Weltkatzentag - "Katzen sind das einzig Lohnende auf der Welt"

Do 08.08.24 | 10:01 Uhr | Von Maria Ossowski
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Symbolbild:Hauskatze blickt neugierig von der Fensterbank einer Wohnung.(Quelle:imago images/Müller-Stauffenberg)
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Audio: rbb24 Inforadio | 08.08.2023 | Maria Ossowski | Bild: imago images/Müller-Stauffenber Download (mp3, 4 MB)

Sie ist das mit Abstand beliebteste Haustier: Gut 15 Millionen Stubentiger leben in Deutschland, 170.000 sollen es alleine in Berlin sein. Katzenliebhaberin Maria Ossowski mit einer Hommage an ihre Fellpersönlichkeiten.

Hinweis: Dieser Text zum Weltkatzentag erschien erstmals am 8. August 2023.

Meine erste Katze ein halbes Jahrhundert nach einer katzenverliebten Grunewalder Kindheit in einer katzenverrückten Berliner Familie hieß wie ihre Fellfarbe: Bernsteinchen. Sie kam aus dem brandenburgischen Rheinsberg, dem Ort für Verliebte, und wäre sie ein Katerchen gewesen, hätte ich sie Tucholsky genannt. Der Berliner Schriftsteller und Katzennarr schrieb 1927 während eines Paris-Aufenthalts sogar einen Brief an seinen Kater Mingo: "Einen Gruß an Dich, Mingo, an Dich und an alles, was schön ist und rätselhaft, überflüssig und geschwungen, unergründlich und einsam und ewig getrennt von uns. Also an die Katzen, das Feuer, das Wasser und die Frauen. Mit einem herzlichen Fellgestreichel, Dein Peter Panter."

Angelika Schrobsdorff fütterte Katzen in Jerusalem

Ich hätte meine Katze auch Angelika nennen können, nach der Berliner Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff, die in Jerusalem 70 Katzen auf ihrer Dachterrasse gefüttert hatte. Dino, Schrobsdorffs alter Kater, ein israelischer Hegemonialherrscher, musste vier palästinensische Kätzchen aushalten, alle freundeten sich zum Schluss an. Der stärkste Kater der Truppe, General Schwartzkopf, sorgte für Ruhe. "Die vier Katzen, die mit ihren winzigen Gesichtern, kurzen, stämmigen Beinchen und langhaarigen, kühn gemusterten Pelzen Fabelwesen glichen, schwirrten mit zuckenden Schweifen, tänzerischen Schrittchen und kleinen Schreien durcheinander. Es sah aus, als hätte ein Windstoß einen Haufen Schnee und trockenes Laub aufgewirbelt. Gib ihnen zu essen, sagte ich. Katzen sind das einzig Lohnende auf der Welt", schrieb Schrobsdorffs in "Wenn ich dich je vergesse, oh Jerusalem".

Bernsteinchen drückte stundenlang auf den Knopf des CD-Players

"Die Menschheit lässt sich grob in zwei Gruppen einteilen: in Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte" postulierte bereits im 14. Jahrhundert der große Humanist Francesco Petrarca. Ich gehöre zur ersten Gruppe und hatte mein unstetes Reporterleben viel zu lange ohne diese sinnstiftenden Fellpersönlichkeiten verbracht.

Also zogen Bernsteinchen und ihre Wurfschwester Springsteinchen aus Rheinsberg in meine Charlottenburger Etagenwohnung. Dort, bei einer Kulturjournalistin wenig verwunderlich, entwickelten sie sich zu Musikexpertinnen. Bernsteinchen drückte stundenlang auf den Knopf des CD-Players, um die Halterung herausfahren zu sehen und diese aus Mangel an Mäusen zu jagen und bekämpfen.

Beide liebten wie ihre Mitbewohnerin Mozart in der Interpretation der ebenfalls katzennärrischen Pianistin Clara Haskil. Bei Richard Wagner allerdings, der Hunde verehrte, flohen beide mit dick gebauschtem Schwanz auf den Dachboden.

Eine Katze liegt zwischen Tastatur und Bildschirm. (Quelle: rbb/M.Ossowski)
Eine Katze macht es sich am Arbeitsplatz bequem. | Bild: rbb/M.Ossowski

Zauberwesen, in deren Fell ich meine Hände versenke

170.000 Katzen sollen in der Hauptstadt leben. In meiner Kindheit streiften die meisten von ihnen durch Gärten, kleine Parks, auch durch die letzten Ruinen. Heute wissen wir: Freigängerkatzen leben im Schnitt nur fünf Jahre. Bernsteinchen, dieses elegant zärtliche Rheinsberger Zauberwesen, in deren Fell ich meine Hände versenken und damit alles Unbill vergessen konnte, beglückte uns zwölf Jahre.

Mit Katzenabschieden leben zu lernen, ist fast unmöglich. Nach angemessener Trauerzeit zog ein griechisches Notfellchen bei uns ein, eine magere Straßenkatze mit besten Manieren und schwarzblauen Augen. Sie nannten wir nach einer weiteren musikalischen Säulenheiligen: Maria Callas.

Die Athenerin Callas ersetzt unsere Rheinsbergerin keineswegs. Sie ergänzt das Charlottenburger Katzenglück, belegt Betten und Balkonmöbel und ist sonst eine durch und durch diskrete Vertreterin ihrer Art, zudem ungewöhnlich still.

Sonst rund und gesund, fehlt es Callas an Miau. Sie hat keine Stimme. Was passt, denn Katzen herrschen leise.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.08.2023, 06:15 Uhr

Beitrag von Maria Ossowski

60 Kommentare

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  1. 60.

    @Angela: richtig. Tierhaltung kostet. Das Kleingeld sollte man wirklich übrig haben.
    Ich habe mein Rübchen seinerzeit und an ihrem Ende immer "meine Platinkatze" genannt, da die Tierarztkosten dann vierstellig waren. Selbst und auch eine Einschläferung kostet Geld, was man übrig haben sollte, wenn man dem Tier unnötig Leid ersparen möchte.
    Ich bin mir sicher, dass die Kosten für den Unterhalt viele Menschen unterschätzen.
    Allerdings machen sich ja bereits viele Menschen nicht mal ernsthaft Gedanken über die Kosten des eigenen (zukünftigen) Nachwuchses.
    Und nein, Liebe allein genügt leider nicht. Wer sein Tier oder den eigenen Nachwuchs liebt, sollte es oder ihn so sehr lieben, dass es ihm ein gutes Leben, bzw. einen guten Start ins Leben schenken kann.

  2. 58.

    Mit Verlaub - ich kenne Schraubsdorff nicht, aber ist schon ne steile These, oder?: "Katzen sind das einzig Lohnende auf der Welt"...

  3. 57.

    Ja, unsere Katze apportiert auch. Und zwar keine Vögel und Mäuse ;-)

  4. 56.

    Den ganzen Tag über in der Whg allein eingesperrt, da ist es besser "irgendwann hat es mir dann gereicht und ich habe sie weggegeben"

  5. 55.

    Hoffe, Sie sitzen im Alter nicht mit Minirente nach 40 J. Einzahlung einsam da.

  6. 54.

    So, Katzentag is vorbei, dann können wir ja wieder raus mit Wuffi.
    Fang Stöckchen, Wuffi!
    Können Katzen eigentlich sowas auch?

  7. 53.

    Machen Sie doch mal was über die Wildkatzenplage, unter der Deutschland leidet. - Zumindest nach den Erkenntnissen von Tierschützern.

  8. 52.

    Stimmt es eigentlich, dass man in Südostasien (v.a. China, Vietnam) Katzen isst?
    Und weiß jemand, ob es stimmt, dass früher auch in der Schweiz Katzen gegessen wurden?

  9. 51.

    … aber Miezekater schmeckt‘s …
    Ich gebe zu, für besondere Anlässe (z. B. für den Weltkatzentag) habe ich mich mit ein paar Döschen bevorratet.

  10. 50.

    Mein Gott, nee, das war vor vielen, vielen Jahren!
    Ich hatte sie ca. 3 Tage, dann habe ich sie einer Familie übergeben die schon Katzen hatte und sich sehr um sie gekümmert hat, es ging ihr gut, sie hat sich wohl gefühlt und ist sehr alt geworden.
    Ich würde nie ein Tier aussetzen.

  11. 49.

    War das vor der ca 8-12 Wochen? Seit dieser Zeit haben wir eine weiß/braune Katze in unseren Höfen, die anfangs sehr gut genährt war und jetzt mittlerweile recht dünn geworden ist. Leider werden wir wohl nur mit einer Lebendfalle an sie herankommen können um sie beim Arzt untersuchen und auf den Chip anschauen zu lassen. Dieses Wesen wurde offenbar zurückgelassen oder ausgesetzt. Was ich von Menschen halte, die Tiere einfach aussetzen oder weggeben, möchte ich hier nicht ausdrücken.

  12. 48.

    Ich glaub's nicht - lach - "100% grob gewolfte Maus", ein 100 Gramm Döschen, fast 50 Euro pro Kilo. Das ist schon sehr speziell.

  13. 47.

    Man sollte sich VOR der "Anschaffung" eines Tieres überlegen, ob man ihm zeitlich gerecht werden kann...
    Ein Tier erst zu sich zu nehmen und dann aus Zeitmangel wieder abzugeben, bedeutet für das Tier auch unnötigen Stress, denn schließlich gewöhnt es sich auch an "sein" Zuhause und "seine(n)" Menschen. Tiere sind keine Spielzeuge, die man sich bei Lust und Laune zulegt und ebenso schnell wieder weggibt, weil man dann doch nicht mehr die Muße hat, sich zu kümmern. Auch Tiere haben Bedürfnisse und Emotionen....

  14. 46.

    Ein Tier, dass seinem Menschen so ausgeliefert sein musste, ist woanders wirklich besser aufgehoben. So sie das Tier in bessere Hände gaben und nicht irgendwo sich selbst überließen. Ich mag Menschen wie Sie nicht - das darf man doch äußern? Oder wird´s gefiltert?????

  15. 45.

    ... tja, eben deswegen hab ich sie ja weggegeben; ins Büro konnte man sie schließlich nicht mitnehmen...

  16. 44.

    Katzen mögen ungern lange alleine sein, auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird. Also am besten 2 Katzen halten. Und Ihre Katze dürfte wahrscheinlich vor Wut oder aus Langeweile irgendwo hin gepinkelt haben statt aufs Katzenklo zu gehen. Einfach um Ihnen mitzuteilen, dass man sie nicht vernachlässigen soll. Gut, dass Sie die Katze weggegeben haben, Tiere sind nämlich keine Möbelstücke!

  17. 42.

    Unsere Straßenshieter haben uns mit Tüte in der Hand. Na und?

  18. 41.

    Tja, was soll ich sagen - ich hatte mal eine weibliches Katzentier, das tagsüber allein in der Wohnung war. Wenn ich abends nach Hause kam, roch es in der Wohnung "nach Katze", nicht nur nach Katzenklo...
    Kann sein, dass ich sie nicht richtig ernährt habe, weiß ich nicht mehr, ist schon länger her.
    Wie auch immer, irgendwann hat es mir dann gereicht und ich habe sie weggegeben.

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