Berlin-Neukölln - Gedenkstätte für Zwangsarbeiterlager der Kirche eröffnet

So 13.11.22 | 15:57 Uhr
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Symbolbild:Eingangsportal des Friedhofs der Jerusalems- und Neuen Kirche an der Hermannstrasse in Berlin-Neukölln.(Quelle:dpa/M.Tödt)
Video: rbb24 Abendschau | 13.11.2022 | Bild: dpa/M.Tödt

Der evangelische Berliner Landesbischof Christian Stäblein hat am Sonntag eine Gedenkstätte für das bundesweit einzige Zwangsarbeiterlager in kirchlicher Trägerschaft während des Zweiten Weltkriegs eröffnet. Sie befindet sich auf dem Friedhof Jerusalem V in Berlin-Neukölln.

Gedenkstätte noch nicht fertiggestellt

Auf dem Areal betrieb die evangelische Kirche von 1942 bis 1945 das sogenannte Berliner Friedhofslager. Dort waren mehr als einhundert "Ostarbeiter" aus der Sowjetunion untergebracht. Nach Kirchenangaben war es das einzige Lager in Deutschland, das von der Kirche geplant, finanziert und betrieben wurde. Beteiligt waren 42 Kirchengemeinden, darunter drei katholische und der Berliner Stadtsynodalverband. Die Zwangsarbeiter wurden auf den Friedhöfen der Kirchengemeinden eingesetzt.

Bislang wurde bereits mit einer Ausstellung, einem Gedenkstein sowie mit Informationstafeln auf die Geschichte des Ortes hingewiesen. Zudem gibt es regelmäßig Führungen auf dem Lagergelände.

Obwohl die Gedenkstätte noch nicht fertiggestellt ist, wird sie am Volkstrauertag eröffnet, an dem jährlich der Opfer von Gewalt und Krieg aller Nationen gedacht wird.

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.11.2022, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Die Spitzfindigkeit besteht darin, dass die Kirchen sonst "nur" die Zwangsarbeiter vom RShA/Wirtschaftsamt der SS, "gemietet" hatten. Unterbringung und Verpflegung, wenn man die Zustände so nennen will, lagen im ermessen der SS. Hier hat die Kirche wohl versucht, Kosten zu sparen. Wobei interessant wäre, wer die Gefangenen auf dem kirchengelände bewacht hat. SS, oder Bedienstete der Gemeinde?

  2. 3.

    Bemerkenswert, dass ich davon erstmalig höre - obwohl ich in einigen der beteiligten Kirchengemeinden in verschiedenen Stadtteilen länger aktiv war. Mindestens ein Bericht eines Überlebenden findet sich im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit im Kalenderblatt 12. Mai 1945: "Wasyl Timofejewitsch Kudrenko ist 16 Jahre alt, als er 1943 aus dem ukrainischen Dorf Balaklija nach Berlin verschleppt wird. Als „Zwangsverpflichteter“ muss er auf den Berliner Friedhöfen Gräber ausheben. Gemeinsam mit ca. 100 anderen „Ostarbeiter*innen“ lebt Kudrenko in einem von der evangelischen Kirche betriebenen Zwangslager auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde an der Neuköllner Hermannstraße. In seinem Tagebuch notiert er Tag für Tag seinen Blick auf das Leben im Lager, die harte Arbeit, den Hunger und die alltägliche Bedrohung durch Bomben und Gestapo.
    Nach seiner Befreiung am 24. April 1945 durch die Rote Armee, steht Kudrenko zunächst im Verdacht, ..."
    www.zwangslager-berlin-1945.de

  3. 2.

    Sehr geehrte Damen und Herren, die Qualifikation "das einzige Zwangsarbeitslager in kirchlicher Trägerschaft" ist doch vielleicht eher eine Definitionsfrage und ggf irreführend/verharmlosend? Sicher weiß ich z.B., dass auch das Kloster Ettal in Oberbayern Zwangsarbeiter hatte, die dort sicherlich in einer Art separierter Unterkunft gewesen sind - also 'Lager' oder kein 'Lager'? MfG, BP

  4. 1.

    Wieviele dieser von den Kirchengemeinden ausgebeutet Zwangsarbeiter haben den Krieg überlebt ?

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