Erleichterungen für Sehbehinderte - BVG stattet Busse mit dunklen Bildschirmen und Lautsprechern aus

Fr 16.06.23 | 17:05 Uhr | Von Yasser Speck
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Bildschirme in BVG Bussen wechseln in den "Darkmode" aka Nachtmodus (Quelle: rbb/Yasser Speck)
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Video: rbb|24 | 16.06.2023 | Material: Stefan Oberwalleney | Bild: rbb/Yasser Speck

Die Bildschirme in den Bussen der BVG wechseln in den Nachtmodus. Weiße Schrift auf schwarzem Grund. Außerdem sollen sie mit Echtzeitdaten ausgestattet werden und könnten bald sprechen. Von Yasser Speck

Die Bildschirme in den Bussen der BVG sollen in den "Darkmode" wechseln. Der wird auch Nachtmodus genannt. Das bedeutet dann: weiße Schrift auf schwarzem Grund. Die Busse der Linie 200 sind bereits damit ausgestattet. Nun sollen alle anderen Linien Folgen, sagt Timo Kerßenfischer von der BVG. Außerdem sollen auf den Bildschirmen in Zukunft Echtzeitdaten zu sehen sein. Und: Die BVG plant, Busse mit Lautsprechern auszustatten.

Nachtmodus auch am Tag

Im "Darkmode" ändert man die Farben des Displays so, dass der Hintergrund schwarz und die Schrift weiß wird. Eine beliebte Einstellung bei Handys und Laptops - und jetzt auch in BVG-Bussen. Die Veränderung der Bildschirme in den Bussen hatte aber zunächst ganz praktische Gründe, erklärt Timo Kerßenfischer. Er leitet die Kundeninformation bei der BVG. "In unseren neuen Bussen leuchten die Anzeigen so hell, dass sich unsere Fahrer ein bisschen geblendet fühlen."

Also wechseln die Bildschirme nachts in den "Darkmode". Die Veränderung soll nicht nur bei den Busfahrerinnen und Busfahrern gut angekommen sein. "Wir haben unsere Fahrgäste gefragt, ob sie das mögen. Und denen gefällt das so gut, dass wir das jetzt rund um die Uhr machen wollen."

Die BVG hielt auch Rücksprache mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlins (ABSV), bevor die Anzeigen in den Nachtmodus umgestellt wurden. Paloma Rändel vom ABSV begrüßt die Veränderung. "Wir finden, dass die Lesbarkeit im 'Nachtmodus' deutlich besser ist, weil die Blendung durch den Weißraum wegfällt." Sie kritisiert aber, dass die Schrift zu klein sei und die Spiegelung der Monitore ein weiterer Störfaktor für Menschen mit Sehbehinderung sei.

Echtzeitdaten für Busse und Haltestellen

Aktuell fahren die Busse der Linie 200 ganztägig mit dem "Darkmode". Alle anderen Linien sollen dann Stück für Stück nachziehen. Die Bildschirme sollen aber auch praktischer werden. Deshalb kündigt Timo Kerßenfischer an, dass alle Bildschirme in Bussen bis Ende 2023 Echtzeitdaten über Anschlussverbindungen anzeigen sollen.

Fahrgäste können Echtzeitdaten nun auch vermehrt an Bushaltestellen erhalten. Davon gibt es rund 6.000 in Berlin."Wir haben in den letzten zwei Jahren 1.500 weitere Displays an Haltestellen installiert, damit unsere Fahrgäste quasi auf einen Blick sehen können, wann die nächsten Busse kommen", so Kerßenfischer. Das Geld für die Bildschirme mit Echtzeitdaten an Haltestellen sei jetzt allerdings aufgebraucht. Um weitermachen zu können, benötigte die BVG erneut Fördermittel vom Bund oder Senat, so Kerßenfischer.

"Sprechende" Busse

Für Menschen mit Sehbehinderung oder blinde Menschen kann es unklar sein, welcher Bus nun an der Bushaltestelle abfährt. Deshalb fordert der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlins seit Jahren, dass Busse und Trams ihr Fahrziel über Lautsprecher ansagen. Kerßenfischer bestätigt, dass die BVG genau das nun plane.

Die Busse der BVG sollen also bald "sprechen" können. Dafür sollen Busse außen mit Lautsprechern ausgestattet werden, aus denen dann die Ansage ertönt, wo der Bus hinfährt, ganz nach dem Vorbild der U-Bahnen. Diese Außenansagen seien auch bereits getestet worden. Paloma Rändel vom Blinden- und Sehbehindertenverein erinnert sich. "In einem Test, den die BVG vor ein paar Jahren im Auftrag des Berliner Senats durchgeführt hat, hat sich herausgestellt, dass Außenansagen an Fahrzeugen für blinde und sehbehinderte Menschen die beste Lösung darstellen."

Wann Busse mit Lautsprechern für Außenansagen ausgestattet werden sollen, ist noch unklar. "Das ist alles noch Zukunftsmusik", sagt Kerßenfischer. Die Ausschreibungen dazu würden aktuell laufen.

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Beitrag von Yasser Speck

24 Kommentare

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  1. 24.

    Das mit den Anzeigen finde ich gut, habe persönlich auch alle Geräte immer im Dark Mode

  2. 23.

    Ich finde die Idee gut. Aber warum alle Fahrzeuge sofort umrüsten? Kann man nicht erst mal den U2 bhf Alex neubauen und statt Umrüstung einfach zukünftige Fahrzeuge mit außenlautsprechern bestellen? Es ist das Geld der Berliner. Es sollte sparsam eingesetzt werden.

    Die BVG sollte sich meiner Meinung erst einmal um die Wiederherstellung und Ausbau des Schienennetzes kümmern.

    Pankow möchte wieder einen U2-Anschluss! Und keinen pendelverkehr durch einen zerstörten Tunnel neben tiefen Grube!!!

  3. 22.

    Okay, also noch mal:

    Da(zumindest für gewöhnlich) wohl niemand stundenlang auf diese Anzeigen starren dürfte, spielt der Aspekt, was in dem Fall FÜR NORMALSICHTIGE augenschonender wäre, hier wohl ganz einfach keine Rolle.

    So besser? : )

  4. 21.

    Wenn die BVG keine anderen Verbesserungen für wichtiger hält, von mir aus!

  5. 20.

    Die weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund muß größer sein, sonst überdeckt/überleuchtet das Schwarz die Schrift. Als über 70jährige habe ich schon Schwierigkeit, den herannahenden Bus zu identifizieren. Gerade am Hardenbergplatz habe ich große Mühe, den M45 vom M46 und M 49 zu unterscheiden...

  6. 19.

    Empfinde ich auch so, weißer weißer Text auf schwarz ist anstrengend zu lesen. Verstehe nicht wieso soviele das umgekehrt empfinden.

  7. 18.

    „…habe ich die Erfahrung gemacht, dass Busfahrer und andere Fahrgäste oft gerne bereit sind Sehbehinderten beim Finden des richtigen Busses behilflich zu sein, ohne dass regelmäßig die ganze Umgebung zu beschallt wird.“ Selbstbestimmt leben heißt aber auch für Sehbehinderte, dass sie sich nicht abhängig vom Vorhandensein guten Willens anderer (den es ja leider oft genug - s. E-Roller-Problematik - nicht gibt) machen sollen! Und nicht immer ist jemand vor Ort oder es ist jemand da, der nicht helfen kann, weil er/sie schon die Frage nicht versteht (weil des Deutschen nicht mächtig oder mit für Sehbehinderte unsichtbaren Ohrhörern erst gar nicht reagiert…).

  8. 17.

    „Dass die Monitore blenden hab ich noch nicht erlebt. / Ob die Umstellung auf dunkel angeblich tatsächlich besser ist, ist umstritten. Bloß weil es behauptet wird, muss es noch lange nicht stimmen. / Man kann ja auch die Helligkeit der Monitore reduzieren. Dann blendet es auch nicht.“ Auf keinen Fall, denn dann wäre der wichtige Hell-Dunkel-Kontrast zu gering! Das sehbehinderte Auge reagiert empfindlicher, drum soll nur die zu lesende Schrift „blenden“ und nicht der sie umgebende Hintergrund. “ Da… niemand stundenlang auf diese Anzeigen starren dürfte, spielt der Aspekt, was in dem Fall augenschonender wäre, hier wohl ganz einfach keine Rolle.“ Wie grad erklärt, eben doch! Denn das Lesen muss schnell gehen, ist bei Sehbehinderten aber eh schon verlangsamt!

  9. 16.

    Dann haben die Leute halt Pech gehabt.
    Es kann sich ja jeder selbst aussuchen, ob und wann er sein Fenster öffnet oder nicht.
    Man kann nicht auf jedes Einzelschicksal Rücksicht nehmen.

  10. 15.

    Wie wäre es denn erstmal wieder mit einer vernünftigen und sonoren Ansagestimme. Die jetzige ist undeutlich und klingt eher unprofessionell.

    Dann könnte man sich auch mehr Lautsprecher sparen.

  11. 14.

    Bei der Außenansage geht es um Barrirefreiheit für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen, wozu auch blinde Menschen gehören.
    Es geht um nicht weniger als die Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2009.
    Es gibt bei der Umsetzung der UN BRK eine "kleine" Verzögerung von 14 Jahren.
    Im Grunde genommen ein ganz normaler Vorgang in Deutschland Umsetzungsgeschwindigkeit Jahrzehnte!!!!
    Also alles ganz normal.
    Hauptsache das Gehalt ist pünktlich, alles Andere ist egal.

  12. 13.

    „Dem Fahrpersonal würden entspiegelte Scheiben im Frontbereich völlig ausreichen...“

    Wozu denn kostenaufwändig die Frontscheibe JEDES EINZELNEN BUSSES austauschen, wenn sich das Problem doch mit bloß EINER EINZIGEN kleinen Softwareumstellung für ALLE BUSSE ganz genauso lösen lässt? … UND darüberhinaus auch gleich noch eine Verbesserung für Sehbehinderte mit sich bringt? Also, so richtig logisch ist Ihr Einwurf nicht …

  13. 12.

    Selbstverständlich hoffe auch ich dass mir mein Augenlicht dauerhaft erhalten bleibt und ich freue mich auch für Sie , dass ihnen das Schicksal von dauerhafter Erblindung erspart geblieben ist.
    Was ich nur zum Ausdruck bringen möchte ist zum einen, dass jede Medaille zwei Seiten hat (des einen Freud' des anderen Leid), zum anderen habe ich die Erfahrung gemacht, dass Busfahrer und andere Fahrgäste oft gerne bereit sind Sehbehinderten beim Finden des richtigen Buses behilflich zu sein ohne das regelmäßig die ganze Umgebung zu beschallt wird.

  14. 11.

    Zum Thema Blendung: Dem Fahrpersonal würden entspiegelte Scheiben im Frontbereich völlig ausreichen...

  15. 10.

    Meinen Sie, dass die Buslinie nun an jeder Haltestelle des Busses nach draußen angesagt wird?
    Das glaube ich nicht.

  16. 9.

    Darüber macht man sich also seine Gedanken: über den dunklen Modus, der übrigens absolut nichts mit einem Nachtmodus zu tun hat. Beim Nachtmodus, lässt dieser sich zwar abdunkeln. Dies hat mit dem Monitor Blau-Licht zu tun, um ihn für die Augen schonender einzustellen. Hat übrigens jeder normale Windows Rechner in den Betriebssystem Einstellungen, diese Funktion.
    Nur nutzt dies aus eigener Erfahrung so gut wie niemand und wird leider völlig unterschätzt, für die eigenen Augen.

    Ob die Umstellung auf dunkel angeblich tatsächlich besser ist, ist umstritten. Bloß weil es behauptet wird, muss es noch lange nicht stimmen.

  17. 8.

    Da haben Sie was falsches gelernt. Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Man wird bestimmt auch nicht stundenlang auf den Bildschirm starren. Das die Monitore blenden hab ich noch noch nicht erlebt.

  18. 7.

    „Ich hab mal gelernt, daß schwarzer Text auf weißem Untergrund augenschonender ist. Warum nun so?“

    Weil das sowohl den Vorteil der besseren Lesbarkeit für Menschen mit Sehbehinderung bringt als auch den, dass die Busfahrerinnen und -fahrer – höchstwahrscheinlich vornehmlich dann, wenn es draußen dunkel ist – nun nicht mehr durch die Spiegelung der hellen Anzeigen in der Frontscheibe geblendet werden. Da(zumindest für gewöhnlich)niemand stundenlang auf diese Anzeigen starren dürfte, spielt der Aspekt, was in dem Fall augenschonender wäre, hier wohl ganz einfach keine Rolle.

  19. 6.

    Antwort auf Philipp
    Hoffentlich bleibt Dein Augenlicht Dir immer erhalten.
    Ich war kurze Zeit Blind und dank RVK Krankenhaus die gleich feststellten das sich meine Netzhaut abgelöst hat und sofort mir diese per Lasereingriff wieder heilten, sodass ich sehen kann.
    Also dankbar sein das Du nicht Blind bist.

  20. 5.

    Busse mit Außenansage sind auch gut für Leute, die sich auf die Reihenfolge der Busse, die im Display angekündigt wird, verlassen und nicht nochmal einen genauen Blick auf die Nummer des Busses werfen.
    Ich bin neulich im M29 statt im M19 gelandet, obwohl der 19er angekündigt war. Das habe ich erst gemerkt, als der Bus abbog und ich mich wunderte ;-(.

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