Anfrage der Grünen - Mehr als 100 Ermittlungsverfahren wegen Extremismus bei Berliner Polizei eingeleitet

Sa 14.10.23 | 16:58 Uhr
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Polizeibeamte stehen im Stadtteil Neukölln auf der Sonnenallee. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Wegen Verdachts auf politisch motivierte Straftaten im Polizeidienst hat das Landeskriminalamt Berlin seit Anfang 2022 mindestens 102 Strafermittlungsverfahren eingeleitet oder bearbeitet.

Dies geht aus der Antwort des Berliner Senats auf eine Anfrage der Grünen nach rechtsextremen Tendenzen in den Sicherheitsbehörden hervor. Darüber berichtete am Samstag zunächst der "Spiegel". Das Papier liegt zudem der Deutschen Presse-Agentur vor.

61 Disziplinarverfahren gemeldet

Bei den genannten Verfahren zu möglichen Straftaten ging es in 78 Fällen um Beleidigung, elf Mal um Körperverletzung, zehn Mal um Volksverhetzung, neun Mal um Symbole verfassungswidriger oder terroristischer Organisationen und einmal um einen möglichen Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Davon sind 38 Verfahren offen. In vier Fällen gab es einen Strafbefehl, ein Verfahren wurde vor einem Strafrichter angeklagt. 61 Verfahren wurden eingestellt.

In der Antwort ist auch die Rede von 61 internen Disziplinarverfahren mit Bezug zu politisch motivierten Dienstvergehen gegen verbeamtete Dienstkräfte. Davon wurden den Angaben zufolge mit Stand Ende August sechs Verfahren rechtskräftig abgeschlossen - zwei mit Geldbußen und vier mit Einstellung des Verfahrens.

Die beiden Grünen-Abgeordneten, die die Anfrage gestellt hatten, äußerten sich kritisch. "Wieder einmal belegt die hohe Anzahl politisch motivierter Dienstvergehen die strukturelle Dimension des Rechtsextremismus innerhalb der Polizei", erklärte Ario Mirzaie, Sprecher für Strategien gegen Rechts. Vasili Franco, Sprecher für Innenpolitik, kritisierte: "Oftmals verlaufen eingeleitete Straf- und Disziplinarverfahren im Sande und werden eingestellt." Perspektivisch sollten Ermittlungen gegen Polizisten von unabhängigen Stellen geführt werden, meinte er.

Sendung: rbb24 Abendschau, 14.10.23, 19:30 Uhr

22 Kommentare

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  1. 22.

    Der rechten politischen Ausrichtung nahezustehen, ist ebenso wenig verwerflich, wie der linken.

    Niemand hier erhob die "Forderung, dass darüber nicht Bericht erstattet werden solle".
    Oder welchem Kommentator genau werfen Sie dies vor?

    Ihre Frage ("Oder haben Sie eine andere Erklärung.." ) wurde von Kommentator "Jan" schon beantwortet:
    "Berlin hat rund 18500 Polizeivollzugsbeamte. Da machen 102 Verfahren gerade mal 0,5% aus."
    Die Häufigkeit der Berichterstattung ist angesichts dieser Zahl schon verwunderlich.
    Man könnte meinen, jemand sei der Polizei nicht wohlgesonnen.

  2. 21.

    Es ging bei der Diskussion von Anfang an darum, daß aus der Antwort auf die Anfrage der Grünen - so wie sie hier im Artikel dargestellt wird - nicht die Information herausgelesen kann, welche von den Grünen in der zitierten Stellungnahme hineininterpretiert wurde. Entweder die Antwort ist unvollständig dargestellt oder die Grünen schießen etwas über das Ziel hinaus bei der Interpretation.

  3. 20.

    An Björn: Die nachsichtige Haltung gegenüber rechtsextremen Vorfällen innerhalb der Polizei, egal wie häufig oder selten sie sein mag und die Forderung, dass darüber nicht Bericht erstattet werden solle, kann nicht logisch erklärt werden, es sei denn, der- oder diejenige steht selbst der rechten politischen Ausrichtung nahe. Oder haben Sie eine andere Erklärung für eine solche Haltung?

  4. 19.

    "sich hier gegen die Aufarbeitung dieser Fälle von Rechtsextremismus" Wo steht in der Antwort auf die Anfrage hier etwas von der politischen Einordnung der Fälle?

  5. 18.

    Liebe Polizei, danke für Euren Dienst. Trotz oftmals sehr langer Arbeitszeit bis zur Erschöpfung und trotz zu niedriger Bezahlung, sorgt Ihr für Ordnung und Sicherheit. Ihr geht dorthin, wo manch anderer lieber weglaufen würde und haltet unsere Gesellschaft zusammen.

  6. 17.

    "Trägt ein solcher Artikel in irgendeiner Weise zu mehr Respekt gegenüber der Polizei bei? "

    Ja, definitiv. Denn ich möchte mir sicher sein können, dass Straftaten und Dienstvergehen von Polizisten entsprechend geahndet werden. Wie soll ich sonst Respekt haben können vor allen Polizisten, die mir begegnen, wenn ich nicht weiß, ob schwarze Schafe darunter sind, die - aus welchen Gründen auch immer - unbehelligt blieben?

    Diejenigen, die sich hier gegen die Aufarbeitung dieser Fälle von Rechtsextremismus aussprechen, hätten mit Sicherheit weniger Verständnis dafür, wenn sich ein Polizist in WhatsApp-Gruppen linksextrem oder islamistisch äußert. Da würden sie sofort Konsequenzen fordern.

  7. 16.

    Danke ... genau so habe ich es gemeint.
    Der Artikel bringt m.E. weder Klarheit, noch Respekt, noch Transparenz.
    Also - für mich - nur ein weiteres "Argument" für Menschen, die sich nichts von Sicherheitskräften sagen lassen wollen.

  8. 15.

    Weder Täter/Opfer-Umkehr noch unter den Tisch kehren!
    Es ging mir um diesen Artikel mit "die Rede von, Ermittlungen eingestellt, wahrscheinlich, Verdacht" usw. und dann daraus zu ziehen "hohe Anzahl politisch motivierter Dienstvergehen die strukturelle Dimension des Rechtsextremismus innerhalb der Polizei".
    Dies ist es, was ich als nicht sinnvoll betrachte.

  9. 14.

    Wenn man in den letzten Jahren verfolgt hat, welche Personen und welche Positionen als rechtsradikal / ultrarechts / rechtsextrem bezeichnet wurden, muss man leider feststellen, dass die Begriffe bedeutungsleer geworden sind. Früher ging es um gewalttätige Neonazis mit Umsturzfantasien und die Begriffe haben zurecht ein Gefühl des Grusels und Unbehagen ausgelöst. Heute lösen sie ein Schulterzucken aus, weil die Übereifrigen die Begriffe inflationär benutzt und sie jedem Konservativen, Migrationskritiker etc. auf die Stirn geklebt haben.

  10. 13.

    Keine dämliche Anfrage, wie ja das Ergebnis zeigt. Man muss sich als Bürger/-in schon sicher sein können, dass man einen neutralen Polizisten/Polizistin vor sich hat, gerade in einer Stadt wie Berlin, die multikulturell und divers ist.

  11. 12.

    @Jan. 102 Verdächtige sind (In dieser Position als Polizeibeamte) 102 zuviel! Ich finde das nicht wirklich akzeptabel...

  12. 11.

    Zitat: "Dieser Artikel sagt faktisch überhaupt nichts aus."

    Na ja, vier Strafbefehle infolge von Anzeigen, bei noch einem Drittel ausstehend zu behandelnden Fällen, und zwei Geldbußen bei vier von sechs abgehandelten internen Disziplinarverfahren, ist schon ein bisschen mehr als bloßes "Geraune", Eva. Wobei die Aussage von Ario Mirzaie bzgl. "struktureller Dimension des Rechtsextremismus innerhalb der Polizei" natürlich ziemlich weit hergeholt ist.

  13. 10.

    Nein, keine Täter-Opfer-Umkehr sondern Vorverurteilung! Verfahren können schon beim geringsten Verdacht oder auf eine einfache Beschwerde hin ausgelöst werden. Das sagt noch lange nichts darüber aus, ob der Vorwurf am Ende wirklich Bestand hat. Aber diese Zahlen wären halt nicht so spektakulär, deshalb hat man reine Verfahrenszahlen abgefragt. Das ist schlicht unseriös. Solange es zu keinen Disziplinarmaßnahmen der einer Verurteilung kommt, gilt auch für Polizisten die Unschuldsvermutung.

  14. 9.

    Sprechen wir's doch aus.
    Wenn sich die Polizei immer wieder respektlos von Clans und bildungsscheuen Migrantenkindern behandelt lassen muss, weil der Rückhalt von der Politik fehlt, brauchen wir uns nicht um rechtsextreme Vorfälle bei der Polizei wundern.
    Deswegen wurde auch auf die CDU gesetzt, damit sich etwas an der Sicherheitspolitik ändert.
    Polizisten haben genau soviel Respekt verdient wie wir für uns beanspruchen.
    Dann klappt es vielleicht auch ohne extremistischen Züge bei der Polizei

  15. 8.

    Selbst wenn man von diesen Vergehen ausgeht, stimme ich den Vorkommentatoren zu. Man sollte schon genauer differenzieren, um welche Verstöße es geht bzw. in welche Richtung diese gehen. Außerdem sollte man dann auch mal das Gesamtbild betrachten. Berlin hat rund 18500 Polizeivollzugsbeamte. Da machen 102 Verfahren gerade mal 0,5% aus. Das finde ich verschwindend gering. Und das ist auch gut so.

  16. 7.

    Typische Täter/Opfer Umkehr! Oder sind Sie der Meinung, dass ungesetzliches Handeln von Polizisten unter den Tisch gekehrt werden sollte? Auch Polizisten stehen nicht über dem Gesetz. Für den Ruf der Polizei sind die Polizisten selbst verantwortlich.

  17. 6.

    "Dem Artikel nach, haben die beiden Grünen unqualifizierte Schlußfolgerungen gezogen" Des ist eben nicht ganz klar ersichtlich aus dem Artikel. Es könnte auch einfach die Antwort unvollständig dargestellt sein.

  18. 5.

    Trägt ein solcher Artikel in irgendeiner Weise zu mehr Respekt gegenüber der Polizei bei?
    Oder liefert man damit noch mehr "Angriffsflächen"?

  19. 4.

    Genau so ist es,
    Dem Artikel nach, haben die beiden Grünen unqualifizierte Schlußfolgerungen gezogen, so wie es bei Grünen in Berlin üblich ist.
    Übrigens, so wie es auch Die Linke tun, aber kein Wunder, in Berlin stehen sich beide Parteien zu nah

  20. 3.

    Ist ja klar, dass so eine dämliche Anfrage von den Grünen kommen muss.

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