Berlin-Neukölln - Columbiabad bleibt wohl ganze Woche zu - Mitarbeiter prangern Zustände an

Mi 12.07.23 | 11:10 Uhr
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Archivbild: Das Sommerbad Neukölln (umgangssprachlich Columbiabad) bleibt am 17.04.2020 geschlossen. (Quelle: picture alliance/Andreas Gora)
Video: rbb|24 Abendschau | 11.07.2023 | Fanny Michaelis | Bild: picture alliance/Andreas Gora

Ausgerechnet zum Ferienbeginn bleibt das Berliner Columbiabad weiter geschlossen. Zuviele Mitarbeiter seien krank, heißt es. Die sollen sich bereits im Juni per Brief an die Bäderleitung gewandt und mehr Personal gefordert haben.

Das Columbiabad in Neukölln kann auch am Mittwoch nicht öffnen. Es bleibe vermutlich die gesamte Woche geschlossen, es werde von Tag zu Tag neu entschieden, hieß es am Mittwochmorgen bei der Einrichtung.

Das Freibad ist seit Montag zu. Grund sei ein hoher Krankenstand der Mitarbeiter, man bemühe sich, das Bad so schnell wie möglich wieder zu öffnen, so die Bäder-Betriebe am Dienstag.

Zuvor wurde das Columbiabad am frühen Sonntagabend zum wiederholten Mal frühzeitig noch vor Betriebsschluss geräumt. Grund war eine Auseinandersetzung von Jugendlichen mit Beschäftigten des Bades und Mitarbeitern des Sicherheitsdienstes.

Der Chef der Bäderbetriebe, Johannes Kleinsorg, hatte sich besorgt gezeigt: "Die Menge der Vorfälle und das Verhalten einiger Badegäste stellen für unsere sehr engagierten Mitarbeitenden in den Bädern in der Summe eine extreme Belastung dar. Das ist auf Dauer so nicht tragbar." Nach solchen Vorfällen steige die Krankenquote stark an.

SPD spricht sich für Hausverbote aus

Grundsätzlich sollten die Berliner Bäder-Betriebe überlegen, Hausverbote auszusprechen und durchzusetzen, sagte Dennis Bucher (SPD), sportpolitischer Sprecher, dem rbb. Eine andere Möglichkeit wäre auch an besonderen Tagen auf ein bestimmtes Publikum zu setzen, wie zum Beispiel Familien oder Stammkunden bevorzugt in die Bäder zu lassen, so Bucher.

Die Schließung hatte sich am Dienstag offensichtlich nicht bei allen Menschen rumgesprochen: Etliche Familien mit Kindern kamen am späten Nachmittag zum Columbiabad. Das Unternehmen bedauere, dass das Bad in Neukölln geschlossen sei. "Gerade in Zeiten zunehmender Hitze ist es wichtig, dass Bäder offen sind. Wir appellieren an unsere Badegäste, den Anweisungen der Mitarbeiter Folge zu leisten", so die Sprecherin.

Mitarbeiter klagen in Brandbrief über katastrophale Zustände

Mitarbeiter des Columbiabads haben sich laut einem Bericht des "Tagesspiegel" bereits Mitte Juni in einem Brief an die Leitung der Bäderbetriebe gewandt. Darin werde "auf das untragbare Ausmaß der Umstände" aufmerksam gemacht. Täglich werde die Hausordnung "vorsätzlich missachtet". Mitarbeitern, Frauen, Minderheiten, besonders trans und queeren Menschen, werde immer häufiger Gewalt angedroht. "Verbale Attacken, das Spucken oder Pöbeln" seien üblich. Personal werde "bewusst psychisch terrorisiert".

Das Sicherheitspersonal sei überfordert und nicht in der Lage, Hausverbote durchzusetzen oder Straftaten anzuzeigen. Die Bediensteten schreiben demnach von einer "eklatanten Unterbesetzung des Personals". Sie fordern unter anderem in der Hauptzeit Zugang und Tageskarten nur für Familien mit Kindern, ständig Polizei vor Ort, nur Online-Tickets und namentlichen Einlass.

Bäder in Mariendorf und Gropiusstadt ebenfalls betroffen

Auch das Kombibad Mariendorf und das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt seien aktuell von hohem Krankenstand betroffen, sagte die Sprecherin weiter. Dort würden aber zumindest eingeschränkte Öffnungszeiten angeboten.

Das Sommerbad Mariendorf sei bis Sonntag zwischen 12 und 20 Uhr geöffnet, das Hallenbad montags bis donnerstags jeweils zwischen 6:30 und 8 Uhr. Wegen eines Defektes einer Trennwand ist das Schwimmen dort bis auf Weiteres aber nur auf 25-Meter-Bahnen möglich.

Das Sommerbad im Kombibad Gropiusstadt ist bis zum 16. Juli statt von 7 bis 20 Uhr nur von 11 bis 19 Uhr geöffnet.

Sendung: rbb 88.8, 11.07.2023, 13:31 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    "Nur noch Onlinetickets anbieten, am besten nach Registrierung."
    Ganz einfach auch - in Frankreich sind oft enge Sportbadehosen vorgeschrieben. Die Kundschaft mit den lässigen Bermudas (und am besten mit dreckigen Straßenbermudas) bleibt dann weg, ist denen viel zu uncool. Dazu kommen oft auch hohe Preise, aber niedrig für Familien oder Dauerkarten...

  2. 11.

    Ich kann die Mitarbeiter/innen gut verstehen, würde mich unter solchen Arbeitsumständen wohl ebenfalls krank melden bzw. krank werden.

    Was hätte man durch die Bennenung des Kulturkreises der Täter gewonnen?
    Ich bin z.B. männlich, möchte aber nicht automatisch als Täter konnotiert werden.
    Und so ist auch nicht jeder junge Mensch und auch nicht jeder Mensch arabischer oder türkischer Abstammung automatisch ein Täter.

    Das Dilemma ist klar, nun braucht es dringend eine gerechte und praktikable Lösung, und zwar auf politischer Ebene.
    Bis dahin würde ich es begrüßen, wenn es kurzfristig zumindest reine Frauen- und Mädchenschwimmtage gäbe, diese Gruppen sind nachweislich friedlich.

  3. 10.

    Ich kann es den Mitarbeitern des Columbiabades nicht verdenken, dass sie dem Stress, der durch aggressive Badegäste verursacht wird, nicht mehr standhalten und sich krank melden.

    Für das Bad sollte eine dauerhafte Lösung gefunden werden, um die Missstände zu beseitigen. Wie auch immer diese aussehen mag.

  4. 9.

    Ganz ehrlich, ich würde auch krank sein bei solch ein Klientel!

    Leider wird alles verharmlost, die Problematik dabei, es geht immer um die selbe Gruppe Leute.

  5. 8.

    Na dann auf zum Prinzenbad!

  6. 7.

    Zu meiner Kinder und Jugendzeit gab es so etwas nicht.
    Mann hatte Respekt vor den Bademeister und dem gesammten Personal im Bad.
    Ich bin in Kreuzberg gross geworden somit war mein Bad das Prinzenbad.

  7. 6.

    Wen wundert noch der hohe Krankenstand???

  8. 5.

    Bevor mir beim Versuch, einen Streit zu schlichten, selbst die Fresse poliert wird, gehe ich auch lieber vorsorglich zum Arzt.
    Wenn die Berliner Bäderbetriebe nicht im Stande sind, die Mitarbeiter zu schützen, ist das die logische Konsequenz.

  9. 4.

    Wann werden die Freibäder ganz geschlossen?

  10. 3.

    Nur noch Onlinetickets anbieten, am besten nach Registrierung. Kinder bis 30 nur in Begleitung der Eltern, sofern sie nicht selbst bereits Eltern sind. Zum Pöbeln und Prügeln braucht man nicht ins Freibad.

  11. 2.

    Der Chef der Bäderbetriebe, Johannes Kleinsorg, hatte es in seinem Kommentar bereits durchblicken lassen - Die permanenten gewalttätigen Vorfälle machen es für die Mitarbeiter nahezu unmöglich dort zu arbeiten.

    Und die kulturelle Herkunft dieser immer gleichen Tätergruppe darf man natürlich nicht benennen, sonst wird man sofort in einer bestimmte Ecke vermutet...

  12. 1.

    Das ist bedauerlich, dass eine kleine Anzahl an "Badegästen" anderen den Badespaß verdirbt. Bald sind Ferien, Großstadtkinder, die nicht verreisen, können dann nicht ins Wasser. Dabei sind das noch relativ sichere Bademöglichkeiten für Nichtschwimmer.
    Aber die Mitarbeiter kann ich verstehen, denen solche Vorfälle auf das Gemüt schlagen.

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