Wohnen im Speckgürtel - In Panketal stört diese Musiker-Familie keine Nachbarn mit ihrer Musik

Di 09.01.24 | 13:19 Uhr
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Mutter und Kinder am Gleis (Bild: rbb)
Bild: rbb

Pendeln zwischen Berliner Innenstadt und Speckgürtel ist für viele Familien Alltag. Ein Musiker-Ehepaar ist aus Wedding nach Panketal gezogen. Zweimal täglich fahren sie 50 Minuten mit der Bahn zum Konzerthaus – zwei ihrer Kinder fahren mit.

Ernst-Martin Schmidt drückt die weißen und schwarzen Tasten der Klaviatur und spielt klassische Musik. Seine jüngere Tochter sitzt neben ihm am Klavier, die ältere steht vor dem Instrument. Auf dem dunkelroten Sofa hört sich seine Frau Avigail Bushakevitz die Musik an und hält ihren Sohn auf dem Schoß.

Musik spielt die Hauptrolle im Leben von Avigail Bushakevitz und Ernst-Martin Schmidt: Die Südafrikanerin spielt Violine, ihr Mann ist Bratschist. Auch die drei Kinder üben schon fleißig, wie die Eltern sagen.

Seit fünf Jahren wohnt die Familie in Panketal

In der alten Berliner Wohnung sei das Musizieren nicht immer einfach gewesen: "Wir haben irgendwann gedacht, mit den Kindern ist es schwierig, in einem Mietshaus zu wohnen und dann abends Zeit zu haben zum Üben, aber dann die Nachbarn zu stören", sagt Schmidt. Durch Glück habe die Familie vor einigen Jahren das damals freie Haus in Panketal gefunden, so der Familienvater: "Es ist schön, in einem Haus mit Garten zu wohnen!"

Seit fünf Jahren wohnt die junge Familie im Berliner Umland. Doch der Rhythmus der Hauptstadt gibt noch immer den Takt vor: Bushakevitz und ihr Mann gehören dem Orchester des Konzerthauses am Gendarmenmarkt an. Gleich um die Ecke gehen die beiden Jüngsten, Gideon und Tabea, in einen Kindergarten mit Musikförderung. Die Familie pendelt täglich 20 Kilometer zwischen Hauptstand und Speckgürtel.

Paar im Panketal (Bild: rbb)Eltern in ihrem Haus in Panketal. Bild: rbb

50 Minuten von Tür zu Tür

Nach einem langen Arbeitstag packt Bushakevitz ihr Instrument in die Geigentasche, legt ein Tuch darauf und schließt die Tasche. Sie hat an diesem Tag Aufnahmen für einen CD eingespielt. "Ich komme jeden Tag in der Woche nach Mitte, weil meine Kinder hier in den Kindergarten gehen. Hier im Konzerthaus arbeite ich vier bis fünf Wochentage. Und am Wochenende sind meist Konzerte", so die Musikerin.

Nachdem sie ihre Kinder abgeholt hat, steigt sie mit den Kleinen, Geige und Kinderwagen in die U-Bahn in Stadtmitte ein. "Meist dauert es für uns ca. 50 Minuten von Tür zu Tür. Es ist eine Kombination aus U-Bahn und S-Bahn", so Bushakevitz. Sie genieße die Zeit in der Bahn, sagt sie. "Es ist unsere Zeit, um Kinderbücher zu lesen."

Der Schulweg in Panketal sei sicherer als in Berlin

Der Umstieg in die S-Bahn ist reibungslos gelaufen, kurz vor fünf Uhr nachmittags ist die Familie wieder in Panketal zusammen. Ernst-Martin Schmidt begrüßt seine Kinder an der Tür – an diesem Tag musste er nicht nach Mitte.

Im Haus und Garten hätten sie deutlich mehr Platz als in der Berliner Wohnung, doch der Umzug habe weitere Vorteile mit sich gebracht, sagt die Mutter. Für Tochter Ada sei zudem der Schulweg sicherer als in der Hauptstadt: "Die Schule hier ist ein Kilometer weg, die Straßen hier sind nicht so gefährlich. Unsere Tochter konnte schon mit sechs Jahren allein mit dem Fahrrad zur Schule fahren", so Bushakevitz.

Familie in Panketal (Bild: rbb)Mutter und drei Kinder kommen zuhause an. Bild: rbb

"Es ist die perfekte Mischung"

Das Paar hat in der Gemeinde Fuß gefasst und Freunde gefunden, wie sie erzählen. "Die Leute hier grüßen und es ist ein bisschen wie in meinem Dorf in Südafrika. Man sieht einander öfters. Und die Leute sind sehr freundlich.", sagt Bushakevitz. "Es ist die perfekte Mischung, wir sind schnell drin in der Stadt, aber auch schnell wieder draußen!", fasst ihr Mann zusammen. Für das Musiker-Ehepaar überwiegen nach dem Umzug in den Speckgürtel die Vorteile, so Familienvater Schmidt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 06.01.2024, 19:30 Uhr

4 Kommentare

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  1. 4.

    Und da gibt es keine Nachbarn?

  2. 2.

    Was für eine Wohltat - mal einen durchweg positiven Bericht zu lesen :-)

  3. 1.

    Nur 50min? Hui! Ich will auch! Ich brauche für meinen Arbeitsweg hin und zurück die doppelte Zeit, und das nur innerhalb Berlins....

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