"Neonazi-Jäger" - Ehemaliger Berliner Polizeiführer Michael Knape gestorben

Mi 20.09.23 | 08:43 Uhr
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Archivbild: Polizist Michael Knape in Berlin. (Quelle: imago images/M. Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.09.2023 | Nachrichten | Bild: imago images/M. Koch

Der ehemalige Berliner Polizeiführer Michael Knape ist tot. Das bestätigte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) dem rbb. Knape verstarb im Alter von 72 Jahren nach schwerer Krankheit. Zuvor hatte zuerst die "Berliner Zeitung" berichtet.

Feindbild der rechtsextremen Szene

Knape trat 1970 in die Berliner Polizei ein. Lange Zeit leitete er die Direktion 6, die für die Berliner Verwaltungsbezirke Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick zuständig war. Auch viele Großeinsätze, wie zum Beispiel zur Walpurgisnacht oder am 1. Mai liefen unter seiner Leitung.

Der Polizist im Ruhestand hatte sich als "Neonazi-Jäger" von Berlin einen Namen gemacht. Gegenüber Neonazis wendete Knape das Polizeirecht offensiv an. Er ließ Partys sprengen und Springerstiefel bei Aufmärschen verbieten.

Die rechte Szene übte viel Druck auf Knape aus. Steckbriefe wurden in seinem Kiez aufgehängt, rechtsextreme Bands widmeten dem verhassten Polizeiführer eigene Lieder, Telefonterror verunsicherte die Familie.

"Ich kann damit leben, wenn die rechte Szene meint, ich bin ein Nazijäger. Dann sag ich mal: 'Viel Feind, viel Ehr'", sagte er in einem rbb-Portrait im Jahr 2004.

Auch im Ruhestand noch aktiv

Knape war zudem 28 Jahre lang Dozent an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) - auch nach seiner Pensionierung im Jahr 2014. Ebenso lehrte er an der Polizeiakademie in Oranienburg (Oberhavel) junge Beamte in polizeilicher Einsatzlehre.

Er galt als Experte für den Einsatz von Tasern (Elektroschocker). Als solcher geriet er in die Kritik, weil er 2017 Zweifel an der Rechtsgrundlage des Taser-Testlaufs bei der Berliner Polizei äußerte.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.09.2023, 10:04 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Danke Micha, leider bist du viel zu früh gegangen.
    Du warst ein super Polizeiführer.
    Mach es gut

  2. 4.

    Zu früh...Er hätte seinen Ruhestand verdient gehabt, um die Pension nach Anstrengungen und Entbehrungen zu genießen.

  3. 3.

    Einer der fähigen Polizeiführer den ich in meiner langjährigen Dienstzeit kennen gelernt habe. Sachlich und kompetent in allen Fragen sowie bei Einsätzen. Als ehemaliger Leiter der Direktion 6 stets für seine Mitarbeiter da und immer ein offenes Ohr.
    Die Absolventen beider Hochschulen in Berlin und Oranienburg haben hoffentlich viel von seinen Erfahrungen mitgenommen.
    Ruhen Sie in Frieden und Danke

  4. 2.

    Schade viel zu früh von uns gegangen. Ein ehrliche r Polizeifüher und Leiter einer Direktion. Stets mit Rat und Tat zur Seite seiner unterstellten Mitarbeiter. Einer der immer ein offenes Ohr hatte.
    Ruhe in Frieden und Danke für all Ihre Unterstützung in schwierigen Zeiten.

  5. 1.

    Puh... das ist zu früh für jemanden, der noch so gern so unbequem war, Missstände beim Namen nannte, ein (sich um alles) Kümmerer. Ruhe in Frieden nach dem bewegten Leben.

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