Barmer-Daten - Immer mehr Hautkrebs-Fälle - doch nur wenige gehen zum Screening

Di 13.06.23 | 12:31 Uhr | Von Yasser Speck
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Symbolbild: Ein Hautarzt untersucht eine Patientin mit einem Auflichtmikroskop. (Quelle: dpa/E. Manhart)
Video: rbb24 Abendschau | 12.06.2023 | S. Wendt | Bild: dpa/E. Manhart

Die Zahl der Hautkrebs-Erkrankungen ist in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen. Gerade jungen Menschen wird geraten, sich besser vor der Sonne zu schützen. "Meiden, kleiden und cremen", rät eine Expertin. Von Yasser Speck

Die Zahl der Hautkrebsdiagnosen ist in den vergangenen zehn Jahren in Berlin und Brandenburg deutlich gestiegen. Das meldet die Krankenkasse Barmer. Sie berichtet, dass Ärztinnen und Ärzte rund 30 Prozent häufiger die Diagnose "weißer Hautkrebs" stellen als noch vor zehn Jahren. Bei 68.500 Brandenburgerinnen und Brandenburgern wurde 2021 weißer Hautkrebs entdeckt. In Berlin waren es 82.000 Fälle im Jahr 2021.

"Schon fünf Sonnenbrände bis zum 20. Lebensjahr erhöhen das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken, um 80 Prozent", sagt Gabriela Leyh von der Barmer Berlin/Brandenburg. Deshalb sei es besonders wichtig, dass sich junge Menschen vor den UV-Strahlen schützen.

Weißer und schwarzer Hautkrebs

Es gibt zwei Arten von Hautkrebs. Den weißen und den schwarzen Hautkrebs. Der weiße Hautkrebs gilt als gut behandelbar. Er ist allerdings schwer zu erkennen. Yael Adler ist Hautärztin in Berlin und kennt die typischen Merkmale des Tumors. "Er kann rot und schuppig sein und an offene Hautstellen erinnern. Außerdem können es knubbelige Stellen oder Stellen mit Äderchen sein."

Der schwarze Hautkrebs ist riskanter als der weiße Hautkrebs. "Er streut relativ schnell. Die Zellen sind wanderfreudig. Da muss man auf Metastasen aufpassen", so die Hautärztin. Eine Metastase bedeutet, dass sich Krebszellen aus dem ursprünglichen Tumor gelöst und woanders im Körper angesiedelt haben.

Auch schwarzer Hautkrebs wurde in den vergangenen zehn Jahren immer häufiger diagnostiziert. Im Jahr 2021 wurde bei rund 20.000 Berlinerinnen und Berlinern der gefährliche Krebs gefunden. Das sind rund 55 Diagnosen pro Tag.

Die ABCDE-Methode zur Früherkennung

Der aggressivere schwarze Hautkrebs kann mit der ABCDE-Methode erkannt werden. Die Methode ist wie das Einmaleins für Hautkrebsvorsorge. Jeder und jede kann sie alleine oder gemeinsam zu Hause anwenden.

Die ABCDE-Methode zur Früherkennung

  • A wie Asymmetrie

  • B wie Begrenzung

  • C wie colour (englisch für Farbe)

  • D wie Durchmesser

  • E wie Entwicklung

Einer der Hauptauslöser für Hautkrebs ist die Sonne. Die UV-Strahlung kann, wenn sie ungeschützt auf unsere Haut kommt, Hautkrebs auslösen. Die Genetik spielt aber auch eine Rolle. Außerdem sind Menschen mit vielen Leberflecken und einem hellen Hauttyp besonders gefährdet. "Man sollte sich also vor Sonne schützen und regelmäßig zur Vorsorge gehen", sagt Yael Adler.

Hautkreb-Screening wird nur selten in Anspruch genommen

Gesetzlich Versicherte können ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre zum Hautkrebsscreening gehen. Dort werden Hautstellen über einen langen Zeitraum von einer Hautärztin oder einem Hautarzt beobachtet. Doch dieses Angebot wird nur selten angenommen. Mehr als 90 Prozent der Berliner:innen und Brandenburger:innen haben 2021 das Screening nicht in Anspruch genommen. Einen Termin für das Screening gibt es beim Hautarzt. Wenn der ausgebucht ist, kann man sich an seinen Hausarzt wenden oder die 116 117 anrufen.

Das Screening fällt bei manchen Menschen allerdings schwerer. "Auf dunkler Haut ist der schwarze Hautkrebs schlechter zu erkennen", sagt Martina Meinke. Sie leitet das Zentrum für experimentelle und angewandte Physiologie der Haut an der Charité Berlin. Menschen mit dunkler Haut bekämen allerdings auch seltener Hautkrebs, sagt Meinke.

Wenn es aber dazu komme, dann sei er eben schwerer zu erkennen. "Dann kann es zu schweren Fällen kommen, da der Krebs zu spät erkannt wurde und sich schon ausbreiten konnte". Sie empfiehlt deshalb auch für Menschen eines mittleren und dunklen Hauttons, Sonnencreme zu benutzen.

Meiden, kleiden und cremen ist das Motto

Yael Adler, Hautärztin

Zwei Schnapsgläser Sonnencreme pro Strandtag

Der Schutz vor Sonne und Hautkrebs sollte schon im Kindesalter beginnen. "Meiden, kleiden und cremen ist das Motto", erklärt die Hautärztin Adler. Sie empfiehlt, Kindern UV-Schutzkleidung anzuziehen und nicht in der Mittagszeit in der Sonne zu sein.

Alle Stellen, die nicht von Kleidung bedeckt sind, sollten eingecremt werden. Adler empfiehlt, immer den höchsten Sonnenschutzfaktor zu nutzen. Dabei betont sie: "Viel hilft viel". Erwachsene sollten an einem Strandtag "ein bis zwei Schnapsgläser voll mit Sonnencreme benutzen".

"Bei der Liebe das Licht anlassen"

Um sich vor Hautkrebs zu schützen, ist es wichtig, den Körper regelmäßig nach Unregelmäßigkeiten abzusuchen. Yael Adler empfiehlt, sich nackt vor den Spiegel zu stellen und den eigenen Körper nach Unregelmäßigkeiten abzusuchen.

Hautkrebsvorsorge funktioniert nicht nur am eigenen Körper. "Bei der Liebe das Licht anlassen und den Partner oder die Partnerin angucken. Wenn einem etwas auffällt, dann ab zum Arzt".

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.06.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Yasser Speck

41 Kommentare

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  1. 41.

    Sehr interessanter Beitrag der auch voll meine Beachtung findet.
    Ich bin bezüglich Hautscreen auch sehr hinterher. Gehe sogar einmal im Jahr zur Kontrolle.
    Es gibt aber ein riesengroßes Problem. Man muss erstmal einen Hautarzt finden der das Screening auch wirklich sorgfältig durchführt. Einmal aus großer Entfernung kurz die Lampe rüberhalten und ein schweifender Blick mehr ist da oft nicht. Und ich weiß wovon ich spreche. Ich habe schon Kontrolluntersuchungen gehabt wo mir das Grausen kam.

  2. 40.

    Willkommen in der Marktwirtschaft. Für die gleiche Leistung bekommen wir für einen PKV bis zu 3,5 fach mehr. Auch Ärzte sind Unternehmer

    Übrigens gibt es eine Begrenzung für gesetzlich Versicherte pro Praxis. Wird diese Grenze überschritten, gibt's noch weniger Geld

    Ein Ansatz wäre die deutliche Anhebung der Honorare für die Behandlung gesetzlich Versicherter

    Außerdem ist anzumerken, dass etwa 7% der Termine nicht eingehalten werden.

  3. 39.

    Kleiner Tipp: Berlin besteht aus noch mehr Bezirken. Mit etwas Flexibilität bekommt man auch zeitnah Termine.

  4. 38.

    @AN_DIE_KRANKENKASSEN
    Laßt den Blödsinn mit der elektronischen Krankenakte und bringt nicht noch die zigste APP für Leistungen raus, die keiner will.
    ABER ... eine erste Hautkrebserkennung/Screening würde sich tatsächlich sehr gut mit einer App via Smartphone realisieren lassen, deren Kameras sind wesentlich weiter entwickelt als das überteuerte Lupenkamerateil beim Hautarzt. Mit entsprechender KI/ML würde man automatisiert auch zu SCHNELLEN und guten Ergebnissen kommen. DAS wäre sehr sinnvoll.

  5. 37.

    Es gibt auch keine relative Verringerung der Sterbefälle und auch keine positive Tendenz diesbezüglich.

  6. 36.

    Hier werden keine Termine vergeben. Spontane Anmeldung vor der Sprechstunde. Die Schlange steht bis auf die Straße, weit vor Öffnung der Praxis. Selbstverständlich kommen nicht alle bis zum Arzt. Schwierig.

  7. 35.

    So isses! Ich versuchte fast 3 Jahre, einen Untersuchungstermin in einer Hautarztpraxis in Charlottenburg-Wilmersdorf zu bekommen. Jetzt hat es endlich geklappt: Termin im September 2023.

  8. 34.

    Liebe Leute ! Wenn ich z. B. zu der Hochrisikogruppe gehöre ( blass, viele Leberflecke, ab und zu mal einen Sonnenbrand gehabt..), dann investiere ich eben notfalls als Selbstzahler die ca. 100 Euro ( Computergestützte Aufnahme der kritischen Flecke) in die Vorsorgeuntersuchung alle 2 Jahre. Schwarzer Hautkrebs ist tückisch ! Er streut sehr schnell und dann ist leider Feierabend. Wie viel Geld gibt man für Blödsinn aus ( von Alkohol und Tabak will ich gar nicht reden) , da scheint mir dies mal eine sinnvolle Ausgabe zu sein. Nebenbei ist es natürlich unmöglich, dass man als Kassenpatient kaum noch bei einem Hautarzt unterkommt.

  9. 33.

    Die Frage ist, ob die Sonnencreme nicht selbst krebserregend ist.

  10. 32.

    Se-bas-ti-an, liest du auch mal andere Kommentare, bevor du drauf los schreibst? Und dann erkläre mir mal, wie ich einen Termin mittig am Tag in einer Randberliner Praxis wahrnehmen soll, als Berufstätige. Nochmal: es geht um eine SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT, für die ich monatlich mehrere hundert Euro einzahle!!

  11. 31.

    Ich als Kassenpatient bekomme von keinem Hautarzt in der Region einen Termin. Neue Patienten haben hier keine Chance in irgend eine Praxis aufgenommen zu werden. So siehts nun mal aus. Sie können froh sein einen Facharzt zu haben.

  12. 30.

    Liebe Leute, ich ganz normal Kassen versicherter, gehe alle 2 Jahre zum Hautarzt, jedes Jahr zum Augenarzt, und zum Gynäkologen nie mit Wartezeit, allerdings steht der nächste Termin schon im Kalender wenn ich die jeweilige Praxis wieder verlasse. Wenn natürlich Patienten ganz spontan mal schnell zum Arzt müssen glaube ich das schon mit den langen Wartezeiten. Außer es ist ein Notfall.





  13. 29.

    Ich spreche aus eigener Erfahrung. Meine Hautärztin vergibt keine Termine an gesetzlich versicherte mehr. Meine Suche nach einen anderen Arzt scheiterte bis jetzt aus dem selben Grund. Als Selbstzahler wäre das kein Problem. Bei uns gibt es noch eine Praxis für Notfälle, wo die Leute anstehen und eine bestimmte Anzahl behandelt wird und dann muß man wieder gehen. Es würden sicher mehr Menschen zum Arzt gehen, nur es gibt keinen, der einen behandeln möchte.

  14. 28.

    Es gibt einen Terminservice der KV Berlin, also steht ihrem Vorhaben nichts im Wege.

    Alle Infos hier: https://www.kvberlin.de/fuer-praxen/aerztlicher-bereitschaftsdienst/terminservice-der-kv

    Bitte schön ;-)

  15. 27.

    Klar, und so sieht es dann die nächsten 12 Monate am Stück aus. Verstehe, also wirklich. Außerdem kann man Überstunden abbummeln oder doch mal einen halben Urlaubstag nehmen, wenn einem die eigene Gesundheit wichtig ist. Sonst muss man einfach mal ein wenig länger in die Zukunft planen. Mehr Flexibilität und Lösungsorientierung wären schön.

  16. 26.

    Das Problem ist die Selbstverwaltung im Selbstbedienungsladen Gesundheitssystem. Die Politik gibt nur die Rahmenbedingungen vor und den Rest Klüngeln alle Beteiligten Geheim unter sich aus. Der Nährboden für Korruption, Vetternwirtschaft und Betrug. Einer der größten Tatorte ist das Gesundheitssystem und durch die Intransparenz selbst für die Kassen nur schwer nachzuweisen. Jeder betroffene sollte Strafanzeige stellen, da die Kassenärztliche Vereinigung ihren gesetzlichen Auftrag nicht nachkommt. Um die Kosten im System zu deckeln bedient sich die Politik immer am Versicherten, Leistungen werden gekürzt oder die Beiträge werden angehoben. Keine Bestrebungen Betrug und Korruption im System zu bekämpfen. Siehe die unberechtigt kassierten Verwaltungskosten der COVID-19 Test, Geld der GKV Versicherten konnte sich die Lobby in die Tasche stecken.

  17. 25.

    Ihre Folgerung würde dann richtig sein, wenn bei steigenden Fällen auch mehr Todesfälle vorkommen würden. Wenn ich Sie richtig verstehe (und Ihre Zahlen stimmen), ist die Zahl der Todesfälle aber stagnierend. Also bringt das Screening wohl doch etwas. Wenn auch nicht genug.
    Was natürlich ebenso für die Vorsorge spricht, denn durch rechtzeitige Früherkennung könnte dadurch die (prozentuale) Zahl der Todesfälle (weiter) sinken. Offensichtlich wurden viele Fälle zu spät entdeckt, denn wie gesagt, die Heilungschancen bei Früherkennung sind relativ hoch.

  18. 24.

    Quintessenz: Offenbar gibt es keine GKV-Praxen, die Menschen noch aufnehmen oder behandeln wollen, und wenn es Praxen gibt, gibt es keine Termine. Nur für PKV Versicherte oder Selbstzahler.

    Aussage einer Praxis in Zehlendorf: Nein, wir nehmen Sie nicht, das Budget ist aufgebraucht, vielleicht nächstes Jahr wieder. Gleiche Praxis, 2 Tage später, mein Kumpel, Lehrer, PKV: sofort dran gekommen.

  19. 23.

    "Es sterben alte Menschen an Hautkrebs. Die Zahl alter Menschen hat sich stark erhöht und erhöht sich weiter.
    Diese demografische Entwicklung kann alleine die höheren Sterbezahlen erklären." Der Ansatz ist statistisch interessant, wenn er sich belegen läßt. Leider gibt oder verweist der Artikel überhaupt nicht die Altersdaten dazu. Ein einfaches MIttel wäre die Normierung der Hautkrebszahlen auf die Größe der jeweiligen Alterskohorte und dann nochmaliger Blick nach Entwicklungen dieser normierten Zahlen.

  20. 22.

    Seit der Einführung des Hautscreenings als Kassenleistung ist die Zahl der erkannten Hautkrebsfälle stark gestigen, aber die Zahl der Todesfälle durch Hautkrebs nicht gesunken. Ergo: viele Behandlungen und Behandlungskosten ohne Effekt auf die Sterblichkeit. Frage?: Wer hat profitiert.

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