Berlin-Lichtenberg - Neue Verordnung bedroht Hausboote in der Rummelsburger Bucht

Sa 25.05.24 | 08:18 Uhr | Von Jonas Bürgener und Jenny Barke
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Archivbild: Rummelsburger Bucht mit Blick auf das Kraftwerk Klingenberg, Berlin-Lichtenberg. (Quelle: dpa/chromorange)
Audio: Inforadio | 23.05.2024 | Jenny Barke | Bild: dpa/chromorange

Auf den Hausbooten in der Rummelsburger Bucht wird musiziert, gemalt und gelebt. Es gibt aber auch Beschwerden über Müll und Lärm. Eine neue Verordnung soll den Bootsverkehr nun eindämmen. Die Bewohner fürchten um ihr Zuhause. Von J. Bürgener und J. Barke

Kanus und Kajaks, Tretboote, Angelschiffchen und Hausboote: In und rund um die Rummelsburger Bucht herrscht insbesondere im Sommer reges Treiben. Seit vielen Jahren gehört der Seitenarm der Spree zwischen Friedrichshain und Lichtenberg zu den liebsten Ausflugszielen der Berlinerinnen und Berliner. Für einige von ihnen ist es jedoch weitaus mehr - Heimat und zuhause. Dutzende Menschen leben nicht nur in den Sommermonaten, sondern das ganze Jahr über in Hausbooten auf dem Wasser.

Das könnte nun allerdings deutlich schwerer werden. Eine neue Bundesverordnung, die am 1. Juni in Kraft treten wird, verbietet das unbemannte "Stillliegen", also das Ankern in der Bucht. Sprich: Wenn sich niemand an Bord befindet, darf nicht geankert werden und das Boot muss an einem gekennzeichneten und daher kostenpflichtigen Liegeplatz angelegt werden. An 35 weiteren Kilometern der innerstädtischen Spree wird das Ankern sogar komplett verboten.

Bewohnerinnen und Bewohner werden überrascht

Seit einigen Jahren schon versucht die Berliner Politik beim Bund, der die Bundeswasserstraße Spree verwaltet, eine Änderung der Binnenschifffahrts-Ordnung zu erwirken, um den Bootsverkehr auf dem Fluss einzudämmen. Die Gründe: Müllprobleme und Beschwerden über Lärmbelästigung. Anfang Mai - also nur knapp einen Monat vor in Kraft treten – wurde die neue Verordnung nun in einer Veröffentlichung des Bundesgesetzblattes bekanntgegeben - für viele Betroffene sehr plötzlich.

Arik Rohloff und Esther Moises sind Nachbarn in der Rummelburger Bucht und Mitglieder des Vereins "Spree:publik". Als Verband der Kunst- und Kulturflöße und der unkommerziellen Freizeitschifffahrt in Berlin setzt sich "Spree:publik" seit vielen Jahren für die partizipative Nutzung der Gewässer ein. Die Mitglieder organisieren und veranstalten Konzerte sowie Ausstellungen auf dem Wasser und weitere Kunst-, Umwelt- und Integrationsprojekte.

Arik Rohloff und Esther Moises vom Verein "Spree:publik". (Quelle: rbb/Barke)
Esther Moises und Arik Rohloff vom Verein "Spree:publik". | Bild: rbb/Barke

Moises, die mittlerweile seit vier Jahren auf dem Wasser wohnt, wurde wie die meisten Vereinsmitglieder von der neuen Verordnung überrascht. "Das kam mehr oder weniger aus heiterem Himmel. Man fühlt sich auch ein bisschen übergangen von der Politik", sagt sie enttäuscht. Der Verein habe die Bestrebung, ein gutes gemeinsames Zusammenleben zu gewährleisten. "Es geht mir nicht gut damit. Das sind Veränderungen, die ich nicht ganz nachvollziehen kann."

"Ich bewege mich dann in der Illegalität"

Rohloff lebt sogar schon einige Jahre mehr in der Bucht, seit 2017 ist der Spreearm sein Zuhause. Er skizziert die Auswirkungen der Verordnungsänderung für sich und andere Bootsinhaber in der Rummelsburger Bucht: "Ich bewege mich dann immer mal wieder in der Illegalität, manche hier auf dem See sehr wahrscheinlich regelmäßig". Neben den Folgen für Privatpersonen sieht Rohloff auch deutliche Einschränkungen für die Vereinsarbeit von "Spree:publik". Veranstaltungen auf dem Wasser würden durch die neuen Regeln deutlich erschwert oder sogar unmöglich gemacht. "Jegliche Aktion, die wir planen, müsste von klein auf genehmigt werden", kritisiert er.

Die Berliner Senatsverkehrsverwaltung verweist auf rbb-Anfrage vor allem auf Gefahren durch abgetriebene Boote. "Gefahren sind für die Leichtigkeit und Sicherheit des fließenden Verkehrs gegeben, weil insbesondere abgetriebene Boote mitunter ein Sicherheitsrisiko für andere Boote darstellen", teilte ein Sprecher mit. Außerdem seien umweltrelevante Aspekte nicht ausgeschlossen, "wenn z.B. ein Boot sinkt, kann durch die wassergefährdenden Stoffe - wie Treibstoffe, Öle und Schmiermittel - eine Gewässerverunreinigung ausgehen."

Rohloff und "Spree:publik" können durchaus nachvollziehen, dass der Berliner Senat in der Rummelsburger Bucht Handlungsbedarf sieht. "Wenn man den Blick schweifen lässt, sieht man regelmäßig problematische Wassernutzung, um es mal so auszudrücken", sagt Rohloff. "Ich würde mir nur wünschen, dass es nicht über unsere Köpfe hinweg und auf den Schultern all derer, die sich an die Regeln halten, entschieden wird".

"Spree:publik" schlägt Alternativen vor

"Spree:publik" hat sich nach eigenen Angaben 2022, nachdem im Vorjahr ein erster Versuch, ein Ankerverbot durchzusetzen, scheiterte, an das Bundesverkehrsministerium gewendet. "Wir wollten in die zukünftigen Entwicklungen miteinbezogen werden und haben Ideen eingebracht. Das ging von offiziellen Ankerlizenzen bis zu Vorgaben, die die Boote erfüllen müssten", sagt Rohloff. Trotz einer Zusage der parlamentarischen Staatssekretärin habe sich das Ministerium in den letzten Monaten und Jahren der Beteiligung des Vereins verschlossen. Eine Anfrage des rbb, wie es zu der plötzlichen Verordnungsänderung kam und was die Gründe dafür im Detail sind, ließ das Bundesverkehrsministerium bislang unbeantwortet.

Wie es in der Bucht für die Hausboote und ihre Bewohner nun weitergeht, ist noch unklar. Verschieden Konzepte sind denkbar und werden vom Verein geprüft. So ist zum Beispiel vorstellbar, dass Ankerverbände gegründet werden, bei denen Boote zusammengeführt werden könnten und immer eine Person vor Ort und für die Sicherheit zuständig wäre.

Wie die "taz" berichtet, strebt der Berliner Senat aber sogar ein komplettes Ankerverbot an. Man habe sich "für ein flächendeckendes Stillliegeverbot auf nicht zugelassenen Liegestellen ausgesprochen", zitiert die Zeitung eine Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung. Das würde dann wohl das Ende der Möglichkeit, auf Berliner Gewässern zu leben, bedeuten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.05.24, 13 Uhr

Beitrag von Jonas Bürgener und Jenny Barke

43 Kommentare

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  1. 43.

    Ich finde gut, dass endlich was passiert. Ich war dort neulich seit langem mal wieder spazieren und geschockt über den veränderten Zustand. Die Bucht wirkte wie ein Slum und Sammelbecken von verdeckter Obdachlosigkeit. Boote die halb verrottet waren, schon fast unter Wasser hingen. Hausboote die aussahen wie verwahrloste Geräteschuppen, Müll. Wie die normalen Boote dazwischen das aushalten in so einer Nachbarschaf? 2 Bootsfreunde von mir sind schon vor ein paar Jahren von dort weg gezogen.

  2. 42.

    Das ist der Hammer! Ich wollte schon fast sagen ,,ne Riesenschwei...'', aber das wäre nicht durchgegangen. Danke für die Fakten!

  3. 41.

    Fake News. Nachdem schon vorherige Senate den hinter Coral World und der IG Eigentümer Rummelsburger Bucht stehenden "Investoren" einen "Gefallen", u.a. die Räumung eines Obdachlosencamps in einer Nacht und Nebel Aktion, nach dem anderen getan haben setzt Gaebler und die ihm unterstehende Verwaltung zusammen mit der Senatsverkehrsverwaltung noch einen drauf.

    Und immer mitten drin, die Lichtenberger sPD.

  4. 40.

    Auch dagegen würde dieser Senat vorgehen, sollen doch die zukünftigen Besitzer der Luxusapartments einen ungetrübten Blick über die Rummelsberger Bucht genießen können.

    Nur darum geht es hier.

    Nachdem schon vorherige Senate den hinter Coral World und der IG Eigentümer Rummelsburger Bucht stehenden "Investoren" einen "Gefallen", u.a. die Räumung eines Obdachlosencamps in einer Nacht und Nebel Aktion, nach dem anderen getan haben setzt Gaebler und die ihm unterstehende Verwaltung zusammen mit der Senatsverkehrsverwaltung noch einen drauf.

    Und immer mitten drin, die Lichtenberger sPD.

  5. 39.

    "Es geht um Vorteilsnahme, sonst nichts." Allerdings, nur nicht so wie von ihnen gemeint. Was sie hier betreiben nennt man Verdrehung der Tatsachen mit Hilfe faktenfreier Unterstellungen.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren" gehört, ich darf es hier leider nicht.

    Ich empfehle eine Suchmachine ihrer Wahl und die Suchbegriffe "Rummelsbucht Leaks" und "Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“.

    Besonders interessant ist dabei welche Rolle Gabriele Thöne dabei gespielt hat. Frau Thöne war vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin und war bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich.

    Sie haben vollkommen recht, das nennt sich Vorteilsnahme!

  6. 38.

    "Es geht um Vorteilsnahme, sonst nichts." Allerdings, nur nicht so wie von ihnen gemeint. Was sie hier betreiben nennt man Verdrehung der Tatsachen mit Hilfe faktenfreier Unterstellungen.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren" gehört, ich darf es hier leider nicht.

    Ich empfehle eine Suchmachine ihrer Wahl und die Suchbegriffe "Rummelsbucht Leaks" und "Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“.

    Besonders interessant ist dabei welche Rolle Gabriele Thöne dabei gespielt hat. Frau Thöne war vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin und war bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich.

    Sie haben vollkommen recht, das nennt sich Vorteilsnahme!

  7. 37.

    Den zukünftigen Besitzern der Luxusapartments soll doch nicht der Blick über die Rummelsburger Bucht versaut werden.

    Dieser korrupteste Senat aller Zeiten hängt bis zum Hals im Sumpf der Immobilenmafia. Und immer mitten drin, die Lichtenberger sPD.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren gehört, ich darf es hier leider nicht. Man wird u.a. einen Gijora P. finden, berühmt, berüchtigt.

  8. 36.

    Auch dagegen würde dieser Senat vorgehen, sollen doch die zukünftigen Besitzer der Luxusapartments einen ungetrübten Blick über die Rummelsberger Bucht genießen können.

    Nur darum geht es hier.

  9. 35.

    "Es geht um Vorteilsnahme, sonst nichts." Allerdings, nur nicht so wie von ihnen gemeint. Was sie hier betreiben nennt man Verdrehung der Tatsachen mit Hilfe faktenfreier Unterstellungen.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren" gehört, ich darf es hier leider nicht.

    Ich empfehle eine Suchmachine ihrer Wahl und die Suchbegriffe "Rummelsbucht Leaks" und "Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“.

    Besonders interessant ist dabei welche Rolle Gabriele Thöne dabei gespielt hat. Frau Thöne war vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin und war bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich.

    Sie haben vollkommen recht, das nennt sich Vorteilsnahme!

  10. 34.

    "Es geht um Vorteilsnahme, sonst nichts." Allerdings, nur nicht so wie von ihnen gemeint. Was sie hier betreiben nennt man Verdrehung der Tatsachen mit Hilfe faktenfreier Unterstellungen.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren" gehört, ich darf es hier leider nicht.

    Ich empfehle eine Suchmachine ihrer Wahl und die Suchbegriffe "Rummelsbucht Leaks" und "Interessengemeinschaft „Eigentümer in der Rummelsburger Bucht“.

    Besonders interessant ist dabei welche Rolle Gabriele Thöne dabei gespielt hat. Frau Thöne war vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin und war bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich.

    Sie haben vollkommen recht, das nennt sich Vorteilsnahme!

  11. 33.

    Den zukünftigen Besitzern der Luxusapartments soll doch nicht der Blick über die Rummelsburger Bucht versaut werden.

    Dieser korrupteste Senat aller Zeiten hängt bis zum Hals im Sumpf der Immobilenmafia.

    Jeder darf sich ein Bild machen wer zu den besagten "Investoren gehört, ich darf es hier leider nicht. Man wird u.a. einen Gijora P. finden, berühmt, berüchtigt.

  12. 32.

    Dann braucht man da auch kein Hotel an der Rummelsburger bauen. Da könnten die Gäste sich ja an den Anblick der Boote u.Ä. gestört werden wenn die aus dem Loftapartement des Hotels schauen.

  13. 31.

    Wenn man Wagenburgen aufs Wasser verlegt wird es Zeit hier entschieden zu reagieren

  14. 28.

    Guten Morgen, ich finde die neuen Regeln zwar gut, aber mit einem offiziellem Ankerplatz verschwinden doch weder der Lärm noch die illegale Müll und Fäkalienentsorgung. Ich hoffe, das ist dann auch alles vernünftig geregelt und kann dann geahndet werden. Letztens wurde ein total marodes und gesunkenes Schiff und er Bucht auf Kosten der Steuerzahler entsorgt und geborgen. Daher muss da dringend Dehnung und Zuständigkeit rein. Das darf nicht bei der Allgemeinheit hängen bleiben.

  15. 27.

    Was finanziert denn die Allgemeinheit dort ? Die Boote, Trinkwasser, Essen, Strom ….?
    Und ein Verein ist nur eine Form eines Zusammenschlusses von Personen… dafür gibt es grundsätzlich nichts von der Allgemeinheit. Auch ist ein Verein grundsätzlich steuerpflichtig. Nur bei gemeinnützigen Vereinen fällt die für einen Teil des Vereins weg.
    Dies betrifft dann die Einnahmen des Vereins…. Das wären dort welche und in welcher Höhe?
    Und das ist der Unterschied zwischen Behauptungen und Fakten.

  16. 26.

    Due öffentlichen Wasserflächen gehören der Allgemeinheit. Weshalb muss ich mir am Land um zigtausende Euro ein Grundstück für mein Haus/Wohnung kaufen/pachten und irgendwer mit einem Hausboot meint, für gratis ein Plätzchen im Zentrum Berlins finden zu können? Wenn das alle machen, haben wir da bald 1000 Hausboote. Oder ich lass mich mit meinem Tiny-Haus, Wohnwagen, Jurte in einem städtischen Park nieder. Geht ja auch nicht. Wieso sollte es auf dem Wasser anders sein?

  17. 25.

    „Boote“ sind das nur bedingt die dort ankern.
    Das sind mehr oder weniger gerade noch so schwimmende Schrotthaufen. Und untergegangen sind auch bereits einige davon. Hat der Verein die dann bergen lassen - wahrscheinlich nicht…

  18. 24.

    Ein Smarthouseboat wäre doch die Lösung. Kleine E-Motoren halten das Böötchen am Ort und alle 10 min wird ein paar Meter "umgeparkt". Solartechnik, GPS, ein halbweg moderner Laptop und ein Programm das max je fünf Schiffchen zum Verbund kombiert und zwischen den Gruppen einen Sicherheitsabstand lässt. Alle "parken" im Kreis - niemand ankert mehr. Also technisch machbar wäre das.

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