Im Beisein seines Sohnes beschimpft - Potsdamer Rabbiner in Berlin antisemitisch beleidigt

Di 13.09.22 | 20:59 Uhr
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Archivbild: Ariel Kirzon, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Potsdam am 10.12.2020 (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Video: rbb24 Abendschau | 13.09.22 | Anja Herr | Bild: dpa/Soeren Stache

Immer wieder kommt es in Berlin zu antisemitischen Vorfällen: Bedrohungen, Beschimpfungen und auch Gewalt. Jetzt wurde der Rabbiner der Potsdamer Jüdischen Gemeinde antisemitisch beleidigt. Der Staatsschutz ermittelt deswegen.

Der Landesrabbiner der jüdischen Gemeinde Potsdam, Ariel Kirzon, ist am Dienstagvormittag in Berlin angegriffen und antisemitisch beleidigt worden. Er sei als "schrecklicher Scheißjude" beleidigt und körperlich angegangen worden, sagte Kirzon rbb24 Brandenburg aktuell.

Zuvor hatte "Focus online" berichtet. Die Polizei hatte zu dem antisemitischen Vorfall eine Pressemitteilung veröffentlich, sich jedoch nicht zu der Identität des Angegriffenen geäußert.

Polizei wertet Videoaufnahmen aus

Wie Kirzon dem rbb sagte, war er mit seinem Sohn in Berlin-Mariendorf unterwegs und telefonierte gerade auf hebräisch, als ein junger Mann ihn plötzlich beschimpfte und an der Schulter packte. Der 43-Jährige erstattete daraufhin Anzeige wegen Körperverletzung und Beleidigung. Sein Sohn habe seit dem Angriff große Angst, so der Rabbiner.

Nach Polizeiangaben entfernte sich der Täter nach dem Angriff in Richtung des U-Bahnhofs Westphalweg. Videoaufnahmen aus dem Bahnhof seien gesichert worden. Die Ermittlungen führe der der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes.

RIAS registriert mehr Vorfälle

Die Brandenburger Wissenschafts- und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) verurteilte den Angriff auf Twitter als "völlig inakzeptabel". Unlängst habe man Richtfest für die Synagoge in Potsdam gefeiert, sichtbares jüdisches Leben im Herzen der Stadt, so Schüle weiter. Sie rief den Rabbiner auf "weiter sichbar" zu bleiben. Das Richtfest für die neue Synagoge in Potsdam war vor rund zweieinhalb Wochen gefeiert worden.

Auch die Berliner Senatorin Bettina Jarasch (B'90/Grüne) zeigte sich betroffen. "Lieber Rabbiner Ariel Kirzon, es schmerzt mich zu lesen, was Ihrem Sohn und Ihnen heute widerfahren ist", schrieb sie am Abend auf Twitter. Der Vorfall zeige, dass im Kampf gegen den Antisemitismus nicht nachgelassen werden dürfe.

Die Zahl antisemitischer Vorfälle ist in Berlin zuletzt gestiegen. Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) dokumentierte in ihrem Jahresbericht 2021 insgesamt 1.052 Fälle. Erfasst wurden dabei 22 Angriffe, 28 Bedrohungen, 43 Sachbeschädigungen, 895 Fälle von "verletzendem Verhalten" sowie 62 antisemitische Massenzuschriften. Mehr als die Hälfte der erfassten Fälle passierten im Internet, etwa in den sozialen Medien oder per Mail.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.09.2022, 19:30 Uhr

 

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4 Kommentare

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  1. 4.

    Lesen sie sich die Meldung einfach mal durch, dann werden sie auch darauf kommen!

  2. 3.

    Es wird erfasst, aber nicht korrekt. Auch diese Tat wird automatisch (!) in die Statistik einfließen als “politisch motivierte Kriminalität - rechts“.

  3. 2.

    Traurig. Gut, dass so was erfasst wird.

  4. 1.

    Was weiß man denn über die Motivation des Täters?

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