Rassismus-Verdacht - Demo in Cottbus nach mutmaßlichem Lehrer-Angriff auf Schüler

Di 19.03.24 | 17:24 Uhr
Demonstration vor dem Schulamt Cottbus
Video: Brandenburg aktuell | 19.03.2024 | Philipp Manske, Sebastian Schiller im Gespräch | Bild: rbb/Florian Ludwig

Ein Lehrer soll einen Schüler mit Migrationshintergrund krankenhausreif geschlagen haben, deswegen demonstrierten am Dienstag Menschen vor dem Cottbuser Schulamt. Währenddessen ermittelt die Polizei weiter zu einem rassistischen Motiv.

Knapp 100 Menschen haben nach rbb-Informationen in Cottbus vor dem Schulamt gegen Gewalt und Rassismus an Schulen protestiert. Auslöser für die Demonstration sind Vorwürfe gegen einen Lehrer. Er soll Schüler mit Migrationshintergrund beleidigt und in einem Fall sogar krankenhausreif geschlagen haben.

Zu der Demonstration am Dienstag vor dem Schulamt in Cottbus hatte das Bündnis "Unteilbar Südbrandenburg" aufgerufen. 150 Teilnehmer hatte das Bündnis im Vorfeld bei der Polizeidirektion Süd in Cottbus angemeldet.

In einem Aufruf des Bündnisses zu der Demo in sozialen Medien hieß es: "Kinder und Jugendliche sollen in Cottbus ohne Angst und Rassismus aufwachsen." Dort forderten sie Konsequenzen für den Lehrer.

Das Bündnis "Unteilbar Südbrandenburg" ist eine lokale Gruppe, die sich nach eigenen Angaben für eine offene und freie Gesellschaft einsetzt.

Schulamt Cottbus kündigt Entschuldigung an

Am Dienstag kurz vor der Demonstration kündigte der Leiter des Schulamtes Cottbus, Uwe Mader im rbb an, sich persönlich bei der Familie des 12-Jährigen entschuldigen zu wollen.

"Unsere Aufgabe ist natürlich, als Schule dafür zu sorgen, dass die Kinder in der Schule unversehrt unterrichtet werden, dass kein Elternteil Angst haben muss vor irgendwelchen Übergriffen [...]", sagte er. "Wir werden auch zukünftig dafür Sorgen tragen, dass eine Unversehrtheit gegenüber den Kindern gewährleistet wird und dass wir hier einen Fehler gemacht haben, das räume ich ein", so Mader weiter.

Der beschuldigte Lehrer war nach den mutmaßlichen Übergriffen an der Cottbuser Schule versetzt worden. Der Pädagoge sei derzeit jedoch nicht im Dienst und werde nicht mehr unterrichten, so Mader.

Schwere Vorwürfe gegen Lehrer

Nach rbb-Recherchen soll der Lehrer im Herbst 2023 an einer Schule in Cottbus einen syrischen Schüler krankenhausreif geschlagen haben.

Wie medizinische Unterlagen des Carl-Thiem-Klinikum Cottbus (CTK) belegen, musste der 12-Jährige wegen eines Halswirbelsäulen-Schleudertraumas, schmerzbedingten Bewegungseinschränkungen und einer Prellung des Brustkorbs drei Tage lang stationär behandelt werden.

Symbolbild: Rangelnde Jungs vor einer Schule. (Quelle: imago images/imagebroker)
Bild: imago images/imagebroker

Die Polizei bestätigt, dass gegen den Lehrer in diesem Zusammenhang Anzeige erstattet wurde. Zudem soll der Pädagoge in einem anderen Fall einen Schüler aus Tschetschenien in den Rücken getreten haben. Auch in diesem Fall werde seitens der Polizei ermittelt.

Nach rbb-Informationen aus Sicherheitskreisen könnten die mutmaßlichen Attacken des Lehrers als Verdacht auf eine rassistisch motivierte Straftat eingestuft werden.

Bildungsministerium: kein Anhaltspunkt für rassistisch motivierten Hintergrund

Auf rbb-Anfrage hatte das Bildungsministerium des Landes Brandenburg in einer ersten Stellungnahme mitgeteilt, dass man den Fall sehr ernst nehme.

Am Dienstag äußerte sich auch Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) gegenüber dem rbb mit den Worten, dass Gewalt gegen Kinder gar nicht gehe. Das sei eine rote Linie, die egal aus welchem Grund und unter welchen Umständen nicht überschritten werden dürfe. Auch der Minister bat in diesem Zusammenhang in besagtem Fall um Entschuldigung.

"Außerdem hätten vor einer Entscheidung über eine Weiterbeschäftigung der Lehrkraft die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft abgewartet werden müssen", so Freiberg. Auch er sagte, dass die Lehrkraft aktuell nicht im Dienst sei.

"Anders als öffentlich dargestellt, gibt es nach den hier vorliegenden Erkenntnissen weder für den Übergriff selbst und gleich gar nicht für die Schule als Ganzes einen Anhaltspunkt für einen rassistisch motivierten Hintergrund", so Freiberg. Das relativiere den Übergriff jedoch nicht, hier sei eine rote Linie klar überschritten und es würden Konsequenzen gezogen, sagte der Minister dem rbb. Welche genau das sein werden, dazu machte der Minister jedoch keine näheren Angaben.

Ein Sprecher der Polizeidirektion Süd in Cottbus betonte dagegen am Dienstag auf rbb-Nachfrage, dass man auch weiterhin wegen des Verdachts eines rassistischen Motivs gegen den Lehrer ermittle.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.03.2024, 16:40 Uhr

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