Angespannte Personallage - Angehörige in Berlin müssen oft mehrere Wochen auf Sterbeurkunden warten

Di 31.01.23 | 06:48 Uhr
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Eine Engel-Statue auf einem Friedhof in der Stubenrauchstraße in Berlin-Friedenau. Quelle: dpa/imageBROKER | Schoening
Audio: radioeins | 31.01.2023 | Peter Klinke | Bild: dpa/imageBROKER | Schoening

Angehörige von Verstorbenen müssen in Berlin teils mehrere Wochen auf eine Sterbeurkunde warten.

Die längste Bearbeitungszeit gibt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur der Bezirk Marzahn-Hellersdorf mit 29 Arbeitstagen an. Auch in Steglitz-Zehlendorf und Mitte kann es mehrere Wochen dauern. Laut dem Bestatter-Verband muss man sich in einigen Fällen auch bis zu zwei Monate gedulden. Über lange Wartezeiten für Sterbeurkunden hatte zuerst der "Tagesspiegel" (Bezahlinhalt) berichtet.

Stellen können nicht besetzt werden

Grund sei meist die schlechte Personalsituation in den Ämtern. "Die kommen nicht hinterher. Und das zieht einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her", erläuterte Hans-Joachim Möller vom Verband unabhängiger Bestatter.

Von Bezirksseite heißt es, die Standesämter hätten seit Ende 2022 mehr Aufgaben zu erledigen. Hinzu komme, dass es für offene Stellen kaum geeignete Bewerberinnen und Bewerber gebe. Wie einige Standesämter auf Anfrage mitteilten, sind zuletzt auch deutlich mehr Menschen gestorben. Eine erhöhte Sterblichkeit sei in den Monaten Dezember und Januar allerdings nicht ungewöhnlich, sagte der Berliner Bestatter Robert Hahn. Auch er sieht die Ursache eher in der knappen Personaldecke. Diese führe zu einem "Rückstau in vielen Bereichen".

Am schnellsten, mit weniger als einer Woche, geht es nach Angaben der Verwaltungen in Tempelhof-Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzberg, Charlottenburg-Wilmersdorf, Spandau und Neukölln.

Sterbeurkunden sind nötig, um Verstorbene zum Beispiel bei Energieversorgern, Banken oder auch Versicherern abzumelden.

Sendung: radioeins, 31.01.2023

27 Kommentare

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  1. 27.

    Sie dürfen eben nicht jeden x-beliebigen an den Tisch setzen. Standesbeamte haben eine Sonderstellung in der Verwaltung, bedürfen einer bestimmten Ausbildung. Und Sie müssen eben auch Menschen finden, die sich zum Standesbeamten ausbilden lassen wollen, bereits daran scheitert es. In Berlin vielleicht auch deshalb, weil SenFin sich mal wieder bei 2 Varianten, für die „niedrigere“ Bezahlung entschieden hat.

  2. 26.

    Das Monatsende ist für die Erstattung des Totenscheines entscheidend, nicht der Tag...
    Die Schnellen gewinnen...Die Langsamen verlieren, wenn der Monat schon um ist.

  3. 24.

    Nein. Einige Bestatter fahren direkt zum Standesamt, andere machen das postalisch.

    Darin besteht der Unterschied. Jedes Standesamt fertigt Bestatter sofort ab. Aber nur, wenn sie persönlich erscheinen

  4. 23.

    Natürlich ist das nicht gut

    Aber zu Lebzeiten eine Bestattungsvorsorge abzuschließen ist immer eine gute Idee. Geht über geringe Monatsraten oder eine kapitalhinterlegung

    Natürlich sind die Zustände in den Ämtern nicht schön, aber mittelfristig wird sich daran nichts ändern.

  5. 22.

    Es gibt Bestatter, die nicht persönlich zu den Ämtern fahren, Sundern alles schriftlich machen. Die warten dann.

    Man kann aber auch den Arzt um eine Kopie des Totenscheines bitten. Oft wird dieser auch anerkannt.

    Nun ja, jahrelang wurde die Verwaltung kaputt gespart.

  6. 21.

    Warum findet man kein geeignetes Personal ? Wurde es versäumt rechtzeitig auszubilden ? Ich könnte verstehen, daß es im Standesamt Tätigkeiten gibt, für deren Erledigung nicht jeder geeignet ist. Das Bearbeiten eines Sterbefalls müsste doch nach kurzer Einarbeitung jeder Verwaltungsbeamte hinbekommen.

  7. 20.

    Die Kosten für den Totenschein übernimmt keine gesetzliche Krankenkasse. Warum? Die Mitgliedschaft endet mit dem Tod

  8. 19.

    Schön, wenn es überall so wäre wie von Ihnen geschildert. Wir hatten vor einer Weile zwei Todesfälle dicht hintereinander. Beide wurden von Filialen eines großen Berliner Bestattungsunternehmens betreut. Eine Sterbeurkunde vom Standesamt Mitte erhielt ich nach sechs Wochen, und das auch erst, nachdem ich es persönlich angeschrieben hatte. Die Sterbeurkunde von Standesamt Pankow kam dagegen nach drei Tagen. Bestatter können also auch nicht zaubern, sondern sind von den jeweiligen Standesämtern abhängig.

  9. 18.

    Die Erledigung der Formalitäten kostet ja auch einige Euro. Nicht jeder kann es sich leisten. Ja…..sterben ist nicht billig.

  10. 17.

    "Durch die Wartezeit auf die Sterbeurkunde entsteht ja kein Nachteil"
    Da gibt es so einige kostenpflichtige Verträge u.a. was zu Hinterbliebenenlasten weiterläuft...Krankenkassen wollen Tag genau wissen ... weil die Kosten für Totenschein sonst nicht übernommen werden u.a. auch, wenn der Monat rum ist wird nicht mehr gezahlt.

  11. 16.

    So ist es nun mal...in den letzten Jahrzehnten am Personal gespart ! Wie überall im öffentlichen Dienst..und die Digitalisierung kann auch nur so gut sein wie die Programme es her geben, aber auch an den Programmen spart man...und auch dafür wird Personal gebraucht ! Es kommen immer mehr Vorschriften dazu. Vor vielen Jahren in 10 Minuten mit den Vorgang fertig geworden, heute sitzt man mindestens 3x so lang.
    Und bitte nicht Deutschland immer mit den anderen Ländern vergleichen; in Deutschland gibt es mehr als 80 Millionen Einwohner .

  12. 15.

    Durch die Wartezeit auf die Sterbeurkunde entsteht ja kein Nachteil. Renten ect werden ja nachgezahlt

    Aber warum beauftragen Sie keinen Bestatter mit der Erledigung der Formalitäten? Meine Mitarbeiter gehen morgens zum Standesamt, zeugen den Sterbefall an und können wenige Minuten später die Sterbeurkunde mitnehmen

  13. 14.

    Genau. Und die Rente für das Sterbevierteljahr (3 Monatsrenten des Verstorbenen) wird auch erst nach Vorlage der Sterbeurkunde gezahlt - wie lange das dauert, bleibt abzuwarten. Was machen diejenigen, die auf dieses Geld angewiesen sind, weil sie sonst die Rechnung des Bestatters nicht bezahlen können?

  14. 13.

    Das von mir in Anspruch genommene Bestattungsunternehmen erhielt die Sterbeurkunde aus Marzahn/Hellersdorf nach 10 Wochen!
    Den Arbeitenden an der Basis (sowohl medizinisches Personal als auch Sachbearbeiter in den Ämtern) kann keinesfalls ein Vorwurf gemacht werden. Die Verantwortung für die Misere tragen meines Erachtens die, in deren Etagen für Fehler niemand zur Rechenschaft gezogen wird .

  15. 12.

    Ja, die Rentenzahlung wird auch ohne Sterbeurkunde eingestellt.
    Aber für die Witwenrente braucht man sie.

  16. 11.

    Im Todesfall sollten wir Bestatter mit der Abwicklung der Formalitäten beauftragt werden. Wir beschaffen Urkunden schneller..

    Leider möchten viele Angehörige die Formalitäten selbst regeln, da diese Dienstleistung natürlich nicht kostenlos ist

  17. 10.

    Wenn man ein recht auf die Sterbeurkunde nach einer Woche hätte, dann müsste bei Verzögerungen für die Folgen der Senat aufkommen.
    Wer schreibt sich das auf die politische (Wahl)Agenda?

  18. 9.

    Warum tut sich Berlin und Deutschland insgesamt mit der Digitalisierung der Verwaltung so schwer? Hier sollte dringend in den 6. Gang geschaltet werden. Das Thema "Digitalisierung" sollte bei Verwaltung und Nahverkehr gemeinsam mit dem Bürokratieabbau sowie der Kapitaldeckung in der Altersvorsorge mittels Staatsfond in den kommenden Jahren von der Politik priorisiert werden.

  19. 8.

    Mein Mann verstarb Anfang November im UKB (nachdem der Rettungswagen von der Arztpraxis mit Diagnose " möglicher Herzinfarkt" in der Notaufnahme des Krkhs. Köpenick abgewiesen wurde). Es dauerte 10 Wochen, bis ich eine Sterbeurkunde erhielt. Nicht nur Versicherungsverträge u.ä. hängen da dran, sondern auch die Rentenzahlung. Ein Todesfall ist schwer genug - schlimm, dass man für verfehlte Entscheidungen auf Senatsebene zusätzlich belastet wird.
    Ich stimme Heinz zu - Berlin wie hast du dich verändert!

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