Nach Zwangspause - Gefangenenzeitung "Lichtblick" wieder mit neuer Ausgabe

Mo 12.06.23 | 11:48 Uhr
Archivbild:Ein Mann spannt in der Druckerei der Lichtblick-Redaktion im Gefängnis Tegel in Berlin, eine Druckplatte in die Druckmaschine ein.(Quelle:dpa/O.Spata)
Bild: dpa/O.Spata

Nach rund achtmonatiger Zwangspause ist die Redaktion der Berliner Gefangenenzeitung "Der Lichtblick" wieder besetzt und hat eine neue Ausgabe herausgebracht.

Diese neues Ausgabe werde seit Mai kontinuierlich wieder an Abonnenten versandt, teilte die Berliner Senatsverwaltung für Justiz auf Anfrage mit. Zwar gestalte sich die Zustellung dieser nun veröffentlichten Notausgabe noch schwierig und auch gebe es ein paar technische Probleme, etwa bei Mails, aber die Befürchtung, dass das Blatt nicht mehr erscheinen könne, habe sich nicht bewahrheitet, so ein Mitarbeiter.

Stiftung hilft bei Neustart

Dazu beigetragen hat das Engagement der Panter Stiftung der Tageszeitung "taz" für die Redaktion der Gefangenenzeitung mit Sitz im bundesweit größten Männer-Gefängnis in Berlin-Tegel. Anfang April hatte die Stiftung mit interessierten Insassen einen Workshop veranstaltet. Die aktuelle Ausgabe nun sei das Ergebnis dieses Workshops, teilte die Justizverwaltung mit. Inzwischen sei der Redaktionsstab wieder besetzt und arbeitsfähig. "Das Ziel besteht darin, dass 'Der Lichtblick' wieder quartalsweise erscheint."

Nach den Vorkommnisse im August 2022 erschien das Fortbestehen des rund 55 Jahre alten Zeitungprojekts fraglich. Damals waren bei einer Razzia in der Haftanstalt auch Redaktionsräume vom "Lichtblick" durchsucht worden. Ermittler beschlagnahmten die Computer der Zeitung. Ein Internetzugang, über den die Redaktion seit geraumer Zeit verfügte, wurde ausgesetzt. Am Telefon erfuhren Anrufer, dass die Redaktion aus "organisatorischen Gründen" nicht besetzt sei.

Finanziert vor allem aus Spenden

Hintergrund waren Ermittlungen im Zusammenhang mit einem Überfall auf einen Geldtransporter Ende Juni 2022. Ein Redakteur der Gefangenenzeitung soll seine Privilegien ausgenutzt haben. Die frühere Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) hatte sich für den Fortbestand des Projekts ausgesprochen.

"Der Lichtblick" finanziert sich vor allem aus Spenden. Die Haftanstalt übernimmt laut Senatsjustizverwaltung unter anderem die Kosten für den Druck, den Versand und die Ausstattung mit Computern sowie Telefon- und Faxanschluss.

Sendung: rbb88,8, 12.06.2023, 12 Uhr

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