Untersuchung der FU im Mauerpark - Graffiti führen laut Studie zu starker Mikroplastik-Belastung von Böden

Do 27.10.22 | 16:24 Uhr
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Eine Mauer mit Graffiti im Mauerpark in Berlin. (Quelle: dpa/Rolf Zöllner)
Audio: rbb 88.8 | 28.10.2022 | David Donschen | Bild: dpa/Rolf Zöllner

Die Freie Universität Berlin (FU) warnt nach einer Studie vor Umweltbelastung durch Graffiti und Sprüharbeiten. Zu diesem Schluss kam ein Forschungs-Team der FU nach einer Untersuchung, die im Berliner Mauerpark durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden am Donnerstag vorgestellt.

Demnach wurden bei Bodenproben extrem hohe Belastungen mit Mikroplastik festgestellt, laut FU sogar die höchste jemals in wissenschaftlicher Literatur berichtete.

"Bisher unbemerktes Erbe an umweltbelastender Mikroplastik"

Bei Bodenproben nahe der bekannten Graffitiwände im Mauerpark (Prenzlauer Berg) fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrere Hunderttausend Teilchen von Mikroplastik pro Kilogramm trockenem Boden.

"Unsere Ergebnisse liefern erste Hinweise darauf, dass die Sprühlackierung, eine Technik mit einem breiten Anwendungsspektrum von der Industrie bis zur Kunst, ein bisher unbemerktes Erbe an umweltbelastender Mikroplastik in Böden hinterlässt", sagte der FU-Biologe Matthias Rillig. Das Forschungs-Team vermutet, dass die Belastung auch bei industriell eingesetzter Anstrichfarbe ähnlich hoch sein könnte.

Forscherteam schlägt weitere Untersuchungen zum Thema vor

Bei Mikroplastik handelt es sich um mikroskopisch kleine Kunststoffteilchen. Sie sind biologisch nicht abbaubar.

Bisher gab es vor allem Studien zur Verunreinigung von Gewässern durch Mikroplastik, deren Auswirkung auf Böden ist erst wenig erforscht. Für die Untersuchung wurde eine neue Methode entwickelt, mit der Mikroplastikpartikel, die von Sprühfarbe stammen, von solchen getrennt und unteschieden werden können, die aus anderen Produkten kommen. Anschließend wurden Bodenproben aus verschiedenen Tiefen im Mauerpark entnommen.

Die Forschenden schlagen aufgrund der hohen Konzentration nun vor, weitere Studien zu den ökologischen Auswirkungen von Lack-Mikroplastik im Boden durchzuführen. Auch die Auswirkungen vom Mikroplastik auf Bodenlebewesen sei beispielsweise noch zu erforschen.

Sendung: rbb 88.8, 28.10.2022, 10:00 Uhr

9 Kommentare

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  1. 9.

    Sekundenkleber und andere chemische Kleber sind ganz arg Umweltschädlich.
    Knochenleim dagegen kennen diese Leute nicht und hält auch nicht auf Asphalt

  2. 8.

    Die Gefahr durch Mikroplastik ist bei Waffen nicht die schlimmste Gefahr. Bestätigt jedes Opfer, sofern es noch lebt. Ein sehr billiger und leider auch dummer Versuch von ihnen auszuweichen. Die Gefährlichkeit von Stoffen wird übrigens nicht dadurch weniger, weil sie Teil eines Kunstwerkes sind.

  3. 7.

    Hat die Freie Universität Berlin (FU)auch rausgefunden wie viele schädliche Sachen für die Umwelt in den Waffen sind die in Deutschland produziert werden. Oder warum hat sie die Freie Universität Berlin (FU) gerade für die Graffitikünstler entschieden?

  4. 6.

    Das ist eine wissenschaftliche Feststellung, kein Aufreger. Da kleben sich auch Leute auf die Straße, unter anderem gegen Lebensmittelverschwendung. Die gleiche Klientel schmeißt Lebensmittel gegen Bilder. Wie dumm ist ihre Bemerkung denn?

  5. 5.

    Ok, Ente fahren, einmal fliegen und sich dann aufregen - wär doch 'ne Option. Vll. vorher mal ansehen:
    https://www.zdf.de/wissen/leschs-kosmos/die-plastik-zeitbombe-wege-aus-der-krise-100.html

  6. 4.

    Au ja, während ich mit meinem SUV die Umwelt verpeste und dreimal im Jahr Flugzeug fliege, rege ich mich über die Graffiti-Künstler auf...

  7. 3.

    Dann darf man jetzt gegen Graffiti an Hausfassaden sein?
    Sachbeschädigung von fremdem Eigentum reichte als Argument gegen die Schmiereien nicht aus?

  8. 2.

    Das liegt aber nicht unbedingt an der Form des Auftrags, sondern an den verwendeten Pigmenten und künstliche Pigment aus denen die meisten Farben heute bestehen, dürfte eben immer "mikroplastische" Pigmente meinen...
    Nicht dass natürliche Pigmente immer so ganz unbedenklich sind, man denke nur an Kadmiumgelb oder Kobaltblau ; )
    Das besondere an den Graffitiwänden ist nur, dass hier eben all die Farbpartikel aus dem Sprühnebel, die es im Laufe der Zeit (Jahre? Jahrzehnte?) nicht bis an die Wand geschafft haben, im Erdreich davor versammelt sind.
    Ich vermute mal, dass industrieller Farbauftrag eher in Räumen mit Betonboden stattfindet, hier könnten die Farbpigmente dann weggefegt werden, aber auch bei allen anderen Auftragsformen, v.a. wenn bei wasserbasierten Farben, Farbreste usw. weggewaschen bzw. Arbeitsgeräte gereinigt werden, dürften diese Mikropartikel kaum aus dem Wasser zu filtern sein.
    Was man daraus lernen sollte: Beim Sprühen immer eine dicht sitzende Maske tragen.

  9. 1.

    Künstler als Umweltschädigende !?
    Na, lasst das mal nicht "Letzte Generation" erfahren, sonst kleben die sich doch noch an Kunstwerken fest...

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