"Historischer Tiefstand" - Deutsche Bahn fuhr im Sommer so unpünktlich wie nie

Do 22.12.22 | 14:19 Uhr
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Wartende Menschen am Bahnsteig (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Inforadio | 22.12.2022 | Torben Ostermann | Bild: dpa/Schoening

Zwischen Mai und September sind die Fernzüge der Deutschen Bahn so unpünktlich gewesen wie nie zuvor. Einen "historischen Tiefstand" markiere das, so der CDU-Verkehrsexperte Thomas Barreiß. Der Verkehrsminister setzt auf einen Aktionsplan.

Die Deutsche Bahn war in diesem Jahr so unpünktlich wie nie zuvor. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine "Kleine Anfrage" der Unionsfraktion hervor, die dem rbb vorliegt.

Den Angaben nach kam auf einigen Strecken zwischen Mai und September nur jeder zweite Zug zur angekündigten Zeit. Die Pünktlichkeitsquote sank damit in den Sommermonaten im Fernverkehr auf unter 60 Prozent. Das sei ein "historisches Tief", sagte der CDU-Verkehrsexperte Thomas Barreiß. Er warnte vor schwerwiegenden Folgen für den "Wirtschaftsstandort Deutschland", wenn sich an dieser Entwicklung nichts ändere.

Auch die Bundesregierung bewertet den aktuellen Zustand als nicht zufriedenstellend. Die "Sanierung und Kapazitätserweiterung des Netzes" habe eine hohe Priorität, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat deshalb kürzlich einen Aktionsplan [tagesschau.de] vorgestellt, mit dem die Situation verbessert werden soll: Schon bald sollen sogenannte Hochleistungskorridore ermittelt werden. Gemeint sind damit Strecken, die besonders wichtig sind und besonders intensiv genutzt werden, zum Beispiel die Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Hier sollen Baumaßnahmen gebündelt werden.

Auf weiteren Handlungsfeldern, die die Kommission festgelegt hat, geht es unter anderem um kurzfristige Reparaturen und die Nutzung digitaler Daten, um das marode System auf Vordermann zu bringen.

Im Nahverkehr lag die Pünktlichkeitsquote zwischen Mai und September bei über 90 Prozent.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.12.2022, 15 Uhr

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48 Kommentare

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  1. 48.

    Ein paar Brotkrumen an Geld werden schon übrigbleiben, nachdem wir eine Autobahn bis vor jede Haustür gebaut haben, stimmt's Herr Wissing?

  2. 47.

    Wenn auf einer längeren Reise nur ein Zug Verspätung hat, sind alle Anschlusszüge und die Reservierungen weg. Dann steht man vielleicht im Gang, obwohl man einen Sitzplatz aus gesundheitlichen Gründen dringend braucht.

  3. 46.

    Vor ca. 2 Wochen war ich recht sauer auf die Bahn.
    Ich bin extra fünf Minuten später als es der Fahrplan vorsah am Bahnsteig erschienen und was soll ich sagen..?
    Der Zug kam pünktlich und ich stand da wie ein Bahnungläubiger der die Welt nicht mehr verstand.
    Es ist nicht mal mehr auf die Unpünktlichkeit der Bahn verlass?
    Wo soll das nur noch hinführen?

  4. 45.

    Ich finde es lustig wie die Bahn-Sprecherin heute im Radio meint, einfach zu einer anderen Uhrzeit buchen, "Vielleicht ist dann das eine oder andere Plätzchen frei" WAS SOLL DAS? Ich buche und will einen PLATZ und nicht ein freies Plätzchen!
    Die Bahn sollte man in echt privatisieren und aufteilen, momentan ist aus einen lausige staatliche Schein-AG.
    Und die Sprecher (Luxus-Nichtsnutz) können gleich den Zugfahrer erlernen. Sprechen kann auch der Vorstand, aber dazu hat man keinen Bock.

  5. 44.

    Mit den Fahrpreiserhöhungen werden halt die Boni (= Plural, Singular = Bonus) finanziert. Das erkläre mal auch mal den armen Bediensteten, die tagtäglich von verärgerten Kunden angemistet werden, weil die nicht raffen, wer an der Misere schuld ist.

  6. 43.

    Nach langer Zeit haben wir im Spätsommer mal wieder die Bahn benutzt (Wien, 1. Klasse!)) und werden wohl wieder darauf in nächster Zeit verzichten. Die Klimaanlage fiel aus, deshalb gab es als Verpflegung im "Speisewagen" nur Erdnüsse,
    in den Abteilen drängten sich Fahrgäste, da diverse Züge ausfielen und sich alles in diesem dann traf. Die Zugdurchsage mit dem Hinweis, dass jeder, der aussteigt 20 Euro bekommt, mutete schon wie ein Witz. Auf österreichischen Gebiet gab es wenigstens kostenlose Tageszeitungen, in Deutschland natürlich nicht. Und was heute die 1. Klasse ist, war früher gerade mal die 2. Klasse im Vergleich.

  7. 42.

    Bin mal gespannt wie die nächsten Tarifverhandlungen laufen
    Dieses mal kann kommen was wolle, EVG und GDL ( erst später ) haben meine vollste Unterstützung
    Drücke Herrn Weselsky jetzt schon die Daumen
    Hier geht es um die Angestellten der DB, die haben mehr verdient als der Vorstand

  8. 41.

    Mit den Fahrpreiserhöhungen werden halt die Boni (= Plural, Singular = Bonus) finanziert. Das erkläre mal auch mal den armen Bediensteten, die tagtäglich von verärgerten Kunden angemistet werden, weil die nicht raffen, wer an der Misere schuld ist.

  9. 40.

    Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass das Wahlvolk solche Regierungen mit seinen Kreuzen erst möglich gemacht hat; genau wie bei der jetzigen Energiekrise.

  10. 39.

    Mit den Fahrpreiserhöhungen werden halt die Boni (= Plural, Singular = Bonus) finanziert. Das erkläre mal auch mal den armen Bediensteten, die tagtäglich von verärgerten Kunden angemistet werden, weil die nicht raffen, wer an der Misere schuld ist.

  11. 38.

    Das war das Zeitalter, in dem die Züge zwar recht spartanisch waren, doch grundsolide. Heute ist es umgekehrt: Sie bieten jegliche Raffinesse, sind aber extrem störanfällig.

    Vielleicht gäbe es (dennoch) einen Weg, das jeweils Positive miteinander zu verbinden - etwas weniger technische Verspieltheit, dafür eine größere alltagstaugliche Solidität? Auf die Schwerpunktsetzung käme es an.

  12. 37.

    Mich wundern die Zahlen überhaupt nicht. Das 9 Eur. Ticket ist nicht direkt dafür verantwortlich, weil es ja für Nahverkehrszüge galt, die aber waren noch verspätungsanfälliger als sonst. Das Wichtigste ist und bleibt aber in meinen Augen die Vernachlässigung der Instandhaltung, treffender noch: die faktische Abschaffung der Instandhaltung mit Ausnahme der sicherheitsrelevanten Bereiche. Das sind Fahrwerk und Bremsen. Da darf natürlich nichts anbrennen.

    In allen anderen Bereichen waltet die Wiederinbetriebsetzung nach Eintreten eines Defekts. Der Defekt ist damit bewusst einkalkuliert und er kostet Zeit, bei Gegenrechnung, dass damit Material und Kosten gespart wird. Werden Teile vor vollkommener Abnutzung ausgetauscht, gilt das als Verschwendung, werden sie nach der totalen Abnutzung ausgetauscht, geht das eben zu Lasten der Pünktlichkeit und der Zeitautonomie der Fahrgäste.

    Das Ganze hat einen "nachklingenden" Namen: Hartmut Mehdorn.

  13. 36.

    Trotzdem gehört die DB zu den zuverlässigsten, pünktlichsten und komfortabelsten der Welt. Die Politik hat am wenigsten Grund, die DB zu kritisieren. Deren Fehlleistungen der letzten 20 Jahre haben unser Land sehr negativ verändert und sie erkennen es nicht einmal bzw. wollen es nicht erkennen. Die größte Fehlleistungen der DB sind eher die Vernachlässigung des Gütertransports und des Nahverkehrsnetzes ländlicher Regionen. Auch hier war es aber die Politik, die nur redete und kaum Geld investierte.

  14. 35.

    Klasse! Nach dieser Meisterleistung kann man ohne schlechtes Gewissen ja die Ticketpreise abermals anheben und wegen mir Vorstands-Bonis gleich mit.
    Müsste eigentlich SL statt DB heißen: SelbstbedienungsLaden.

  15. 34.

    Eine Grippe bekommt man nicht durchs Warten auf die Bahn,sondern weil man sich zuvor irgendwo Grippeviren eingefangen hat. Die Bahn ist also nicht an allem Schuld. :-)

  16. 33.

    Aber das Geld wäre für Ausbau und Neubau besser investiert gewesen, als für die Spassfahrten. Für Pendler war es richtig Mist. Man sparte zwar, hatte aber manchmal nicht einen Sitzplatz.

  17. 32.

    "Was ist in mehr als einem halben Jahrhundert schief gelaufen? "

    12 Jahre cSU Verkehrsminister die das Geld lieber nach Bayern und auf die Straße umgelenkt haben und ein verpatzter Börsengang.

  18. 31.

    Interessant ist, dass die Anfrage von der Union kommt. Hmm, welche Patei verantwortete die letzten 18 Jahre das Verkehrsministerium?
    Wer hat all die Infrastruktur vernachlässigt bzw. sogar zurückgebaut (Weichen e.t.c.)?

  19. 30.

    Lieber rbb, der aktuellen Situation im Regionalverkehr entsprechend und im Sinne der Gleichbehandlung ist jetzt ein Artikel "ODEG fährt im Winter so unpünktlich wie nie" fällig.

  20. 29.

    Herr Lutz verdient 900 000 €.Was ist der Kanzler dagegen mit seinen 360 000?Ob der sich nicht manchmal fragt:Warum bist du nicht Bahnchef geworden?
    Noch dazu, wenn man Lutz' Leistungen betrachtet.

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