Prignitz profitiert - Bahn übernimmt fünf Flixtrain-Verbindungen zwischen Berlin und Hamburg

Do 17.11.22 | 06:06 Uhr
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Archivbild: Ein neuer Flixtrain steht vor seiner Premierenfahrt auf einem Bahnhof neben einem Zug der Deutschen Bahn. (Quelle: dpa/C. Charisius)
Audio: Stefanie Berk, Vorständin für Personenfernverkehr bei der Deutschen Bahn | Bild: dpa/C. Charisius

Pendler in der Prignitz können aufatmen: Nachdem der private Bahnbetreiber Flixtrain den Halt in Wittenberge gestrichen hat, übernimmt nun doch die Deutsche Bahn die Strecke. Der Bahnhof soll nun weiter angefahren werden.

Für Bahnreisende zwischen Berlin und Hamburg wird es zum Fahrplanwechsel im Dezember nun doch keine Einschnitte im Fernverkehr geben. Die Deutsche Bahn übernimmt kurzfristig fünf Verbindungen, die der Mitbewerber Flixtrain zunächst erhalten, dann aber teilweise zurückgegeben hat. Das teilte die Deutsche Bahn in einem Pressegespräch am Mittwoch mit.

Von der Entscheidung profitiert auch die Prignitz, die sonst Einschnitte bei der Anbindung an den Fernverkehr hätte hinnehmen müssen.

Zwei Verbindungen pro Fahrtrichtung betroffen

Konkret geht es um die täglichen Verbindungen in Richtung Hamburg, die in Berlin-Hauptbahnhof um 13:06 Uhr und 17:06 Uhr starten. Außerdem um die Verbindungen nach Berlin von Hamburg-Hauptbahnhof aus um 8:51 Uhr und 18:51 Uhr, sowie vorerst befristet bis zum 31. März 2023 um die Verbindung Hamburg-Berlin um 12:51 Uhr sonntags bis freitags. Dort sind nach dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember auch weiterhin die Euro- und Intercityzüge der Deutschen Bahn sowie der Tschechischen Bahn unterwegs.

Den Slot am Samstagmittag behält Flixtrain nach DB-Angaben und will ihn auch selbst befahren.

Auch Wittenberge wird weiterhin angefahren

Die Deutsche Bahn sichert zu, ihre Fernzüge auch weiterhin in Wittenberge (Prignitz) sowie in Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) halten zu lassen. Somit wird eine Forderung aus dem Nordwesten Brandenburgs erfüllt. Die Region hatte nach der Vergabe der Trassenslots an Flixtrain und der Veröffentlichung des Fahrplans befürchtet, dass sie vom Fernverkehr teilweise abgekoppelt wird, denn Flixtrain will seine Züge auf den verbliebenen Verbindungen an Wittenberge und Ludwigslust vorbeifahren lassen.

Mit dem Einspringen der Deutschen Bahn zeigt sich Wittenberges Bürgermeister zufrieden. "Das ist für die Bahnnutzer eine sehr gute Nachricht und natürlich insbesondere für die Pendler", sagte Oliver Hermann (parteilos) dem rbb. Er sieht aber weiter Handlungsbedarf bei den künftigen Trassenvergaben: "Es kann ja nicht sein, dass wir jedes Jahr dieses Theater haben, wir brauchen eine Verlässlichkeit." Wittenberge wolle deshalb weiter mit dem Bund, dem Land und der Deutschen Bahn sprechen, um eine langfristige Lösung zu finden.

Bahn fordert verlässliche Angebote

Die Idee: in den Ausschreibungen der Trassenslots sollen Vorgaben fest verankert werden. Etwa dass die im "Deutschlandtakt" ausgewiesenen Halte erfolgen müssen und die Trassen auch täglich und zu einer bestimmten Frequenz bedient werden. "Der Bund muss also Rahmenbedingungen für den Wettbewerb auf der Schiene setzen, das ist bisher aus meiner Sicht nicht ausreichend passiert", erklärt Hermann.

Auch die Deutsche Bahn sieht Handlungsbedarf. So bräuchten Reisende und Pendler verlässliche und planbare Angebote, sagte Stefanie Berk, Personenfernverkehr-Vorständin bei der Deutschen Bahn. Der Wettbewerb auf der Schiene sei wichtig. Wenn Fahrten aber nur tageweise angeboten oder kurzfristig gestrichen werden, sei das nicht förderlich für den gewünschten Umstieg vom Auto auf die Bahn. Die Deutsche Bahn fordert deshalb, dass kurzfristige Trassenrückgaben künftig finanziell bestraft werden sollten. Bisher sei dies nur der Fall, wenn die Rückgabe vier Wochen vor Fahrplanwechsel erfolge.

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.11.2022, 05:00 Uhr

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30 Kommentare

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  1. 30.

    17.000 < 100.000 ;-) Zudem sei auf die endliche Streckenkapaziät hingewiesen. Von FV abgekoppelt hatte die Flixtrain, als die erfolgreich Trassen angemeldet hatten, die die dann doch nicht nutzen wollen. Hier bedarf es einer Reform des Vergabesystems gerade wg. der Rosinenpickerei von Flix.

  2. 29.

    Sorry, aber ich meine hier tägliche Pendler! Und ich kenne auch jemanden der tatsächlich einen Arbeitsweg von täglich knapp 5 Stunden hat! Einen Kommentar dazu gebe ich nicht ab!
    Ansonsten z.B. in Berlin zu wohnen und den Rest der Woche zwecks Job woanders zu verbringen ist nix ungewöhnliches.

  3. 28.

    Sorry, aber diese beiden Orte sind vom Fernverkehr abgekoppelt! Die Bahn selbst spricht in ihrer “Fernverkehrsoffensive” davon bis 2030 fast (!) alle Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern einzubinden! In Wittenberge (knapp 17.000) bzw. Ludwigslust (knapp 13.000) halten einige Züge wohl eher nur zum Umsteigen nach Schwerin. (Landeshauptstadt!) - perfekt mit der Bundeshauptstadt verbunden wie auch Magdeburg….
    Selbiges übrigens Richtung Süden - es fehlt das was früher der ‘blaue’ IR war!

  4. 27.

    Interessant finde ich die verlinkte frühere Meldung:

    Letzte Sanierung (mit mehrmonatiger Sperrung) war 2021.

  5. 26.

    Generell ist es hilfreich, nicht nur die Überschrift, sondern auch den Artikel zu lesen:
    "Die Region hatte nach der Vergabe der Trassenslots an Flixtrain und der Veröffentlichung des Fahrplans befürchtet, dass sie vom Fernverkehr teilweise abgekoppelt wird, denn Flixtrain will seine Züge auf den verbliebenen Verbindungen an Wittenberge und Ludwigslust vorbeifahren lassen."

  6. 25.

    Hallo lucas,
    das sehe ich genauso. Wir wissen doch aus eigener Erfahrung wohin der Verkauf - z.B. Bewag und andere Grundversorger - uns gebracht hat.

  7. 24.

    Wo soll da der Wiederspruch sein? Ich kenne Menschen, die in Berlin arbeiten und in NRW leben. VW hat für seine Pendler aus Berlin bei der letzten langwierigen Sperrung der SFS Räumlichkeiten in einer Kaserne bei Braunschweig für seine Pendler angemietet...

  8. 23.

    Für den Güterverkehr haben Sie sich offensichtlich nicht besonders interessiert. Sonst wüssten Sie, dass der Wettbewerb dort über weite Strecken funktioniert wie es auch beim SPNV einen regen Wettbewerb gibt. Wer mit den Zug fährt und nicht nur über Verkehrswende redet, hat schon mal die verschiedenfarbenen Züge gesehen.

  9. 22.

    Sind Sie sicher, dass in der Schweiz überhaupt Privatbahnen im Wettbewerb zur SBB fahren dürfen? Ansonsten hilft z.B. ein Blick nach Österreich mit der Westbahn als verlässlichen Konkurrenten zur ÖBB.

  10. 21.

    "Wettbewerb hat nur Vorteile" - ein paar Beispiele aus Deutschland: Energiekonzeren, Krankenversicherungen und Lebensmitteldiscounter der Markt regelt das schon, oder?

  11. 20.

    Bernhard Berlin Donnerstag, 17.11.2022 | 14:44 Uhr
    Antwort auf [Sebastian ] vom 17.11.2022 um 14:10
    "Wettbewerb hat nur Vorteile. Funktioniert in anderen Ländern auch"

    Erstens existiert in der BRD kein idealtypischer "Wettbewerb" aus den Märchenstunden der FDP
    Zweitens nennen Sie bitte ähnlich tief gestaffelt konkret, wie wir es über das deutsche System wissen, in welchem Land auf der Welt Ihr Modell aus dem Studierstübchen von sogenannten Wirtschaftswissenschaftlern funktioniert. Offenbar müssen die nie Evaluation ihrer Theorie und Praxis fürchten.
    Mir fallen immer als erstes Staatsbahnen ein die funktionieren. Schweiz. Da will halt auch kein Privater ran. Bei all den Tunneln und Bergstrecken.

  12. 19.

    Achso. Die Polemik muss noch sein. Klar, Unfall kann immer passieren.
    Aber wieviel Parallel-Schiene ist jetzt nicht am Start? Im BRD des 21. Jhrd.?
    Stellt Euch vor der Putin hätte das Gleis...

    Offenbar muss man in diesem Land immer Russland besiegen müssen und wollen. Damit die Verkehrsinfrastruktur mal Fahrt aufnimmt. Oder wenigstens die Diskussion darum.
    Mich nervt das. Immer kriegt man die deutsche Bourgoisie nur dann an die Arbeit für Infrastruktur, Ausbau, Erhaltung, wenn angeblich ein Krieg gewonnen werden muss. Oder der Feind vor der Tür steht.
    Was für ein teures Bewegungsmuster. All der Krieg, der so viel kostet. Beim Infrastruktur bomben.

  13. 18.

    Ja - das ist halt so die CSU-CDU-Verkehrspolitik im zuständigen Verkehrsministerium. Und die SPD immer mit dabei. Ob da jetzt besseres mit der FDP passiert - ich höre da so richtig nix. Fußt wiederum auf der Grundideen einer Volkswirtschaft, -wird deshalb immer grundlegend Regierungspolitik über alle Ressorts hinweg-
    die "Markt" und Wettbewerb in der Infrastruktur des Gemeinwesens für zielführend und kostengünstiger ausgibt. Ich schätze die sagen sich das schon so lange vor, dass sie es wirklich glauben. Gegen Glauben hilft bekanntlich Rationalität nicht. Unsere Infrastruktur kam von kleinteiliger, konkurrenter Privatwirtschaft. Im 19.Jhrd.(!) Dann merkte man: Dysfunktional. Kraut und Rüben. Ist teuer, weils auch die übrige Wirtschaft lähmt. Zudem sozial oft kontraproduktiv. Nun haben wir bereits seit mehreren Jahrzehnten den modern getünchten Rückfall in die Vorstellung "der Markt" die geheimnisvolle Wesenheit, mache gute, kostengünstige, hochintergrierte Infrastruktur...

  14. 16.

    Investitionen in den ÖPNV wären sinnvoller, als ein sinnloser Wettbewerb zu Lasten der Kunden:innen- auch meine Meinung !

  15. 15.

    Wenn ich das recht nachverfolgen kann: momentan zwei Links (je nach System nicht unbedingt erkennbar/nutzbar) auf eine ältere Meldung hier. Wo dort allerdings genau dieser Punkt schlichtweg genauso untergeht.
    Wofür auch, es gibt ja aktuell eine Überschrift die samt Untertiteln die etwas anderes suggeriert!

  16. 14.

    tolle Bahnreform die privaten picken sich die rosinen und db soll die grundversorgung gewähren - das gesamte eisenbahnnetz mit anlagen und der betrieb gehören in öffentliche hand.

  17. 13.

    In Deutschland bietert die DB verschiedene Produkte an:
    ICE für den schnellen Fernverkehr, die in 1;46 von Berlin nach Hamburg fahren
    IC, die häufiger halten und deshalb 20 min länger unterwegs sind
    Das Problem hat sehr wohl Flix wieder mal verursacht, weil die Trassen angemeldet und und auf Kosten anderer Bahnen zugeteilt bekommen haben, die die dann doch nicht nutzen.

  18. 12.

    Deshalb hat der RBB als Service ältere Meldungen dazu teils gleich mehrfach verlinkt.

  19. 11.

    Allerdings für die Überschriften und auch den Herrn Bürgermeister:
    “Fernverkehr” und “Pendler” ist ein Widerspruch den ich hier nicht kommentieren möchte !

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