Staatsschutz ermittelt - Berliner Bezirksamt vor Straßenumbenennung attackiert

Sa 03.12.22 | 16:09 Uhr
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Bezirksbürgermeisterin des Bezirks Mitte, Stefanie Remlinger (Bündnis 90/Die Grünen) und Schriftstellerin Sharon Dodua Otoo bei der Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel (Bild: dpa/Britta Pedersen)
Video: rbb|24 | 03.12.2022 | Material: rbb24 Abendschau | Bild: dpa/Britta Pedersen

Vor der Umbenennung zweier Straßen in Berlin-Wedding haben Unbekannte im Bezirksamt Mitte randaliert. Sie verstopften ein Klo und hinterließen einen Spruch, der sich gegen die Umbenennung richtete. Der Staatsschutz ermittelt.

Im Vorfeld der Umbenennung zweier Straßen im "Afrikanischen Viertel" in Berlin-Wedding am Freitag haben Unbekannte im Bezirksamt Mitte randaliert.

Wie die Polizei dem rbb am Samstag bestätigte, entdeckten Mitarbeiter des Bezirksamtes am Donnerstag zahlreiche Beschädigungen. So wurde eine öffentliche Toilette des Gebäudes mit Gegenständen und einer Europafahne verstopft. Die Fahne soll zuvor aus dem Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung entwendet worden sein. Zudem wurden den Angaben zufolge neben mehreren Aufklebern an der Wand der Schriftzug "Gebt uns Lüderitz Str. und Nachtigal zurück" hinterlassen.

Zuerst hatte die "Berliner Zeitung" über den Vorfall berichtet. Dem Bericht zufolge wurden auch Spülungen fixiert, damit das Wasser dauerhaft lief.

Es wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung gestellt. Weil die Polizei von einem politischen Motiv ausgehe, habe der Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen, hieß es.

Straßenumbenennung nach jahrelangem Streit

Nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Vorbereitungen sind am Freitag zwei Straßen in Berlin-Wedding umbenannt worden. Die bisherige Lüderitzstraße wurde in Cornelius-Fredericks-Straße umbenannt. Fredericks war ein Widerstandskämpfer gegen die deutsche Kolonialherrschaft im heutigen Namibia. Der bisherige Nachtigalplatz heißt jetzt Manga-Bell-Platz. Er erhalte den Namen zu Ehren des Königspaars der Duala, Emily und Rudolf Douala Manga Bell. Das Paar habe gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kamerun gekämpft, heißt es.

Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886) und Gustav Nachtigal (1834-1885) gelten als Vertreter und Wegbereiter des deutschen Kolonialismus mit zum Teil massiven rassistischen Einstellungen.

Die Bezirksverordnetenversammlung von Mitte hatte bereits im Frühjahr 2016 beschlossen, die Straßen umzubenennen. Gut zwei Jahre später hatte eine Jury aus einer Reihe von Vorschlägen die neuen Namen für die Straßen ausgewählt. Gegen die Umbenennung der Petersallee, die ebenfalls beschlossen wurde, ist noch eine Klage beim Verwaltungsgericht Berlin anhängig.

Sendung: Radio Fritz, 03.12.2022, 7:30 Uhr

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51 Kommentare

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  1. 50.

    Die bezahlt der Verursacher der Umbenennung. Deshalb auch zögert die öffentliche Hand vor einer Umbenennung und schreitet dann eher zu einer Neubenennung bei gerade neu eröffneten Straßen, weil da nichts verändert werden muss. Einer offenen Diskussion sind dadurch allerdings Hemm-Momente eingebaut. Negativ hat sich dies bspw. bei der Neubenennung der anlieger- und wohnadressenfreien "Yitzhak-Rabin-Straße" gezeigt. Das hat dieser Mensch, der so viel für mitmenschliche Verständigung getan hat, nicht verdient, dass keine einzige Adresse nach ihm benannt worden ist, nur Schilder im Grünen und Eingedrucktes auf dem Stadtplan.

  2. 49.

    Hier wurden nur zwei Straßennamen umbenannt. Es scheint ihnen aber massiv zu stören, dass man dies tut. Mir fällt da nur ein Grund ein, warum man dagegen sein kann.

  3. 48.

    Wer bezahlt die ganzen Ausweis Ummeldekosten der betroffenen Anwohner??

  4. 46.

    Verstehe diese ganze Aufregung garnicht. Es wird doch heute gegen alles mögliche protestiert was einem nicht passt. Sind die Anwohner der Straße gefragt worden ? Sind sie nicht! Warum darf hier nicht protestieren werden. Plötzlich ist der Staatsschutz aufgerufen weil es der linken Klientel nicht passt. Ist der Staatsschutz aufgefordert zu ermitteln wenn Kunstwerke beschädigt oder Menschen gehindert werden arbeiten zu gehen, Nein.

  5. 45.

    Das Gegenargument zählt aber auch nicht wenig, nämlich das damit auch immer eine Ehrung der Person einhergeht. Diese Ehrung ist im Kontext der Geschichte einfach falsch. Das im Afrikanischen Viertel dann die Strassen zu afrikanischen Widerstandskämpfern geändert wird, macht doch Sinn und ist der geschichtlichen Aufarbeitung nicht abträglich.
    Das es im Wedding mindest fünf Mescnhen gibt, die das tierisch angeht, stört mich nicht.

  6. 44.

    Vielleicht beginnt das Problem eben schon in der Schule. Die kritische Auseinandersetzung mit unseren Kolonialverbrechen könnte dort schon einsetzen. Dann würde man später als Erwachsener auch mehr drüber wissen. Statt darauf hinzuweisen, dass man die Namen garnicht kenne. Ich könnte auch wetten, dass kaum ein Schüler Lüderitz oder Nachtigall kennt. Wozu die Aufregung? Diese Leute waren Killer und gehören nicht geehrt. Punkt.

  7. 42.

    Jetzt wird es lustig.

    Was können Sie denn vorweisen und was bilden Sie sich denn auf sich ein?



  8. 41.

    Ja, ja, ein Blick in die Geschichte lohnt sich... Wenn man Ihre Kommentare in Richtung Revision der Vergangenheit weiter denkt, muss man auch über Bücherverbrennung nachdenken ? Das wäre doch ein weiterer logischer Schritt genau wie Berufsverbote. Alles was nicht passt muss weg ! Nur man selbst natürlichg nicht !

  9. 40.

    An seiner Aussage ist nichts verwerfliches dran, es ist eine sachliche Feststellung.

    Warum sollte man das nicht sagen dürfen?

  10. 39.

    Nach Ihrer Logik müssten viele heutigen der EU-Länder auch umbenannt werden, weil durch die ehemaligen Kolonien an deren Namen sehr viel Blut klebt und Leid und Unrecht verübt wurde. Glauben Sie im Ernst, dass, weil so gut wie niemand etwas über die Hintergründe weiß und sich auch gar nicht dafür interessiert, die Umbenennung etwas dazu beiträgt oder die Situation signifikant verbessert ? Es gibt mittlerweile viele Neu-Deutsche, die schon jetzt gar nichts mehr mit der Mauer anfangen können, denen das alles völlig am A... vorbei geht und die erstaunt fragen: Was, da wurde auch geschossen ?
    Natürlich alles mit steigender Tendenz. Soll denen auch das Geschichtsbewusstsein eingebläut werden ?

  11. 37.

    "Solange es Leute gibt, die nichts können, nichts wissen und nichts geleistet haben, wird es auch Rassismus geben. Denn auch diese Leute wollen sich gut fühlen und auf irgendwas stolz sein. Also suchen sie sich jemanden aus, der anders ist als sie, und halten sich für besser. Oder sie sind bekloppterweise stolz darauf, deutsch zu sein, wozu keinerlei Leistung ihrerseits nötig war."

  12. 35.

    Little Indian Cottbus Samstag, 03.12.2022 | 18:20 Uhr
    "Kann ich das Schild "Lüderitzstraße" erwerben,,,,bitte!"

    Malen Sie sich doch eins. Oder vielleicht auch 50. Und dekorieren Sie damit Ihr Jugendzimmer.

    Armes Cottbus.

  13. 34.

    Zwei Fragen, die alles über den Gemüts-und Intelligenzzustand des Fragenden aussagen. Sie haben mein Mitgefühl.

  14. 33.

    Habe ich irgendwo behauptet, dass es schlecht sei männlich, deutsch und weiß zu sein? Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass man mit so einem Erscheinungsbild deutlich weniger Erfahrung mit Rassismus macht (machen muss).
    Scheint ja bei "Patrick Lehwald" auch der Fall zu sein...

  15. 32.

    Sehe ich genauso wie "Xberg" (Danke, übrigens). Sie sind stolz auf etwas, was völlig zufällig passiert ist? Oder haben Sie es sich vor der Geburt ausgesucht, männlich, weiß, deutsch und heterosexuell zu sein? Sind Sie auch stolz drauf, wenn es morgen regnet? Peinlich...

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