Protest für kleinere Klassen - Tausende Lehrkräfte beteiligen sich an Warnstreik in Berlin

Mi 28.09.22 | 11:01 Uhr
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Abschlusskundgebung eines Lehrerstreiks am 28.09.2022 vor dem Roten Rathaus in Berlin. (Quelle: imago images/Bernd Friedel)
Audio: rbb24 | 28.09.2022 | Bild: imago images/Bernd Friedel

An vielen Berliner Schulen ist am Mittwoch der Unterricht ausgefallen: Die Lehrergewerkschaft GEW hatte ihre Mitglieder zu einem Warnstreik aufgerufen. Viele verliehen ihrer Forderung nach kleineren Klassen erneut Nachdruck.

Tausende Lehrerinnen und Lehrer sowie andere Schulbeschäftigte haben sich am Mittwoch an einem Warnstreik in Berlin beteiligt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte zu dem eintägigen Ausstand aufgerufen. Nach GEW-Angaben beteiligten sich rund 3.500 Lehrkräfte, der Senat sprach von 2.770 Beteiligten.

Für viele Berliner Schülerinnen und Schüler fiel der Unterricht wegen des Warnstreiks aus. Ganze Schulen schlossen, weil bei ihnen ein großer Teil der Lehrerinnen und Lehrer streikte.

Mit der Aktion wollte die GEW ihre Forderung nach kleineren Klassen und einem entsprechenden Tarifvertrag untermauern. Kleinere Klassen hätten nach Einschätzung der Gewerkschaft eine geringere Arbeitsbelastung und damit einen besseren Gesundheitsschutz für Lehrerinnen und Lehrer zur Folge. Auch die Schüler würden davon profitieren.

Demonstrationszug zum Roten Rathaus

Der Berliner GEW-Vorsitzende Tom Erdmann teilte mit: "Wir wollen die Arbeitsbedingungen in den Berliner Schulen verbessern. Kleinere Klassen bedeuten weniger Stress, Lärm und Belastung und gleichzeitig bessere Lernbedingungen."

Am Vormittag zog eine Demonstration vom Moritzplatz in Kreuzberg zum Roten Rathaus in Mitte. Die GEW hatte wegen ihrer Forderung bereits seit einem Jahr Protestaktionen organisiert, an einem Warnstreik im April beteiligten sich rund 2.500 Lehrkräfte. In Berlin gibt es mehr als 30.000 Lehrer, viele davon sind Angestellte und dürfen, anders als die Beamten, streiken.

Senat verweist auf Tarifgemeinschaft deutscher Länder

Der Senat verweist darauf, dass Berlin - wie alle anderen Bundesländer außer Hessen - der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) angehört. Ohne Zustimmung der Tarifgemeinschaft könne Berlin daher keine Tarifverhandlungen über die Klassengröße aufnehmen, schrieb Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) im Frühjahr an die GEW. Die TdL lehne solche Verhandlungen ab.

Der Personalmangel an Schulen kann aus Sicht der GEW kein Argument gegen kleinere Klassen sein. An den Berliner Schulen seien bessere Arbeitsbedingungen für Pädagogen nötig, wenn Fachkräfte gewonnen werden sollen. Mit einem Tarifvertrag müssten die Arbeitgeber vorausschauend Weichen stellen für Qualitätsverbesserungen in der Zukunft. Ein solcher Vertrag schaffe mehr Verbindlichkeit, damit der Senat dafür sorge, ausreichend Lehrkräfte auszubilden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28. September 2022, 7 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    Ich behaupte mal es gibt gar keinen Lehrermangel in Berlin...da die Arbeitsbelastung sehr hoch ist machen einfach zu viele Teilzeit und es ist eine gute Idee Vollzeit zu reduzieren um Anreize zu schaffen. Eines der größten Problemfelder sind auch die unqualifizierten falschen Besetzungen von Posten...an vielen Schulen, wie bspw. an der Johanna Eck Schule die des Schulleiters. Er treibt die LehrerInnen in den Burnout mit seinen Vorstellungen, die der Gesundheit der Lehrkräfte nicht dienlich ist. Keine Schule benötigt einen Diktator somit auch keine Schulleiter....demokratische Schulen endlich fördern.

  2. 37.

    Lieber Gew Vorsitzender Tom Erdmann, waren sie oder sind Lehrer? Waren sie mal in einer Schulklasse und kennen sie den Unterschied zwischen der Situation an einem Gymnasium und einer ISS? kleinere Klassen (max.24) was soll das bringen? Ich bin Lehrer und kann sagen an einer ISS bringt es null komma null nix nüchts.... sorry aber die GEW sollte vor so einem Streik mal in die Schulen gehen und fragen was denn so belastet und nicht einfach vom Bürostuhl aus bestimmen wofür man denn nun streikt....es gibt so viel mehr wofür es sich zu streiken lohnt als kleinere Klassen.
    Die GEW muss weg!!!

  3. 36.

    Unfassbar wofür Berliner Lehrkräfte streiken. Kleinere Klassen würden die Arbeitsbelastung senken? Wer Lehrer ist, weiss dass es keine Rolle spielt ob nun 24 oder 26 Schülerinnen im Klassenraum sind. Die GEW ist schon längst nicht mehr in der Lage die Lehrkräfte zu vertreten. Das einzige was helfen würde derzeit ist die Vollzeitstunden von 26 auf mindestens 21 zu senken, dabei könnte man aufeinander zugehen und im Gegenzug anbieten, dass es keine Teilzeit mehr gibt, sondern alle machen 21 Stunden und das ist auch für alle machbar. Sorry aber die GEW muss weg so wie die Gasumlage.

  4. 35.

    Ja, kleinere Klassen = weniger Geld klingt logisch, ist ja in der Wirtschaft auch so.

  5. 34.

    Ja, bundesweit gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Schluss mit dem lokalen Flickenteppich und der Kanibalisierung der vorhandenen Lehrressourcen bundesweit, ist ein wichtiger erster Schritt. Vielleicht sollte es eine Zentralstelle angesiedelt bei der Bundeszentrale für Arbeit geben, dann könnte auch auf regionalen Lehrer angelegt besser zukünftig reagiert werden.

  6. 33.

    Ja, bundesweit gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Schluss mit dem lokalen Flickenteppich und der Kanibalisierung der vorhandenen Lehrressourcen bundesweit, ist ein wichtiger erster Schritt. Vielleicht sollte es eine Zentralstelle angesiedelt bei der Bundeszentrale für Arbeit geben, dann könnte auch auf regionalen Lehrer angelegt besser zukünftig reagiert werden.

  7. 32.

    Dann wissen sie leider überhaupt nicht wie gut Quereinsteiger sind. Wir haben bei uns Ingenieure, Doktoranden und Ärzte. Statt nur die Theorie aus dem Studium den Kindern beizubringen wird sehr praxisnah gelehrt.
    Leider sind die Klassen zu groß. Im Schnitt sollen nicht mehr als 29 SuS in einer Klasse sein. Ich habe 6 Lerngruppen mit jeweils 33-36 SuS. Ich muss 2-3 Sus an sie Seite setzen weil kein Platz da ist. Und Experimente kann ich nicht machen weil es nicht sicher wäre.
    Ziel ist es schließlich gute lehre durchzuführen.
    Wir jammern immer dass wir im internationalen Vergleich absacken, tun aber genau das Gegenteil um Verbesserung einzuführen.
    Ich finde es traurig wie viele auf Lehrer und Quereinsteiger rumhacken ... Mit Halbwissen und sicherlich keine Ahnung von guter Lehre.

  8. 31.

    Man hat noch nie gehört, dass Lehrer für bessere Bedingungen der Kinder streiken z.B. dass die Schulen renoviert werden oder lernschwache Kinder besser gefördert werden können.
    NEIN - den Lehrern geht es nur darum, dass sie mehr Geld für weniger Verantwortung - weil es
    weniger Schüler in den Klassen geben soll - , die unsinnige Verbeamtung und für weiter NICHTS streiken sie.

  9. 30.

    Sinnvoll wäre bundesweit gleiche Bezahlung für gleiche Leistung. Jetzt ist das ein Flickenteppich zwischen Beamten, Angestellten, Quereinsteigern, Erfahrungsstufen usw. und dann noch jedes Bundesland sein eigenes Süppchen.

  10. 29.

    Das mag für die Oberschule stimmen, ich gehe davon aus, dass Sie an einer Oberschule arbeiten, weil Sie über die Belastung durch Korrekturen schreiben. An der Grundschule machen kleinere Klassen schon Sinn, da wir dann viel intensiver auf die einzelnen Kinder eingehen können. Noch besser wäre für mich aber eine Ausstattung zu 100 Prozent, eine Vertretungsreserve bei Ausfall von Kollegen, viel weniger Verwaltungs- und Organisationsaufgaben.
    Dann wäre es evtl. auch bei mir nicht regelmäßig eine 65 bis 70 Stunden Woche. Eltern die nicht eine ständige Erreichbarkeit der Lehrkräfte erwarten wären eine weitere Entlastung.

  11. 28.

    Dann gebt Ihnen kleinere Klassen und dann aber auch weniger Geld!
    Mdst. ne E13 plus Zulagen und nur am jammern. In anderen Branchen gibts für ein drittel von nem Lehrergehalt noch viel mehr psychischen Stress! Dieses rumjammern geht mir so richtig auf den Wecker.

  12. 27.

    Bitte nicht noch mehr Quereinsteiger in den Lehrerberuf. Ist jetzt schon krass genug, wozu der Fachkräftemangelgeführt hat...

  13. 26.

    Ich halte dagegen, dass bei kleineren Klassen die Schüler öfter zu Wort kommen (Fremdsprachen!) und der Lehrer sich differenzierter und intensiver um den Einzelnen kümmern kann.
    Aber ich bin ja auch kein Neuseeländer - und Hattie hat vor allem eines festgestellt: es kommt einzig und allein auf den einzelnen Lehrer an (schönen Gruß an die Digitalisierungsultras!).

  14. 25.

    Das trifft übrigens auch für weniger gestresste Eltern und Elternteile zu. Aber was ist die Lösung? Abschaffung der Schulpflicht und sofortige Berufsausbildung kann es doch wohl nicht sein, nur damit hier weder Lehrer noch Eltern Ach so getresst sind. Also unsere Eltern, 50er Jahrgang, waren da härter im Nehmen als heutige Generationen.

  15. 24.

    Bitte schließen Sie nicht von sich selbst auf andere. Ihr Kommentar wirkt wenig selbstreflektierend, realitätsfern und in teilen leider auch tonal unangemessen.

  16. 23.

    Also Klausuren doch eher auf multiple choice umstellen und mehr Zentralunterrocjt und dann nur noch üben sowie vertiefen in Seminaren. Aber nein, dann müsste man sich und die vorhandenen Strukturen ja mal kritisch hinterfragen und ggf. verändern. Da ist streiken, damit andere etwas ändern natürlich einfacher als bei such selbst anzufangen...

  17. 22.

    Und wenn der Beruf Lehrer so einfach und überbezahlt ist, wieso sind Sie nicht LehrerIn geworden? Oder haben Sie gar keine Ahnung und hetzen hier sinnlos gegen Zuwanderung?

  18. 21.

    Wow, Sie haben ja überhaupt keine Ahnung von dem Beruf. Und nur mal so am Rande: Ohne gewollte Zuwanderung hätte es Deutschland niemals zu solchem Reichtum geschafft. Bitte erstmal gründlich nachdenken...

  19. 20.

    "Überbezahlte Weicheier ... "
    An was leiden sie denn? Verschleppte Tadelphobie, 'n Krampf im rechten Arm? Schuld an der Misere ist nicht die Zuwanderung, eher der Senat - und das schon seit Jahrzehnten.

  20. 19.

    Man kann auch eine ganz einfache Frage stellen: Liebe Eltern, was sind Sie bereit zu zahlen für eine Rundumbetreung 24/7 während einer Klassenfahrt oder Ausflug?

    P.S. Für die "gehört zum Beruf"- Fraktion: Das stimmt nicht... Warum sollte jemand schlechter woanders schlafen als zu Hause und dafür noch zahlen... und wenn etwas passiert steht man alleine da. Diese Pflicht gibt es nicht. Und wenn man Pech hat, ist man auch noch tot, wie neulich in Berlin...

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