Bergbausanierung - Gesperrte Tagebauflächen werden zum Problem für Calauer Bio-Bauer

Mi 22.05.24 | 13:44 Uhr
Ein Betreten-Verboten-Schild warnt vor einem inaktiven Tagebau in Brandenburg, Deutschland.
Seit Jahren darf die Weidefläche von Peter Kurth nicht mehr betreten werden. | Bild: rbb

Sperrbereich - Lebensgefahr: Wer in der Lausitz unterwegs ist, kennt die Schilder am Waldrand oder an ehemaligen Tagebaugruben. Der Boden ist nicht fest genug und darf nicht betreten werden. Einem Bauern bei Calau geht das so langsam an die Existenz.

Peter Kurth und seine Tochter Vincenta macht der Gang über früheres Tagebaugelände wütend. Denn die Bio-Bauern aus Calau (Oberspreewald-Lausitz)können einen Teil ihrer landwirtschaftlichen Flächen nicht nutzen. Gut 70 Hektar Weideland sind hier derzeit gesperrt.

Zunächst wurde das frühere Kippengelände vom Bergbausanierer Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) zur Bewirtschaftung freigegeben. Doch nun ist die Fläche seit mittlerweile 14 Jahren nicht betretbar, so Peter Kurth. "Die LMBV saniert nicht, mittlerweile entschädigt sie nicht mehr. Und wir wissen nicht, wie es weitergeht."

Grund für die Flächensperrung ist ein Erdrutsch im Jahr 2010. Damals verwandelte sich eine trockne Weidefläche in der Lausitz urplötzlich in Schlamm. Kurz darauf wurden viele Flächen mit ähnlicher Beschaffenheit vorsorglich abgeriegelt.

Fachkräftemangel bremst Sanierung

Mehr als 18.000 Hektar an früheren DDR-Tagebauflächen sind in der brandenburgischen Lausitz aktuell nicht nutzbar. Eine Fläche in etwa so groß wie die Landeshauptstadt Potsdam.

Diese Flächen zu sanieren wird laut LMBV voraussichtlich Jahrzehnte dauern und Milliarden kosten. Finanzielle Mittel seien zwar ausreichend vorhanden. Hauptgrund für die lange Sanierungsdauer seien unter anderem fehlende Fachkräfte. "Wir haben nicht ausreichend Firmen, die diese Leistungen, die wir hier benötigen, anbieten", sagt Dr. Uwe Steinhuber, der Pressesprecher des Bergbausanierers.

Dabei gehe es zum Beispiel um die schonende Sprengverdichtung, eine Maßnahme der Bodenverdichtung, um Erdrutsche in Zukunft verhindern zu können. Das Angebot am Markt dafür müsse aber erst nach und nach geschaffen werden.

Familie Kurth muss sich hinten anstellen

Aktuell sei es das Ziel der LMBV, schnell große Flächen mit wenig Mitteleinsatz wieder nutzbar zu machen. Die Flächen der Kurths gehören allerdings nicht dazu. Sie sollen frühestens 2050 saniert werden, erzählt die Familie. Doch die Bio-Bauern wollen nicht Jahrzehnte warten. Es gehe um die Zukunft des Hofes, den Tochter Vincenta mit ihrem Partner eigentlich gern übernehmen möchte.

"Ich möchte wissen, dass wir die Chance haben, hier in Zukunft auch unseren Mutterkühe ganzjährig im Freiland zu halten", erzählt sie. Doch dafür bräuchte der Betrieb dringend zusammenhängende Weideflächen.

Inzwischen befinden sich Bio-Bauer und Bergbausanierer im Rechtsstreit um die gesperrten Flächen. Wann es zu einer Lösung kommen könnte, ist derzeit nicht absehbar.

Sendung: Antenne Brandenburg, 21.05.2024, 16:40 Uhr

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