Brandanschlag in Brandenburg - Wer ist die "Vulkangruppe"?
Ein Brandanschlag auf einen Strommast hat die Tesla-Fabrik in Grünheide lahmgelegt. In einem Bekennerschreiben, das die Polizei prüft, rühmt sich die "Vulkangruppe" mit dem Anschlag. Yasser Speck fasst zusammen, was wir über die Gruppe wissen.
Am Dienstagmorgen brennt ein Strommast in Brandenburg - kurz danach steht die Gigafactory von Tesla still. Außerdem sind viele Haushalte in Berlin und Brandenburg ohne Strom. Zu dem Anschlag soll sich die sogenannte "Vulkangruppe" bekannt haben.
Viel ist nicht über die Gruppe von Linksextremisten bekannt, die vom Berliner Verfassungsschutz dem anarchistischen Spektrum zugeordnet wird. Sie soll sich 2011 gegründet haben. Seitdem begeht sie Brandanschläge in Berlin und Brandenburg.
Tesla nicht zum ersten Mal Ziel der "Vulkangruppe"
Bereits im Jahr 2021 soll die "Vulkangruppe" Tesla im Visier gehabt haben. Damals hat ein Stromkabel gebrannt, das die Baustelle der Tesla-Fabrik mit Strom versorgte. Die "Vulkangruppe" rühmte sich mit dem Anschlag. Im Jahr 2018 wurde ein Starkstromkabel in Berlin-Charlottenburg zerstört. Auch nach der Aktion tauchte ein Bekennerschreiben einer sogenannten "Vulkangruppe" auf.
Im Jahr 2020 brannte ein Kabelschacht in Berlin. In einem Bekennerschreiben einer "Vulkangruppe" hieß es, das Ziel des Anschlags sei das Heinrich-Hertz-Institut gewesen. Dieses war an der Entwicklung einer Corona-App beteiligt, die die "Vulkangruppe" stoppen wollte. Die Ziele der Sabotageaktionen sind immer wieder Kabelschächte, Funkmasten und Datenleitungen.
Ziel: Störung der öffentlichen Ordnung
Die Wahl der Sabotageziele sei kein Zufall, sagt der Extremismusexperte Felix Neumann von der Konrad-Adenauer-Stiftung. "Die Gruppe möchte verdeutlichen, wie fragil die Kommunikation und das öffentliche Leben ist." Die Gruppe wolle auch darauf aufmerksam machen, dass alles angreifbar sei, so Neumann weiter. "Deswegen suchen sie sich Ziele aus, die nicht nur bei großen Unternehmen wie Tesla, sondern auch bei der naheliegenden Bevölkerung für Strom- oder Telekommunikationsausfälle sorgen."
Im Verfassungsschutzbericht des Jahres 2019 heißt es außerdem, dass das Ziel der Gruppe sei, die öffentliche Ordnung zu stören. Außerdem schreiben die Verfassungsschützer zu den Sabotageakten: "Auf diese Weise soll die Funktionsweise des 'kapitalistischen Alltags' durchbrochen und Menschen zum Innehalten genötigt werden."
Bekennerschreiben mit wechselnden Namen
Nach Sabotageaktionen oder Brandanschlägen tauchen immer wieder Bekennerschreiben auf. Auffällig dabei sind jedoch die wechselnden Namen der Gruppe. Die Gruppe nannte sich mal "Vulkangruppe Gegen den Fortschritt der Zerstörung". Ein anderes Mal "Vulkangruppe Shut Down The Power".
Zu den wechselnden Namen gibt es mehrere Theorien, so der Extremismusexperte Neumann. "Das kann bedeuten, dass es die gleiche Gruppe unter einem anderen Namen ist. Es kann aber auch sein, dass es eine neue Führung innerhalb dieser Gruppe gibt, die dann neue Akzente mit diesem neuen Namen geben möchte." Im am Dienstag aufgetauchten Bekennerschreiben zum mutmaßlichen Brandanschlag auf einen Strommast in Brandenburg nennt sie sich "Vulkangruppe Tesla abschalten!".
Genaue Organisationsstruktur unklar
Wie viele Mitglieder sich der "Vulkangruppe" in den vergangenen Jahren angeschlossen haben, ist unklar. Außerdem fehlen Informationen zur genauen Organisationsstruktur der Gruppe. Auf rbb-Anfrage wollte sich der Berliner Verfassungsschutz dazu nicht äußern. Dem Verfassungsschuzbericht des Jahres 2019 kann entnommen werden, dass der Verfassungsschutz von einer gefestigten Struktur ausgeht. Die Behörde geht bei mehreren Bekennerschreiben von einem "(teil-)identischen Autorenkreis" aus. Grund für diese Annahme sei, dass sich die Bekennerschreiben in Aufbau, Stil und Inhalt ähneln würden.
Ob es zu weiteren Brandanschlägen auf die Tesla-Fabrik kommen wird, bleibt abzuwarten. Das Feindbild der "Vulkangruppe Tesla abschalten" ist allerdings eindeutig. In ihrem Bekennerschreiben heißt es: "Kein Tesla auf der Welt soll mehr sicher sein vor unserer flammenden Wut."
Sendung: rbb|24 Inforadio, Der Nachmittag, 16 Uhr.