Angebliche Neu-Verträge - Verbraucherschützer warnen vor Telefon-Falle bei Strom- und Gas-Anbietern

Mo 12.06.23 | 11:30 Uhr
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Ein Drehstromzähler hängt in Berlin an einer Wand. (Quelle: dpa/Marc Tirl)
Audio: rbb24 Inforadio | 12.06.2023 | Ricardo Westphal | Bild: dpa/Marc Tirl

Nach Angaben von Verbraucherschützern häufen sich derzeit Fälle, wonach Kunden angeblich Neu-Verträge für Strom und Gas abgeschlossen haben sollen, obwohl sie diesen nicht zugestimmt hatten.

Möglich wird das, weil Verträge mit Angabe des Namens, der Adresse und der Energiezählernummer abgeschlossen werden können, ohne schriftliche Bestätigung des Verbrauchers. Das sollte ursprünglich den Wechsel von Stromanbietern erleichtern, ermöglicht aber auch das Abschließen von ungewollten Verträgen. Oft muss nur die Zählernummer herausgefunden werden, was oft mittels unangekündigter Hausbesuche durch angebliche Techniker oder durch Telefonanrufe geschieht.

Verbraucherzentrale fordert Gesetzgeber zum Handeln auf

Die Berliner Verbraucherzentrale rät deshalb zur Vorsicht: "Sowohl seriöse Anbieter wie auch der aktuelle Anbieter würden nicht per Telefon nach einer Zählernummer fragen und auch nicht nach Bankdaten. Hier sollten wirklich die Alarmglocken angehen", sagte die Energierechtsberaterin Hiba El-Biek dem rbb-Magazin Super.Markt.

Da Altanbieter keine eingehenden Kündigungen auf ihre Richtigkeit hin überprüfen, fordert Leonora Holling, Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, eine Reform von der Politik: "Der Wechselprozess darf nicht allein nur mit einer Zählernummer möglich sein. Der Gesetzgeber müsste hier nochmal klar sagen: Ich brauche hier eine Vollmacht des Kunden, dass er auch damit einverstanden ist. Das würde dem Problem mit den untergeschobenen Verträgen schonmal einen erheblichen Dämpfer geben."

Sendung: SUPER.MARKT, 12.06.2023, 20:15 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Dann muß man die Vollmacht aber auch auf einfachste Weise elektronsch abgeben können wie bisher ohne Briefe schicken zu müssen.

  2. 6.

    Da das Energiegeschäft nicht in einem geheimen rechtsfreien Raum stattfindet und sämtliche Akteure bekannt sind, sollte doch solchen Machenschaften schnell Einhalt geboten werden können. Aufklärung ist aber natürlich trotzdem richtig und wichtig, um Ärger präventiv vorzubeugen.

  3. 5.

    Solche Fälle werden hoffentlich auch Polizei und Bundesnetzagentur gemeldet, damit diese "schwarzen Schafe" aus dem Verkehr gezogen werden. Gesetzesverschärfungen sind nämlich oft überflüssig, wenn vorhandene Gesetze konsequent angewandt und Überschreitungen sanktioniert werden. Wir reden hier doch bestimmt von Urkundenfälschung oder Betrug, beides wäre strafbar.

  4. 4.

    Solche Fälle haben doch aber nichts mit dem Thema hier zu tun. Hier geht es doch um illegal abgeschlossene Verträge anhand illegal beschafter Daten und nicht um Haustürgeschäfte?

  5. 3.

    In der Tat, da handelt es sich um Drückerkolonnen, die durch die Häuser ziehen und neue Verträge durch den Trick, Name und Zählernummer, Entspricht den Anforderungen im einen neuen wesentlich teureren Vertrag zu generieren.
    Leider spielen die Stromkonzerne das Spiel mit.
    Ich hatte Mühe, diesen Trick für 2 Leute rückabzuwickeln. Ergebnis: beide bekamen einen neuen teureren Vertrag beim alten Anbieter.
    Fehler der Drücker waren für die Rückabwicklung entscheidend.

  6. 2.

    Es geht weniger um die Stromanbieter selbst, sondern eher um Vermittler, die auf die Provision geiern. Das ist dasselbe Problem wie mit den Drückerkolonnen, die im Auftrag irgendwelcher Internetanbieter von Tür zu Tür tingeln und erzählen, dass sie technische Probleme mit dem Internetanschluss überprüfen müssten, und dann feststellen, dass mit einem neuen Vertrag bei ihrem Anbieter alle Probleme gelöst seien. Das ist für die Anbieter selbst ja auch nicht so angenehm, sich dann mit den Kunden herumzuschlagen, die durch solche Tricksereien gewonnen werden und sich übers Ohr gehauen fühlen, aber den Vermittlern ist das vollkommen schnuppe, die haben ja ihre Provision. (Und offenbar lohnt es sich im Endeffekt auch für die Anbieter, sonst würden die solche Kundengewinnungspraktiken ja nicht selbst fördern.)

  7. 1.

    Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Problematik über Einzelfälle hinausgeht. Strom ist ein Massenkundengeschäft und welcher Anbieter greift denn auf solche Methoden zurück um an ein paar zusätzliche Kunden zu kommen, die letztlich nur Ärger bringen? Stromverträge lassen sich auch widerrufen.
    Übrigens sollen Anbieterwechsel demnächst nur doch einen Tag dauern, ob da zusätzliche bürokratische Hürden ins Bild passen, wage ich mal zu bezweifeln.
    Klärt die Leute vernünftig auf, was mit dem Artikel dann auch ausreichend getan sein sollte. In Zeiten der Strompreisbremse kann wohl auch niemand in den finanziellen Ruin getrieben werden. Viel Rauch um eigentlich nix, meine Meinung.

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