-Informationen werden in Brandenburg mindestens vier Projekte aus Denkmalschutz-Gründen blockiert. Die entsprechenden Richtlinien dafür sind durch ein Schreiben des Brandenburgischen Landesamts für Denkmalpflege aus dem Dezember 2021, das dem rbb vorliegt, noch einmal verschärft worden. Allerdings sei man in Potsdam inzwischen im Prozess eines Behördendialogs zum Thema, heißt es aus dem Umweltministerium.

Umweltministerium sieht "kein flächendeckendes Problem"

Aus Sicht der Windkraftbranche bremst der Denkmalschutz das Ziel der Bundesregierung aus, den Bau von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energien zu einem vorrangigen öffentlichen Interesse zu machen und so durch Entbürokratisierung zu beschleunigen.

Denkmalschutzbelange sind allerdings Ländersache. Aus dem Potsdamer Umweltministerium heißt es, in Brandenburg seien solche Fälle selten und "bisher kein flächendeckendes Problem".

In Bayern dagegen liegt seit Dienstag ein Gesetzentwurf des Kabinetts vor, wonach für Windanlagen gegebenenfalls nur noch für rund 100 "besonders landschaftsprägende Denkmäler" eine "denkmalverträgliche Lösung" gefunden werden muss. Bei allen anderen Denkmälern würde die Denkmalschutz-Prüfung für die Windkraft ganz wegfallen. Windenergieanlagen stellten nämlich "keine eigentliche Substanzgefährdung" dar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.08.22, 08:30 Uhr

Beitrag von Torsten Mandalka

44 Kommentare

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  1. 44.

    Anfrage, ob sich eine Photovoltaikanlage auf seinem Dach installieren darf, werden vom Amt für Denkmalschutz in Duisburg konsequent ignoriert. Solche Fragen werden lediglich an weiteren Mitarbeiter weitergeleitet und landen dann anscheinend in irgendeiner Schublade.

  2. 43.

    "Verhandelt mit den Russen,"
    Ziel muss der Abzug aus der Ukraine hinter die völkerrechtlich anerkannten Grenzen sein.
    "öffnet Nordstream2,"
    Wenn die Russen abgezogen, können wir darüber reden.
    "beendet die Unterstützung der Ukraine und seinem korrupten System." Zuerst muss die Propaganda von Putin und seiner Vasallen enden.

  3. 42.

    Sie identifizieren sich angeblich nicht mit den Zielen des VLAB, greifen aber begierig immer wieder dessen Argumentation und anderer strikter WKA-Gegner auf.

    Auch an anderer Stelle haben Sie sich auch schon mit Verve auf die Seite der Energie- und Mobilitätswendegegner gestellt.

  4. 41.

    Davon rede ich nicht. Stellen Sie bitte keine Zusammenhänge her mit denen ich mich nicht identifiziere. Dies ist jetzt nicht das erste mal, dass Sie diskreditieren. Lassen Sie das und werden wieder sachlicher.

  5. 40.

    Darum geht es nicht, sondern darum uns wird erzählt,es müssen die Atomkraft/Kohlekraftwerke verlängert bzw hochgefahren werden weil der Strom nicht reicht und dadurch die Preise versucht werden etwas stabil zu halten ,was aber nicht gelingt und was macht Deutschland exportiert Strom nach Frankreich. Bei uns steigen die Strompreise, viele Menschen wissen nicht mehr wie sie das alles bezahlen sollen und Deutschland exportiert Strom nach Frankreich. Ich finde das ist nicht normal, erst einmal sollte man an die eigene Bevölkerung denken und nicht den Strom verkaufen, wer verdient an der ganzen Sache die Konzerne. Ob Frankreich das genauso tun würde mag ich zu bezweifeln, denn die denken bestimmt erstmal an das eigene Land und die Bevölkerung.

  6. 39.

    Auf Tagesschau.de gibt es relativ frisch einen Artikel, wie ganz in Ihrem Sinne der VLAB geltendes Recht zu seinen Gunsten "auszutricksen" versucht. Dabei geht es auch den vor allem um eine maximale Behinderung der Energiewende.

  7. 38.

    Was Sie unter Enegiemix verstehen ist klar, mit Kohle und Atom. Kohletransport auf Flüssen ohne Wasser was auch noch zur Kühlung von Atombuden fehlt.
    Mensch Leute, hört auf zu jammern. Schon vor über 20 Jahren haben Umweltverbände und Wissenschaftler gewarnt, jetzt gegensteuern oder es wird teuer. Keiner wollte das hören und nun wird es teuer. Wann Wasser zu einem knappen Gut erklärt wird,nur eine Frage von kurzer Zeit.

  8. 37.

    Und.....wer bezahlt de Deckel...der Steuerzahler. Wäre hier auch nicht anders.
    Vor dem rumpoltern....vielleicht hätte Frankreich mehr auf Erneuerbare setzen sollen statt auf Atom.

  9. 36.

    Vorsicht vor Leuten, die die Energiewende und einen sinnvollen Energiemix ausbremsen wollen, durch einseitige Energiequellen zu Lasten der Allgemeinheit und direkt Betroffener. Deren Motive sind nicht gleich offensichtlich aber mit der Zeit doch durchschaubar.

  10. 35.

    Seit Jahren schleicht der Ausbau regenerativer Energiegewinnung durchs Land. Jetzt das mit dem „dem Angriff Russlands auf die Ukraine“ zu beschleunigen, ist fadenscheinig. Die Energiewende ist Ziel- und planlos über das Knie gebrochen worden.
    Überhasteter Atomausstieg, die Kohleverstromung aufgegeben, sich seit Jahrzehnten von russischen Gas abhängig gemacht.
    Nun der Krieg, wo wir überhastet und aus „Solidarität“ jegliche Versorgung mit Gas aufs Spiel setzen und sich selber den Teppich unter den Füßen weg reißen. Jetzt das Gejammer.
    Ich finde die 1000m-Regel gut und den Denkmalschutz wichtig.
    Es leiden schon genug Bürger unter den Auswirkungen derzeitiger Politik. Vor allen Dingen, dass wir uns ohne Not in einen Krieg hinein ziehen lassen.
    Verhandelt mit den Russen, öffnet Nordstream2, beendet die Unterstützung der Ukraine und seinem korrupten System.

  11. 34.

    Heute in der Welt, der französische Präsident möchte den Strompreis deckeln. Desweiteren importiert Frankreich Strom aus Deutschland, was das für deutsche Verbraucher bedeutet, der Strompreis wird weiter steigen, in DE und der EU. Wir in Deutschland wollen am liebsten alles über den Haufen werfen, Denkmalschutz Abstandsregelung bei WKA, sollen sparen, sparen nochmals sparen und wer macht sich die Taschen voll, die Energiekonzerne. Wir werden am Nasenring durch die Manege geführt und unser Regierung schaut dabei tatenlos zu,oder kommt mit irgendwelchen Erleichterungen, die wir später doppelt und dreifach zurück zahlen . Es ist halt einfacher der Bevölkerung das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und wenn der nächste Konzern jammert er geht pleite,dann werden wir wieder brav bezahlen.

  12. 33.

    Verwechseln Sie nicht die Fälle, wo mittels Verwaltungsrecht Betroffene „ausgetrickst“ wurden. Ob in Luckenwalde, Werder oder anderswo... Ein neuer Erklärungsversuch: Das Aufweichen von Abstandsregeln behindert die Energiewende. Das Festlegen von „X“H als Kompromiss bringt Sicherheit. Ihren Kommentaren nach gehören Sie nicht zu den...Befürwortern eines sicheren Energiemixes.

  13. 32.

    Heute in der Welt, der französische Präsident möchte den Strompreis deckeln. Desweiteren importiert Frankreich Strom aus Deutschland, was das für deutsche Verbraucher bedeutet, der Strompreis wird weiter steigen, in DE und der EU. Wir in Deutschland wollen am liebsten über den Haufen werfen, sollen sparen, sparen nochmals sparen und wer macht sich die Taschen voll, die Energiekonzerne. Wir werden am Nasenring durch die Manege geführt und unser Regierung schaut dabei tatenlos zu. Es ist halt einfacher der Bevölkerung das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und wenn der nächste Konzern jammert er geht pleite,dann werden wir wieder brav bezahlen.

  14. 31.

    Atomkraft der neuesten Generation wäre dann so etwas wie Hinkley Point C, dessen erwartete Baukosten von 3 Mrd. auf mittlerweile 30 Mrd. Euro gestiegen sind.

    Ales andere, egal ob SMR oder gar Kernfusion, ist bisher nur ein Traum von Physikern, mancher Staaten und Start-Ups.

  15. 30.

    https://www.indexmundi.com/map/?v=81000&r=xx&l=de

    oder hier pro Land im Detail:

    https://www.laenderdaten.info/Europa/Deutschland/energiehaushalt.php

    Es wird vermutlich der el. Industrieverbrauch etc. auf den pro-Kopf-Verbrauch angerechnet. Man lebt schliesslich nicht isoliert in seinen 4 vier Wänden.

    Meine mehrköpfige Familie kommt übrigens mit unter 2000 kwh (elektrisch) pro Jahr aus…

  16. 29.

    Zum Glück ist dieses Mal nicht der Juchtenkäfer oder die Großtrappe schuld.

  17. 28.

    Mich konnte der Denkmalschutz zum Glück nicht ausbremsen....
    Könnten Sie bitte die vollkommen überzogenen Kwh darlegen?
    3Personenhaushalt, Eigenheim.....brauche ca. 3500 kwh im Jahr.
    Jetzt wird es deutlich mehr ( Klimaanlage, Warmwasser, E-Auto)
    Also reichlich Solar aufs Dach+Akku und das Grinsen wird mit jeder Strompreiserhöhung breiter.
    Anstatt der Kohlelobby Milliarden hinterher zu schmeißen muss damit Mieterstrom finanziert werden.

  18. 27.

    Ohne Klimaschutz ist es mit der kulturellen Identität auch bald gelaufen. Meine Kultur ist keine Wüstenkultur. Zu meiner Kultur gehört auch mal Schnee im Winter und Schlittschuhlaufen auf dem See. Ich sehe absolut nicht wie eine PV Anlage auf dem Dach oder moderne Fenster eine größere Gefahr für meine Kultur darstellen als der Klimawandel. Energetisch Sanieren müssen wir übrigens auch wenn wir auf 120% Wunderzauberatomkraft umstiegen (wenn die denn jemals bezahlbar wird!).

  19. 26.

    Trotz erfahrener Beleidigung von "Leni" erklären Sie Ihren Standpunkt gut. Allerdings macht es keinen Sinn, wenn ein sinnvoller Energiemix der Königsweg ist und die WKA zweifellos dazu gehören, andern erklären zu müssen, wie man mit Flächen umgeht. Man erfährt dann ganz schnell was Diskriminierung ist und wird in EE-Wende-Leugner Bereich verschoben, manchmal sogar in die rechte Ecke gedrängt. So sind die WKA- Befürworter im schwarz/weiß-Modus an jeder x-beliebigen Stelle außerhalb der Großstadt die eigentlichen Energiewendeblockierer und Extremisten. Weil nur WKA eben nicht ausreichen werden und nicht das Potential haben...

  20. 25.

    In der Stadtmissionsgemeinde in Berlin-Karow wird von einem Stallgebäude das Dach erneuert. In diesem Zuge sollte eine Photovoltaikanlage installiert werden. Die Absage kam vom Denkmalschutzamt.

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